Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
suchten den Boden nach Spuren ab. Es gab einige dunklere Flecken, die wir an anderen Stellen nicht gesehen hatten. Sofort kam uns der Gedanke an das eingetrocknete Blut, denn bei dieser Mordart verliert der Mensch Blut.
    Die Flecken sahen mehr braun als rot aus. Sie hatten sich zudem in den Boden hineingefressen.
    Harry lachte auf. Er hatte sich von mir weggedreht und musste etwas gefunden haben.
    »Was ist los?«
    »Splitter, John! Das ist Glas.«
    Ich war schnell bei ihm. Er kniete jetzt mit einem Bein auf dem Boden. Auch die beiden Frauen traten näher und sahen, dass Harry zwischen Zeigefinger und Daumen einen kleinen Splitter geklemmt hatte.
    Er hob jetzt die Hand an und drehte sich dem Licht zu, sodass wir ihn sehen konnten.
    »Na, was sagt ihr?«
    »Glas«, bemerkte Dagmar.
    »Genau. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist es das Glas, das in dieser Tür gewesen sein muss. Ihr versteht, was ich damit meine? Als der Mörder seine gläserne Gruft verließ, die genau hier«, er deutete mit der freien Hand auf die Öffnung, »gewesen sein muss.«
    »Tür?«, flüsterte die Archäologin. »Ich weiß nicht, ob man da von gläsernen Türen sprechen kann.«
    »Oder von einer gläsernen Wand«, sagte Harry.
    »Meinetwegen auch das.« Carola schüttelte den Kopf. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir hier falsch liegen. Das passt alles nicht in das archäologische Bild, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir sind ja Wissenschaftler. Wir können datieren, berechnen und belegen und brauchen uns keinen Spekulationen hinzugeben.«
    »Sie haben Recht«, erklärte Harry Stahl lächelnd. »Wie oft habe ich erlebt, dass aus Spekulationen Tatsachen geworden sind. Genau das dürfen Sie nicht vergessen.«
    »Entschuldigung, aber ich halte mich mehr an meine Erfahrungen und gehe weiterhin davon aus, dass der Tod des Wachmanns eine völlig natürliche Ursache hat und nicht von irgendwelchen Mächten oder Kräften herbeigeführt worden ist.«
    »Das bleibt Ihnen belassen.«
    Ich hatte mich an dem Wortwechsel nicht beteiligt. Schließlich wusste ich, mit welchen Vorurteilen uns oft begegnet wurde, was ich den Menschen nicht verübeln konnte. Denn wir wurden oft genug mit Dingen konfrontiert, die einem Menschen schon in den Wahnsinn treiben konnten, weil es einfach keine rationale Erklärung gab.
    Genau das erlebte ich hier. Dr. Schiller glaubte uns nicht, und einen Vorwurf konnte ich ihr nicht machen.
    »Ja«, sagte sie, »das ist dann wohl alles, was ich Ihnen zeigen kann. Tut mir Leid.«
    Ich hob einen Arm. »Moment, nicht ganz, Frau Dr. Schiller! Ich möchte noch etwas herausfinden.«
    »Und was?«, fragte sie leicht verwundert.
    »Ich werde mir dieses Grab oder diese Wohnung etwas genauer anschauen. Ist das erlaubt?«
    »Ja, wie Sie meinen«, erwiderte sie spröde. »Gehen Sie nur. Ich glaube nur nicht, dass Sie Erfolg haben werden. Die Polizei hat bereits alles abgesucht. Diese Spurensicherung ist perfekt.«
    »Hat man das Glas zum Beispiel untersuchen lassen?«
    Dr. Schiller war etwas verwundert. »Äh... wie... wie meinen Sie das?«
    »Sie untersuchen ja auch Steine auf ihr Alter. Oder Knochen.«
    »Wir haben das Glas nicht untersucht.«
    »Okay, das wollte ich nur wissen.«
    Es hielt mich nicht mehr bei der kleinen Gruppe. Ich wollte mich endlich in der Gruft oder dem Haus umschauen, weil ich das Gefühl hatte, etwas zu finden.
    Ich konnte es nicht beweisen, aber in gewissen Situationen konnte ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen, und das war auch hier der Fall.
    Die kleine Gruppe ließ ich stehen, zog den Kopf ein und betrat die Stätte, in der vor Hunderten von Jahren Menschen gelebt hatten und auch gestorben waren.
    Von dieser ehemaligen Atmosphäre war natürlich nichts mehr zu spüren. Hier hatte jetzt die Gegenwart die Kontrolle übernommen, aber es hatte einen Toten gegeben, und dieser Mensch war geköpft worden. So wie man damals Verbrecher und Gesetzesübertreter bestraft hatte, denn Henker hatte es immer gegeben, auch wenn sie im Volk nicht eben beliebt gewesen waren, aber irgendjemand musste die Arbeit tun, und viele Männer hatten auch aus Geldmangel diese Tätigkeit übernommen.
    Auch heute gab es sie noch. Sogar in den Staaten, aber die nannten sich nicht mehr so. Man ging heute subtiler vor. Todesspritzen wurden heute von Ärzten angesetzt, und es gab Spezialisten, die das Gas in die Kammern leiteten.
    Eine Glaswand sah ich nicht. Nur musste sie sich hier befunden haben, denn als ich mit meiner

Weitere Kostenlose Bücher