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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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verlange Gerechtigkeit. Ich verlange das, was mir als einem unter den Augen all der Tausend Götter gesalbten König gebührt. Ich will nur, was recht und gerecht ist.«
    »Das ist eine einem König werte Forderung.« Lamantarino wandte sich zu Hal um und ignorierte den Wind, der an seinem grauen Bart zog. »Hört mir zu, Euer Majestät. Lasst mich Euch ein Geheimnis verraten, das Euren Regierungsstil grundlegend verändern wird.«
    Hal hielt den Atem an und beugte sich näher zu dem alten Mann. Erwartung ließ seine Schultern sich anspannen und sein Herz pochen. »Ja?«, flüsterte er.
    »Die Welt ist nicht gerecht.«
    Hals Zorn war physischer Art, eine erstickende Daunendecke, die ihm den Atem zu nehmen drohte. Er stotterte und schüttelte heftig den Kopf. »Was ist das für eine Lektion!«, brachte er hervor.
    »Es ist die Wahrheit, Euer Majestät! Die Welt ist nicht gerecht, und wenn Ihr darauf beharrt, so zu handeln, als wäre sie es, dann werdet Ihr die bevorstehende Schlacht verlieren. Manchmal kämpfen Menschen auf ungerechte Weise. Sie stellen gewaltige Heere auf, obwohl ihre Schatzkammern leer sein sollten. Sie requirieren Kinderstreitkräfte, die sie nicht requirieren dürften. Die Welt ist nicht gerecht.«
    Hal unterdrückte nur mühsam den Drang, den alten Mann zu schelten. Natürlich wusste er, dass die Welt nicht gerecht war! Natürlich wusste er, dass es Männer gab, die andere ausnutzten. Wofür hielt Lamantarino ihn? Für ein Kleinkind?
    Anstatt Worte auszustoßen, von denen er wusste, dass er sie später bereuen würde, stolzierte Hal davon, rauschte durch seinen Zelteingang. Eine Kohlenpfanne brannte mitten auf dem Boden, erwärmte die Luft und verlieh dem Schutzraum einen rauchigen Duft. Hal stand noch immer mit über den Kohlen ausgestreckten Händen da und ersann geistreiche Erwiderungen auf Lamantarinos »Lektion«, als Farso das Zelt geduckt betrat.
    »Euer Majestät?«
    Hal schaute beim besorgten Tonfall seines Knappen auf. »Ja, Farsobalinti. Was ist?«
    »Verzeiht, Euer Majestät. Graf Tasuntimanu besteht darauf, Euch zu sprechen. Er wartet draußen.«
    »Hast du ihm nicht gesagt, dass ich niemanden sehen will?«
    »Natürlich, Euer Majestät. Seine Gnaden sagt, er habe eine Nachricht für Euch. Er sagt, Ihr müsstet erfahren, was er zu sagen hat, bevor wir das Lager abbrechen.«
    »Nun gut, Farso.« Hal seufzte, als er erkannte, wie erschöpft er war. Die morenianische Landbevölkerung auszuheben, war eine anstrengende Aufgabe – all die Ritte durch Dörfer und Städte, all das Befehlegeben und Schmeicheln und Manipulieren seiner Lehnsleute. Sich nun einem seiner verschworenen Ratsherren stellen zu müssen, einem der Männer, die er für Verbündete halten sollte, von denen er aber wusste, dass er ihnen nicht trauen konnte… »Schick ihn herein.«
    Hal zog den Dolch von seiner Taille, entschied, dass er ihn besser zur Hand haben sollte. Er schnitt einen störenden Nagel ab und ergriff dann das Heft der Waffe, prüfte ihr Gewicht, als wäre er noch nicht mit der Klinge vertraut. Farso betrat erneut geduckt das Zelt und hielt den Zelteingang hinter sich auf, damit Tasuntimanu eintreten konnte.
    »Euer Majestät«, sagte der Knappe. »Graf Tasuntimanu.«
    »Danke, Farso. Du kannst draußen warten.«
    »Euer Majestät?«
    »Du hast mich gehört. Der Graf und ich werden allein miteinander sprechen.«
    Farso wirkte nicht glücklich über diese Anweisung, aber er verließ das Zelt. Tasuntimanu wartete, bis der schwere Zelteingang wieder zugefallen war, bevor er den gelassenen Blick auf Hal richtete. Schlamm war auf den Stiefeln des Mannes getrocknet, ein Zeugnis des schmutzigen Weges, auf dem die Soldaten marschiert waren. Die Erde wies die Farbe von Tasuntimanus mattem Haar und seinen ruhigen Augen auf. Der Tonfall des Grafen klang täuschend sanft, als er sagte: »Es kann so schwer sein, einen treuen Knappen zu finden, Euer Majestät.«
    Hal schluckte eine zornige Erwiderung hinunter und zwang sich, gleichmütig zu sagen: »Ihr seid doch gewiss nicht gekommen, um über meine Wahl der Dienstboten zu diskutieren, Euer Gnaden.«
    »Nein, Euer Majestät. Ich komme im Namen Jairs, gesegnet sei der Erste Pilger.«
    »Gesegnet sei der Erste Pilger«, stimmte Hal ihm zu und ahmte das heilige Zeichen nach, das Tasuntimanu über der Brust vollführte. »Vermeiden wir doch Missverständnisse. Sprecht Ihr für Euch selbst oder für andere?«
    »Ich spreche für mich selbst und für andere, Euer

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