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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Namen all der Tausend Götter.«
    Rani wollte den Kopf schütteln und weitergehen. Sie war hungrig und müde und wegen ihrer Schwüre gegenüber dem Gildehaus und ihrem Geliebten besorgt. Es gab zu viele Bettler in Brianta, zu viele vermeintlich Unschuldige, welche die Frömmigkeit der Gläubigen ausnutzten. Und sie war nicht bereit, ihren Umhang zu öffnen, um an die Tasche zu gelangen, in der sie ihre Münzen aufbewahrte. Der Briantaner wäre entsetzt, eine Frau zu sehen, die auf der Straße nur ihr Hemd trug.
    Pater Siritalanu wollte den Bettler offensichtlich ebenfalls ignorieren. Er betrachtete die Kreatur und ging weiter, schritt die Straße neben dem Gefängnis hinab.
    »Gnade!«, flüsterte der Bettler. »Habt Gnade mit einer armen Seele!«
    Rani weigerte sich, den Mann anzusehen. Sie eilte hinter dem Priester her.
    »Halt!«, drängte der Bettler, seine krächzende Stimme rauer klingend. »Wenn Ihr Euch fromm nennen wollt, dann haltet an diesem Ort des Kummers und des Zornes inne!«
    »Pater!«, rief Rani, die den Mann unbedingt loswerden wollte. Wenn der Priester dem Bettler einfach eine Münze gäbe, könnten sie von hier verschwinden. Sie könnten in ihre Räume zurückkehren und ernsthaft damit beginnen herauszufinden, wie sie Berylina helfen könnten, was sie jetzt für sie tun könnten.
    Sie befürchtete, dass Pater Siritalanu sie ignorieren würde. Sie konnte die verärgerte Anspannung seiner Schultern sehen, die Aufgebrachtheit im Pochen seiner bestiefelten Füße auf den Pflastersteinen ermessen. Rani wollte ihm sagen, dass er nicht fair war – sie hatte nichts mit der fremden Macht zu tun, welche auch immer in Berylinas Zelle gekommen war.
    Rani war nichts vorzuwerfen. Sie traf keine Schuld, gleichgültig was der Priester sie glauben machen wollte. Sie war hier das Opfer, nicht irgendein gewandeter, frömmelnder Mann, der jung genug war, um ihr Bruder zu sein. Sie war diejenige, die hungrig war. Und fror. Und müde war.
    »Pater, halt!«, befahl Rani, aber die Worte verhallten an dem Stein. Noch während sie sprach, tauchte ein Trio dunkler Umrisse vor ihr auf, mit Kapuzen versehene Gestalten, die aus den Schatten am Fuß der Gefängnismauer hervorglitten, als wären sie lebendige Abbilder von deren Entsetzen. »Pater!«, rief Rani erneut, aber dieses Mal war das einzelne Wort von Erschrecken erfüllt, von Bedrohung, und von Zorn.
    Der Priester wirbelte zu ihr herum, aber er konnte nur einen Schritt tun, bevor er überwältigt wurde. Die drei Schatten schlossen sich um ihn wie gut ausgebildete Soldaten. Rani sah Stahl aufblitzen, bald in den dunkler werdenden Straßen verborgen. Sie drehte sich um und wollte davonlaufen, aber zwei weitere Schatten verbanden sich am Ende der Gasse, wo die Straße vor dem Gefängnis einmündete. Als sie den Kopf aufwarf, konnte sie am anderen Ende des Durchgangs noch zwei Gestalten ausmachen, jenseits von Pater Siritalanu, jenseits der bewaffneten Angreifer.
    »Im Namen Jairs, gebt Ruhe!«, bellte der Bettler, ließ von seinem vorgeblichen Flüstern ab.
    Crestman.
    Rani erkannte die Stimme sofort. Sie hatte von dieser Stimme geträumt, hatte auf eine Art Wiedervereinigung, Aussöhnung gehofft. Aber während sie sich sicher und geschützt in Morenia einnistete, hatte sie sich niemals vorgestellt, dass sie in Brianta mit ihm sprechen würde, auf einer düsteren Straße, mit einem zwischen ihnen aufblitzenden Messer. Im Namen Jairs… Ihr Magen rebellierte nicht nur vor Hunger. Dies war also eine Gefolgschaftssache.
    »Crestman«, sagte sie.
    »Ranita.« Er verriet mit dem einzelnen Wort keinerlei Empfindung.
    »Verletzt den Priester nicht. Er hat nichts getan.«
    »Solange er nicht gegen meine Männer ankämpft, wird ihm nichts geschehen.«
    Crestman trat näher an sie heran, und sein Umhang glitt zur Seite. Sie konnte selbst unter seiner Kleidung das verdrehte Bein, den deformierten Arm erkennen. »Was ist mit dir passiert?«
    »Ich war ein Sklave in der Spinnengilde.« Sie hörte die grimmige Feststellung, erkannte, dass er sie anklagte, obwohl in den speziellen Worten, die er wählte, keine offene Missbilligung lag.
    Ranis Finger sehnten sich danach, sich zu ihm auszustrecken, seinen Umhang zuzuziehen, um ihn zu bedecken und zu beschützen. Stattdessen fragte sie: »Was haben sie dir angetan?«
    »Ich habe mich um ihre Octolaris gekümmert. Das Gift der Spinnen ist stark, aber für einige ist es nicht tödlich.«
    Für einige. Rani lauschte den unerzählten

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