Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
Majestät. Ich spreche in der Hoffnung, Frieden bringen zu können, bevor viele Männer im Kampf ihr Leben verlieren.«
    »Tasuntimanu, ich bin nicht derjenige, der diesen Frieden anficht. Ich bin nicht derjenige, der adlige Geiseln hingerichtet hat, bevor ich auch nur beginnen konnte, das Lösegeld zu zählen.«
    »Rani Händlerin war keine Adlige, Euer Majestät. Und Mair auch nicht.«
    Hal schluckte seinen Ärger hinunter und bezwang den Zorn. Stattdessen zwang er sich, Tasuntimanu anzusehen, dem Adligen in die schlammfarbenen Augen zu blicken und zu versuchen, die Logik zu erkennen, die dahinter kreiste.
    »Sagt es mir, Tasuntimanu. Erklärt mir, warum Ihr Euer Leben der Gefolgschaft des Jair weiht.«
    »Die Gefolgschaft verleiht meinem Leben Sinn, Euer Majestät«, erwiderte Tasuntimanu ohne Zögern. »Sie erlaubt es mir, richtig zu handeln, so wie der Erste Pilger. Die Gefolgschaft bringt Ordnung und Vernunft in eine Welt, die keine Ordnung und Vernunft besitzt.«
    »Und was für ein Gefühl ist es, diese Gefolgschaft blind zu akzeptieren, wenn sie sich doch jeden Moment gegen Euch wenden könnte?«
    »Euer Majestät?« Tasuntimanu schien ernsthaft verwirrt, unfähig, die Frage zu verstehen.
    »Was für ein Gefühl ist es, eine Gefolgschaft anzunehmen, die ihre eigenen Mitglieder den Wölfen zum Fraß vorwirft? Wie könnt Ihr hier stehen und mir etwas über Ordnung und Vernunft erzählen, wenn Eure Ordnung und Vernunft zwei aus unserer Gemeinschaft ungerächt lassen würden?«
    Tasuntimanu blinzelte und schüttelte den Kopf. »Rache ist nicht notwendigerweise das Ziel Jairs, Euer Majestät.« Der Graf vollführte mit seinen dicklichen Händen eine Geste, ballte und streckte sie, als könne er aus dem Rauch der Kohlenpfanne eine Antwort gestalten. »Jair hat ein Bild vor Augen, das größer ist als alles, was wir begreifen können, Euer Majestät. Er hat einen Plan, den wir nicht kennen können.«
    »Und doch behauptet Ihr, seine Befehle zu verstehen, hier und jetzt vor der bevorstehenden Schlacht?«
    »Ich behaupte, nichts zu wissen, Euer Majestät. Ich bringe Euch nur die Worte eines anderen. Mein einziger Zweck, um diese Audienz zu bitten, war der, Euch an die Weisheit unserer Schwester zu erinnern.«
    »Unserer Schwester?«
    Tasuntimanu blickte betont zum Zelteingang. »Wollt Ihr, dass ich ihren Namen nenne, Euer Majestät? Ist es das Risiko wert?«
    Hal schüttelte angewidert den Kopf. Nein. Es war nicht nötig, Glair zu benennen. »Genug, Tasuntimanu. Genug der Wortgefechte. Welche Nachricht bringt Ihr?«
    »Mir wurde befohlen, Euch dies auszurichten, Euer Majestät. Ihr habt die Gefolgschaft missachtet, indem Ihr Sin Hazar den Krieg erklärtet. Ihr habt die Gefolgschaft missachtet, indem Ihr Euer Heer aushobt. Ihr habt die Gefolgschaft missachtet, indem Ihr nach Norden gezogen seid und die Stadt verlassen habt. Die Gefolgschaft hat Euch in all diesen Dingen nachgegeben, weil sie will, dass Ihr König von Morenia bleibt. Sie will, dass Euer Volk Euch vertraut und Euch unterstützt. Aber mehr kann die Gefolgschaft nicht zugestehen. Ihr dürft keine Waffe gegen den König von Amanthia erheben. Ihr dürft Sin Hazar nicht ermorden.«
    Hal hob bei Tasuntimanus Tonfall ruckartig den Kopf, bei dem kaum verhüllten Befehl, der seine letzten Worte färbte. »Mord? Dieses Wort hört sich auf einem Schlachtfeld seltsam an. Es ist eine merkwürdige Beschreibung für die Hinrichtung eines Verbrechers, der unbarmherzig unschuldige Kinder ausnutzt.«
    »Ich werde keine Wortspielereien mit Euch austragen, Euer Majestät. Wenn Ihr Sin Hazar tötet, wird die Gefolgschaft für Eure Bestrafung sorgen.«
    Hal ließ zu, dass seine Verachtung in seine Erwiderung einfloss. »Und welche Art Bestrafung wäre das, Tasuntimanu? Werdet Ihr mir einen Klaps versetzen und mich ohne Abendbrot zu Bett schicken? Eure Gefolgschaft denkt anscheinend, ich wäre noch ein Kind.«
    »Unsere Gefolgschaft hält Euch für eigensinnig und glaubt, dass Ihr nicht alles wisst, was Ihr bei Eurem Spiel riskiert.«
    »Dann sagt es mir! Sagt mir, was ich riskiere, warum ich meinen Feind aus dem Norden ungeschoren davonkommen lassen soll! Sagt mir, was ich riskiere, warum ich den Tod von zweien unserer Leute ungesühnt lassen soll! Was will die Gefolgschaft, Tasuntimanu? Welche Geheimnisse hegt sie? Welche Ziele verfolgt sie?«
    Tasuntimanu blinzelte, als käme Hals Ausbruch überraschend, aber dann fuhr er fort, als wäre er niemals unterbrochen worden.

Weitere Kostenlose Bücher