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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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in Liantine sind, werden wir nicht mehr aufzuhalten sein. Außerdem haben wir das Fluggerät.«
    »Ja, das Fluggerät. Und Monny. Ein kleiner Junge, den Ihr in Euren Schlachten manipulieren könnt.«
    »Er ist ein Soldat, Rani Händlerin.«
    »Er ist ein Werkzeug, das Ihr benutzt habt wie Euer Schwert oder Euren Dolch. Es kümmert Euch nicht, dass er auf Euren Befehl hin sein Leben riskieren wird! Es kümmert Euch nicht, dass er mit Weidenzweigen und Seilen festgeschnallt wird!«
    »Davin sagt, das Gerät sei sicher.«
    »Davin kümmert es nicht, ob es sicher ist oder nicht. Er wollte nur beweisen, dass er sein Fluggerät bauen kann! Er wollte nur, dass eine seiner Zeichnungen zum Leben erwachte! Warum, glaubt Ihr, hat er Euch und Mair dazu erwählt, den Takt vorzugeben?«
    »Unsere Stimmen unterscheiden sich. Er hat uns erwählt, weil Monny hören konnte, wer von uns rief.«
    »Tatsächlich? Oder hat er euch erwählt, weil ihr beide Monnys Hauptleute geworden seid? Monny wollte für Euch und Mair Erfolg haben oder bei dem Versuch sterben! Davin hat Euch benutzt, Crestman. Er hat Euch benutzt, und er wird es weiterhin tun, solange Ihr es zulasst.«
    Crestman wollte protestieren, aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, erstickten ihn fast, als hätte er eine Fischgräte verschluckt. Rani beließ es bei der Kritik und wollte sich wieder dem Meerwasser zuwenden, der weiten, endlosen Ebene salziger Wogen.
    Da nahm sie jedoch aus den Augenwinkeln auf dem erhobenen Vorderdeck eine blitzartige Bewegung wahr. Sie wusste, dass Teleos, der Kapitän des Schiffes, dort sein Quartier hatte, denn den Kindern war gleich am ersten Tag gesagt worden, sie dürften dort nicht hinaufklettern. Dennoch war im grauen Licht ein verstohlenes Flackern zu erkennen. Kein Seemann würde sich so rasch bewegen oder die trüben Schattenflecke so wirkungsvoll nutzen. Ohne die Tatsache bewusst zu realisieren, wusste Rani, dass sie Mair gesehen hatte, dass sie gerade das Unberührbaren-Mädchen aus der Kajüte des Kapitäns hatte hervorstürzen sehen.
    Es war wichtig, dass niemand sonst Ranis Gefährtin sah. Es waren keine anderen Kinder an Deck, und die Seeleute waren mit der Aufgabe beschäftigt, ihr Schiff durch die tosende See zu führen. So blieb nur Crestman als einzige Bedrohung, Crestman als einzige Person, welche die Amanthianer auf Mairs Anwesenheit an einer Stelle aufmerksam machen könnte, wo das Unberührbaren-Mädchen nichts zu suchen hatte.
    Rani zwang sich zu einem ernsthaften Lächeln und senkte ihre Stimme weit genug, dass der Hauptmann der Jungen näher herantreten musste, um ihre Frage zu hören. »Wie lauten Eure Befehle, Crestman? Wie sollt Ihr das Fluggerät benutzen? Was werden die Jungen tun, wenn wir in Liantine eintreffen?«
    »Wir werden dem restlichen Kleinen Heer folgen. Wir werden tun, was immer sie uns befehlen.«
    Rani dachte schaudernd an den Übungskampf beim Schwanenschloss und an Monnys grausame Tortur. Gleichzeitig erinnerte sie sich an Crestmans drängende Worte, als er am nächsten Tag mit ihr gesprochen hatte, an die Beschreibung seiner Unterweisung im Kleinen Heer. Rani erinnerte sich an Crestmans Lippen auf ihren, und ihr Magen verkrampfte sich, aber sie wusste nicht, ob sie auf die Nähe des Hauptmanns, auf die Erinnerung an seinen Kuss oder auf das plötzliche Rollen des Schiffes auf dem Meer reagierte. »Das restliche Kleine Heer?«, zwang sie sich zu fragen, in Erinnerung an Mair, in Erinnerung daran, dass sie Crestmans Aufmerksamkeit weiterhin beanspruchen musste. »Wie viele von euch wurden bereits nach Liantine verschifft? Wie viele werden wir im Hafen treffen?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Ich frage nicht nach den Rekrutierungsrollen des Königs!« Rani ließ ein wenig Schärfe in ihre Worte einfließen. Warum beharrte Crestman darauf, alles misszuverstehen, was sie sagte? »Wie viele Kinder hat Sin Hazar ungefähr nach Übersee verschifft, um auf fremdem Boden für seine Sache zu kämpfen?«
    Crestman zögerte so lange, dass Rani dachte, er würde nicht antworten. Er ergriff die hölzerne Reling fester und stemmte sich gegen eine besonders hohe Woge.
    Als das Schiff wieder im Gleichgewicht war, wandte sich Crestman zu Rani um und seufzte. »Es wurden mindestens hundert Schiffe geschickt während der vergangenen zwei Jahre.«
    Hundert… Ihr Schiff barg einhundertfünfzig Kinder und hätte noch mehr bergen können, wenn sie unter Deck in noch engere Quartiere gezwungen worden wären.

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