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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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während er antwortete.
    »Ah ja, der Gefolgschaft. Wie konnte ich das vergessen? Meine Schwester würde mir das niemals verzeihen. Wenn sie natürlich in der Position wäre, jemandem zu verzeihen.« Er erlaubte sich ein barbarisches Lächeln, während er zu Ehren Feliciandas ein heiliges Zeichen über seiner Brust vollführte.
    »Woher wusstet Ihr die Antwort?« Rani richtete einen entsetzten Blick auf Bashanorandi. »Bashi, woher wusstet Ihr, was Hal hören wollte?«
    »Hast du geglaubt, eure Gefolgschaft wäre undurchschaubar?«, fragte der Prinz verächtlich. »Ihr glaubt, ihr könntet euch so gut verbergen! Du und Mair und Hal und all die anderen. Ich hatte jemanden in eure kostbare Gefolgschaft eingeschleust, der mir von jedem eurer Treffen berichtete.«
    »Von j-jedem Treffen?«, stotterte Rani. »Dein Spion muss einen hohen Posten bekleiden. Er muss schon einige Zeit bei uns sein. Die meisten Mitglieder der Gefolgschaft erinnern sich kaum an Treen.«
    »Was!«, brüllte Sin Hazar, während sein jämmerlicher Neffe den Namen noch wiederholte. »Was habt Ihr da gesagt?«
    »Treen. Sie war die erste Gefolgsfrau, die getötet wurde von…« Ranita erkannte offensichtlich die Tragweite ihrer Worte und schluckte schwer.
    »Du bluffst!«, schrie Bashanorandi. »Euer Majestät, sie erfindet das! Sie will Euch glauben machen, ich hätte einen Fehler begangen!«
    »Still, Narr!« Sin Hazar konnte dem Drang kaum widerstehen, seinen wimmernden Neffen zu schlagen. »Lady Rani, ich warne Euch. Ihr habt gerade erst begonnen, die Gastfreundschaft des amanthianischen Heers zu erfahren. Ich kann Euch in einen steinernen Raum so weit unter der Erde verbannen, dass nicht einmal die Ratten Euer Flehen um Gnade hören werden. Ich kann Euch auf Hunderte Arten foltern lassen, bevor der Frühling kommt.«
    »Euer Majestät, Ihr könnt jene Dinge tun, aber das wird an der Wahrheit nichts ändern. Mein Bruder, Bardo Händler, hat ein Mitglied der Gefolgschaft ermordet, als ich kaum ein Kleinkind war. Er hat Treen hingerichtet. Hal weiß das. Er kennt die Antwort auf seine Frage.«
    »Aber Dalarati!«, kreischte Bashanorandi, dessen Gesicht unter dem entzündeten Rot und dem Silber seiner neuen Tätowierung totenbleich wurde. »Du hast ihn eigenhändig ermordet.«
    Welchen Unterschied macht das?, wollte Sin Hazar brüllen. Welchen Unterschied macht es, wer wen im Labyrinth eurer scheußlichen Stadt getötet hat! Was machte es schon aus, dass Ranita Glasmalerin einen Soldaten getötet hatte, wenn ihr Bruder jemand anderen zuerst umgebracht hatte? Sin Hazar packte Bashanorandis Arm, zog den Jungen so heftig heran, dass seine Oberschenkel gegen den geschnitzten Stuhl des Königs gepresst wurden.
    »Du sagtest es mir. Du sagtest mir, du würdest die Antwort auf die Frage kennen.«
    »I-Ich glaubte, sie zu kennen!«
    »Ich fragte dich, ob du sicher seist.«
    »Das war ich!«
    »Ich sagte dir, dass ein ganzes Königreich von deiner Antwort abhinge!«
    »Ich wusste es! Ich wusste, dass Ranita Dalarati ermordet hatte! Ich wusste, dass sie beide in der verfluchten Gefolgschaft waren! Ich wusste das… Bitte, Sire, Ihr tut mir weh!«
    Sin Hazar fluchte und stieß den Jungen von sich. »Lasst mich allein! Ihr alle! Raus hier!« Die Wächter traten rasch vor, um Ranita und Mair wieder in ihre Zelle zu bringen, und nahmen ihre klirrenden Eisenketten mit schwerfälligen Händen auf. Bashanorandi zappelte herum wie eine nervöse Katze. »Raus hier, Junge, oder ich lasse dich über die Schlossmauer werfen!«
    Bashanorandi eilte davon und machte sich kaum die Mühe zurückzublicken, als er den Eingang passiert hatte. Die übrigen Soldaten verließen den Raum nacheinander ebenfalls, aber Sin Hazar hob eine vor Wut zitternde Hand, als sein Bruder die schwere Steintür schließen wollte. »Al-Marai, du kannst bleiben.«
    »Euer Majestät.« Der Löwe verbeugte sich förmlich und blieb an der Tür stehen. Er beobachtete Sin Hazar wachsam, während dieser sich erhob. Der König trat neben den Kartentisch, ohne das komplizierte Gewirr von Söldnern und Schiffen oder die hellgoldenen Markierungen des Kleinen Heers zu sehen.
    Er hatte nach einer einfachen Tatsache gefragt. Er hatte dem Jungen gesagt, er müsse sich sicher sein. Er hatte ihm gesagt, sie könnten alles verändern. Er hatte ein zweites und ein drittes Mal nachgefragt. Und der Junge hatte gelogen. Nein, nicht gelogen. Lügen erforderte Nachdenken, erforderte einen berechnenden Geist. Der Bastard

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