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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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können… sie nachdrücklicher ermutigen. Ihre letztendliche Treue, wenn sie erst nach Liantine gesandt werden, ist weniger wichtig.«
    »Wann schicken wir Teleos die erste Schiffsladung?«
    »In drei Wochen, Euer Majestät.«
    »Sehr gut. Ich erwarte bis dahin einhundert Mädchen.«
    »Einhundertundzwei, Euer Majestät.«
    »Zwei?«
    »Gewiss. Lady Ranita und Lady Mair sind hier keinem Zweck mehr dienlich. Halaravilli glaubt, sie seien tot. Wir könnten sie ebenso gut der ganzen Welt gegenüber für tot erklären. Und nebenbei ein wenig Profit machen.«

    Rani blinzelte ins helle Sonnenlicht und sah sich die Palisadenwände an. Sie waren fast doppelt so hoch wie ein Mensch, und die inneren Oberflächen waren geglättet worden. Das Kleine Heer war ebenso wirkungsvoll eingesperrt wie das Mitleid erregende Vieh, das den Pferch ursprünglich besetzt hatte.
    Mair trat leise fluchend neben Rani. »Nun, wir wollten aus den Verliesen raus.«
    »Ja. Aber nicht hierher.«
    Den größten Teil der auf die Konfrontation im Kartenraum folgenden zwei Wochen hatten Rani und Mair in einer von Sin Hazars Zellen kauernd verbracht. Sie waren auf Brot und Wasser gesetzt worden, auf Rationen, bei denen man verhungern konnte – als wären sie für den verhängnisvollen Brief Sin Hazars verantwortlich. Sie waren gezwungen gewesen, sich nachts aneinanderzukauern, da sie von der durch den Stein dringenden Kälte zitterten. Sie hatten Tinte und Pergament sowie einen Boten gefordert, der zu Halaravilli reiten sollte, hatten ihre Forderungen aber eingestellt, als ihnen das Lachen ihrer Wächter zu viel wurde. Sie hatten um eine Audienz beim König gebeten, nur um gesagt zu bekommen, dass sich Sin Hazar nicht mit dem Abfall in seinen Verliesen abgebe.
    Diese königliche Missachtung erwies sich, im Vergleich zu der sich nun vor ihnen ausbreitenden Szene, im Nachhinein als mildtätig.
    Ein Dorf aus Zelten bevölkerte die Palisade, verwittertes Segeltuch flatterte im Wind, der sich über die Pfahlwände stahl. Der Winter hatte Amanthia vollkommen im Griff, und es hatte in der vergangenen Woche dreimal geschneit. Während ein großer Teil des Schnees gegen die Zelte getrieben worden war, hatten sich die Wege in vereisten Schlamm verwandelt. Rani war erst am Vortag ausgeglitten, als sie am einzigen Tor in der Palisade vorüberging. Sie war schwer gestürzt, hatte sich auf dem gefrorenen Boden das Knie angeschlagen und war, mühsam nach Atem ringend, auf dem Bauch gelandet. Sie hatte einen schrecklichen Moment lang geglaubt, ihr verletztes Bein sei wieder aufgeplatzt.
    Einer der Wächter hatte von seinem Posten herabgeblickt, und sein Lachen klang rauer als der pfeifende Wind. »Steh auf, Mädchen! Meine Wache endet erst bei Mondaufgang! Vorher kann ich deine Gunst nicht annehmen!« Als Rani ihn finster ansah, hatte der Mann erneut gelacht und hinabgerufen: »Dann dreh dich wenigstens auf den Rücken. Erleichtere es dem Kleinen Heer.«
    Rani hatte Cot verflucht, sich hochgerappelt und war ins Innere des Zeltlagers gehumpelt. Nicht dass der Gott der Soldaten viel Aufmerksamkeit für irgendetwas aufzubringen schien, was hinter der Palisade geschah, hatte sie vor sich hin gemurmelt, während sie sich um ihr schmerzendes Bein kümmerte. Die Wächter waren angeblich so postiert, dass sie das Kleine Heer vor Spionen und Angreifern bewahren konnten, dass sie die kämpfenden Kinder in den letzten Tagen, bevor sie nach Liantine verschifft wurden, schützen konnten. Rani hatte jedoch bald erkannt, dass die Männer mit dem Rücken zur Ebene draußen vor den Palisaden Wache hielten. Die Löwen des Königs wachten mit gegen das Kleine Heer gerichteten Schwertern. Die Soldaten waren postiert worden, um die Kinder vor der Freiheit zu beschützen, sonst nichts.
    Als der Wind zunahm, wandten sich Rani und Mair wieder dem kleinen Zelt zu, das sie sich angeeignet hatten. Der Schutzraum war klein, aber kostbar, weil er an der Wand der Palisade lehnte und den durchdringenden Wind abwehrte. Rani hatte erst in der Nacht zuvor ein anderes Mädchen vertreiben müssen, die einen der Jungen ins Zelt hatte bringen wollen. Das andere Mädchen hatte erst aufgegeben, als Mair aufgewacht war. Gemeinsam hatten Rani und Mair den Eindringling an den Haaren gezogen und einige wohlgezielte Tritte angebracht, bis die kleine Schlampe begriff, dass leichter zugängliche Schlafplätze zu finden wären.
    Fast achtzig Mädchen streiften in der Palisade umher. Die meisten wollten ihre Decken

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