Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
begonnen. Der Schmied hat gewonnen.
Hal wandte sich jäh vom Rand der Grube ab und schritt den Weg hinab zu der Ansammlung seiner Männer, die bereits durch den verkohlten, tückischen Wald gelangt waren, die hinter ihm auf den unbeschädigten Abschnitt der nach Norden führenden Straße herumgelangt waren. Herzog Puladarati stand vorne in der Gruppe. Der Ratsherr trat augenblicklich vor. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht, Euer Majestät. Wir werden hier drüben eine vollständige Kompanie aufstellen können, und es müssen auch noch Männer hinter unserer Gruppe gewesen sein, außerhalb der Reichweite dieses teuflischen Feuers.«
»Einen Bogen.«
»Euer Majestät?«
»Ich will einen Bogen. Einen Bogen und einen Pfeil.«
»Verzeiht, Euer Majestät, ich verstehe nicht. Wir sollten weiterziehen. Ich glaube nicht, dass diese Bäume Feuer fangen werden, aber es gibt keinen Grund, Risiken einzugehen.«
»Dies ist kein Risiko, es ist eine Sicherheit. Gebt mir einen Bogen.« Lasst mich einfach gehen. Er hat geerntet, und ich werde säen.
Puladarati wollte Einspruch erheben, aber Hal sah ihn nur finster an und streckte eine behandschuhte Hand aus. Der Herzog schluckte eine Bemerkung hinunter, nickte ernst und wandte sich an die Soldaten hinter ihm. »Ihr habt Euren König gehört! Wo ist ein Bogenschütze!«
Der Bogenschütze, der an Puladaratis Seite trat, verbeugte sich vor Hal. »E-Euer Majestät.«
»Gebt mir Euren Bogen.« Lasst es geschehen. Lasst mich säen. Lasst mich säen.
»Wenn Euer Majestät wollen, schieße ich auf Euren Befehl hin.«
»Ich will Euren Bogen.«
Der Bogenschütze übergab den Bogen aus Eibenholz, zog dann den Riemen des Köchers über seinen Kopf und bot seinem Lehnsherrn die Pfeile dar. Hal nahm einen und machte auf dem Absatz kehrt, schritt zum Rand der Grube zurück.
»Maaaaaah!« Der Schmied begann seine Tirade erneut, als er Hal erblickte. Der kampfunfähige Riese hielt noch immer die Seile fest, zog noch immer daran, als wollte er den Feuersturm stets aufs Neue entzünden. »Maaaaaahhhh!«
Hal hob den Bogen an und drehte ihn einen kurzen Moment, damit der Schmied die Waffe sicher erkennen könnte. Dann legte er den Pfeil ein und zielte sorgfältig. Seine Hände zitterten wie die eines alten Mannes, wie Lamantarinos. Lamantarino, auf solch törichte Art getötet, nach einem langen Leben treuen Dienstes. Wie ein Stück Fleisch geröstet, nachdem er Hals Vater gedient hatte. Nachdem er Hal gedient hatte.
Ein Stück Fleisch im tödlichen Feuer. Eine Tat, schändlich und ungeheuer.
Hal strich mit den Fingern über die Befiederung des Pfeils und flüsterte ein Gebet an Bon, den Gott der Bogenschützen. »Ma…«, begann der Schmied, aber sein Schrei brach ab, als er die Gefahr erkannte.
Hal balancierte sein Gewicht auf den Fußballen aus, zielte mit dem Pfeil und wartete, dass sich der Schmied umwenden würde.
Schließlich ließ Hal den Pfeil fliegen.
König Halaravilli wartete nicht, bis der Körper in der Grube zusammenbrach. Stattdessen wandte er sich zu Puladarati um und reichte den Bogen zurück. »Versammelt die Männer. Zählen wir unsere Verletzten und gruppieren wir uns neu, auf dieser Seite der Grube.« Als sich Hal zurückzog, stiegen schwatzende Stimmen auf wie Flammen und nagten am Rande seines Geistes.
Rani schluckte schwer und ermahnte sich, tief zu atmen. Hatte sie sich auf der Reise die Küste hinauf auch so krank gefühlt, auf Bashis Schiff? Sie erinnerte sich nur vage, dass die Seeleute ihr damals gesagt hatten, das Meer sei ruhig, die See sei glatt. Nach jedermanns Definition war das Wasser gegenwärtig jedoch aufgewühlt. Beständige Wogen schaukelten das Schiff von einer Seite zur anderen, warfen es so heftig umher, dass Rani nur die Balance bewahren konnte, indem sie eines der entlang der Seite des Schiffes gespannten Seile ergriff.
Während sie auf die graue Meerwassergischt hinausblickte, dachte sie unwillkürlich an die silbrigen Delfine, die sie mit Bashi gesehen hatte. Diese springenden Fische – es waren Fische, was auch immer Bashi darüber gesagt hatte – waren in diesen brodelnden, nördlichen Meeren zu Hause gewesen, hatten im Kielwasser von Ranis Schiff gespielt, aber sie waren von Haien getötet worden.
Ein Schaudern lief Ranis Rückgrat hinab, und sie dachte erneut an die unter Deck zusammengekauerten Kinder, ungeschützt vor diesen blutigen Haimäulern, falls das Schiff sinken sollte. Es waren fast einhundertfünfzig
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