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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Laderaums auszuschließen. »Hüte deine Zunge, Rai!« Mairs Stimme klang angespannt.
    »Mair, was hast du getan?«
    »Nich’ mehr, als in den Adligenquartieren herumzuschleichen, zu Hause in der Stadt«, sagte sie, aber ihre Forschheit konnte die Anspannung ihrer Worte nicht überdecken. »Ich hab nachgesehen, ob es etwas gibt, was wir über den Kapitän unseres Schiffes wissen sollten, irgendetwas, was uns helfen würde.«
    »Und was hättest du möglicherweise erfahren können, was das Risiko wert war?«
    Mair antwortete: »Ich hab erfahren, dass Teleos für die Beförderung des Kleinen Heers Goldbarren einheimsen soll.«
    »Was?«, brachte Rani nur mühsam hervor und rang darum, einen Sinn in Mairs Worten zu erkennen.
    »Teleos soll uns den Liantinern übergeben, und sie werden ihn mit Goldbarren bezahlen. Vier Goldbarren darf er behalten, und den Rest muss er zu Sin Hazar zurückbringen.«
    »Aber wir sollen die Liantiner bekämpfen!« Ranis Magen rebellierte, während das Schiff auf einer weiteren, gewaltigen Woge rollte. Sie zwang sich, tief einzuatmen, ihre Panik zu bezwingen, bevor sie die Worte hervorzwang. »Wir werden verkauft. Wir sind Sklaven.«
    »So sieht es aus«, bestätigte Mair grimmig. »Dies is’ nich’ die erste Verschiffung, die Teleos durchführt. Er is’ ein reicher Mann geworden, indem er Kinder übers Meer befördert.«
    »Fünfzehntausend Kinder…«, flüsterte Rani. Sklaverei. Knechtschaft. Das Kleine Heer war also nur eine Täuschung, die Sin Hazar bereichern sollte. All das Gerede vom Kleinen Heer und Kindersoldaten… Das alles war eine sorgfältig ersonnene Tarnung. Rani war auf dem Weg nach Liantine, eine im Laderaum eines Schiffes gefangene Sklavin. »Mair, wir müssen etwas tun! Wir werden die Mädchen dazu bringen, sich mit uns aufzulehnen. Sie werden uns helfen zu entkommen.«
    Mair schnaubte. »Entkommen? Du hast diese Mädchen in den Lagern gesehen! Sie sind hier, um den Jungen deines kostbaren Crestman zu dienen, wo auch immer sie hingehen müssen, und mach dir nichts anderes vor.«
    »Er ist nicht mein Crestman!« Rani und Mair hatten diesen Streit seit Tagen vermieden, die ganze Zeit, in der sie in den Palisaden vor Sin Hazars Stadt festsaßen.
    Als das Schiff wieder in ein tiefes Wellental sank, konnte Rani jedoch nicht mehr geradeaus denken, konnte sich nicht die richtigen Fragen über das Kleine Heer stellen. Über die Mädchen im Lager. Nichts ergab hier unten in dem stinkenden Laderaum Sinn, nicht solange ihre Gedanken angesichts der Entdeckung kreisten, dass sie und Mair bloße Waren waren, die abgeliefert wurden. Rani konnte bei den Geräuschen der knarrenden Seile und der ächzenden Planken um sie herum nicht denken. Und auch bei den anderen Geräuschen im Laderaum nicht – ein ersticktes Kichern hier, ein schlecht verhülltes Stöhnen da.
    Fünfzehntausend Kinder in Liantine. Fünfzehntausend Sklaven, verschwunden. Und jene waren Jungen gewesen, in den Lagern des Kleinen Heers abgehärtet. Was würde mit den Mädchen geschehen, die in ihren Fußstapfen folgten – ahnungslosen Mädchen, ohne Waffen oder Erfahrung?
    »Aber Crestman würde nicht zulassen…«, begann Rani.
    »Wie viel Kontrolle wird Crestman noch haben, wenn wir im Hafen von Bogenschützen begrüßt werden? Wie viel Macht werden wir haben, wenn einer seiner Jungen erschossen wird – als Beispiel? Wenn eines der Mädchen direkt am Hafen festgenommen und angekettet wird oder Schlimmeres?«
    Rani schluckte schwer, kämpfte gegen den Gestank aus Salz und Fisch und ungewaschenen Körpern an. Einen kurzen Augenblick konnte sie sich daran erinnern, wie sie neben Sin Hazar gestanden hatte. Selbst damals hatte er sie benutzt. Er hatte sie ausgebeutet, so wie er alle Mädchen auf diesem Schiff ausbeuten wollte, alle Kinder im Kleinen Heer.
    Ihr war seine Berührung in jener Nacht des Festmahls erspart geblieben, die Nacht, in der sie mit Mair entkommen war. Sie war mit ihrer intakten Ehre, ihrer intakten Treue zu Morenia und zu Halaravilli entkommen. Sie würde diese Ehre auch jetzt nicht verlieren, nicht auf diesem Schiff und nicht auf liantinischem Boden.
    Sie hatten drei Tage Zeit, bevor sie in Liantine ankommen sollten. Drei Tage, bevor sie für Gold verschachert würden. Für Gold, mit dem man Waffen kaufen könnte, erwachsene Söldner kaufen könnte, die gegen Halaravilli, gegen Morenia, gegen ihren Lehnsherrn eingesetzt würden. »Wir müssen etwas tun, Mair!«
    »Und was schlägst du vor,

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