Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
haben! Es ist Winter! Er hätte sein gesamtes Königreich ausheben müssen!«
    »Vielleicht haben wir falsche Informationen über die Anzahl seiner stehenden Streitkräfte erhalten.« Al-Marai warf Feliciandas Bastard einen raschen Blick zu.
    Sin Hazar folgte dem Blick seines Bruders und unterdrückte ein ärgerliches Achselzucken. »Bashanorandi.« Der Name war eindeutig ein Befehl, aber der Junge brauchte dennoch einen Moment, bevor er zur Landkarte trat. Was hatte die Kreatur erwartet, wenn er darauf bestand, sich seinen Onkeln in dem steinernen Raum anzuschließen? Dass er schmollend in der Ecke sitzen könnte wie ein Kind, dem man Süßigkeiten verweigert?
    »Euer Majestät?« Bashanorandi verneigte sich, während er zum Tisch trat, mied aber Sin Hazars Blick.
    Ah, Felicianda musste sich für vieles verantworten… Hatte sie wirklich erwartet, dieses Kind auf ihren Thron zu bringen? Wenn dem so war, dann war sie ihrem Heimatland Amanthia und ihrer Familie verbundener geblieben, als Sin Hazar jemals erwartet hätte. Er hätte Bashanorandis Königreich mühelos einnehmen können.
    »Du hast deinen Onkel gehört. Es nähern sich mehr Truppen von Süden, als wir erwarteten. Du hast uns erzählt, wir würden nicht mehr als einhundert Mann zu Pferde vorfinden, und nur zehn Kompanien Fußsoldaten.«
    »D-das dachte ich, Euer Majestät.« Bashanorandi fuhr sich mit der Zunge blitzschnell über seine aufgesprungenen Lippen. Eine hässliche Angewohnheit war das. Es ließ ihn wie eine Eidechse wirken, ein Anblick, der durch den raschen, verstohlenen Blick seiner Augen auf das Brett mit der Landkarte nicht gemildert wurde. Die neue Schwanenschwinge, die auf die Wange des Jungen tätowiert war, zuckte nervös.
    »Und was war die Grundlage deiner Einschätzung, Bashanorandi?«
    »Unsere Hauslehrer haben uns Übungen auferlegt, daheim in Morenia.« Der Junge schloss die Augen, biss sich auf die Zunge und seufzte schwer, als versuche er, sich an eine komplizierte Berechnung zu erinnern. »Sie sagten, dass Shanoranvilli im ersten Jahr seiner Regierung nach Norden marschierte. Er erhob unterwegs Truppen. Einhundert Männer zu Pferde hatte er, und er versammelte zehn Kompanien…«
    »Zu Beginn seiner Regierung!«, brüllte Sin Hazar und schlug mit der Faust zornig auf den Tisch. Die Heeresmarkierungen hüpften, und drei Einheiten Fußsoldaten stürzten um. »Wie lange hat Shanoranvilli auf seinem Thron gesessen, Junge?«
    »S-sechzig Jahre.«
    »Und welche amanthianischen Grenzen haben sich während dieser Zeit geändert?« Bashanorandi sah ihn an, als spreche er die Sprache der Tausend Götter. »Wurde er nicht der Gebieter der Ostmarsch?«
    »Aber Euer Majestät. Ich wusste nicht, wie ich andere Zahlen berechnen sollte!«
    »Wurde er nicht der Gebieter der Ostmarsch?«, wiederholte Sin Hazar.
    »Ja, Euer Majestät.« Bashanorandi zog unglücklich die Schultern hoch.
    »Und hat er sich nicht auch den südlichen Bereich einverleibt?«
    »Ja, Euer Majestät.«
    »Und wurde er nicht Oberherr der Pfefferinseln?«
    »Ja, Euer Majestät. Aber dort gibt es nicht viele Menschen, nicht mehr als wenige Hundert.«
    »Nicht mehr als wenige Hundert!«, brüllte Sin Hazar, und seine Faust schloss sich um die blaue Tunika seines Neffen. Er spürte das Herz des Jungen unter seinen Händen hämmern, als er das Balg heranzog. Er packte den Jungen und zischte: »Nicht mehr als wenige Hundert! Aber wie viele weitere Menschen erklärten deinem Vater die Treue, als er ihnen einen sicheren Weg zu den Gewürzen gewährleisten konnte?« Er schüttelte den Jungen so hart, dass er dessen Zähne aufeinanderschlagen hören konnte. »Wie viele weitere eurer Händler schworen im südlichen Teil des Reiches deinem Vater die Treue? Wie viele weitere Soldaten tragen den morenianischen Löwen auf ihren Schilden?«
    »Ich… ich weiß es nicht! B-bitte, Euer Majestät, Ihr tut mir weh!«
    Sin Hazar fluchte und packte die Tunika des Jungen nur noch fester, zog die seidenen Falten zusammen, bis der Stoff in das verletzliche Fleisch an der Kehle des Jungen einschnitt. Er sah Angst in den flehenden Augen des Jungen, die Feliciandas blauen Augen so ähnlich waren.
    Felicianda hätte einen solchen Übergriff von Sin Hazar niemals geduldet! Selbst wenn sie dieselben törichten Fehler begangen hätte, hätte sie gegen die Strafe ihres älteren Bruders angekämpft. Verärgerung hätte in ihren blauen Augen aufgeblitzt, reiner Zorn. Und dann hätte sie sich in seinem Griff

Weitere Kostenlose Bücher