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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vollstreckte.«
    »Bis eben Dilek kam.«
    »Genau.«
    »Und ihm machte dies nichts aus?«, fragte Carola Schiller.
    »Anscheinend nicht. Er ging seinem Job nach. Allerdings hat man ihn dafür sehr gut bezahlen müssen, das kann ich ihnen versichern. Umsonst tat er nichts. Er war knallhart. Seine Bedingungen wurden angenommen. Er ließ sich in Gold bezahlen, und er hatte sich auch sonst alle Freiheiten herausgenommen. Man gab ihm ein Haus. Man erfüllte ihm die meisten Wünsche. Man brachte ihm, was er wollte. Vor allen Dingen junge Frauen, mit denen er sich verlustierte. Und er war erfüllt von einer wahnsinnigen Mordgier. Er tötete nicht nur die Personen, die man verurteilt hatte, nein, er drehte plötzlich durch und lief killend durch die Stadt. Er muss irre gewesen sein. In den Nächten war er unterwegs und holte sich die blutige Beute. Keiner wusste, was ihn geritten hatte, bis jemand auf die Idee kam, dass er mit dem Teufel im Bund stehen könnte. Gemunkelt hatte man schon vorher darüber. Nun aber war es offiziell ausgesprochen worden, und plötzlich musste man etwas tun.«
    Harald Pflug legte eine Pause ein, um seine Zuhörerinnen anzuschauen.
    Dagmar Hansen übernahm das Wort. »Bisher bin ich zufrieden. Ich denke zudem, dass der Fall in eine bestimmte Richtung läuft und sich das Volk gegen den Henker stellte.«
    »Ja, so ist das. Zuerst versuchten sie es mit einer Überredung. Sie erklärten ihm, dass er nicht mehr gebraucht würde. Dass er die Stadt verlassen sollte. Und zwar innerhalb der folgenden Nacht. Seinen versprochenen Lohn sollte er auch nicht mehr bekommen.«
    »Was wäre das denn gewesen?«, fragte Carola Schiller.
    »Eine Krone«, erwiderte Harald Pflug leise.
    Für einen Moment riss Carola die Augen auf. »Sprichst du von einer Totenkrone?«
    »Genau von der. Aber nicht von irgendeiner, sondern von der Totenkrone einer besonderen Frau, die sie schon zu ihren Lebzeiten angefertigt bekam. Es war die Totenkrone einer Äbtissin, und genau die wollte der Henker haben. Das hatte er sich ausbedungen, und die Stadtväter hatten in ihrer Not damals zugestimmt. Natürlich hätten sie ihm die Krone nie gegeben, auch wenn sie ihn nicht gefeuert hätten.«
    »Nahm er das Ultimatum an?«, fragte Dagmar.
    »Ja. Er verschwand.« Der Professor lächelte. »Alle Verantwortlichen waren glücklich. Man rieb sich die Hände. Der Henker hatte ihnen einen großen Gefallen getan, aber die Leute rechneten nicht mit seiner Rache. Er kehrte zurück, und er hinterließ eine blutige Spur. In ihm steckte ein wahnsinniger Hass, der sich besonders auf die frommen Frauen der Kirche erstreckte. Er jagte Nonnen.«
    »Wegen der nicht bekommenen Krone?«, fragte Dagmar.
    »Davon müssen wir ausgehen.«
    »Wer hat ihn gestoppt?«
    »Mehrere Menschen, die sich zusammentaten. Sie waren ebenfalls hasserfüllt. Er wurde aus dem Hinterhalt erwischt. Nicht getötet, sondern nur bewusstlos geschlagen. Anschließend wurde er dann begraben.«
    »Lebendig?«, flüsterte Carola Schiller.
    »Ja.«
    »Und dort, wo wir die Gräber gefunden haben?«
    »Ja, auf diesem Friedhof. Man hat den Henker dort lebendig begraben. Ein Loch gemauert. Er kam nicht mehr frei. Man steckte ihn in ein Loch. Und dann tat man noch etwas. Schon immer war diese Gegend bekannt für gute Glasbläser. Man hat sein Grab mit heißem Glas gefüllt und es dann erkalten lassen.«
    »Mit ihm als Mittelpunkt?«, fragte Dagmar leise.
    »Ja. So ist er einen schrecklichen Tod gestorben.« Der Professor zuckte die Achseln. »Man kann sich das alles gar nicht so richtig vorstellen, aber es traf nun mal zu. In diesem Buch habe ich gelesen, dass der Henker nicht sofort starb. Er hat die Menschen nicht nur verflucht, er hat auch davon gesprochen, dass ihm der Herrscher der Welt zur Seite stehen würde und er den Tod nicht fürchtete.«
    »Wen hat er damit gemeint?«, fragte Carola.
    Der Professor hob nur die Schultern. »Das kann Ich nicht so genau sagen.«
    «Aber ich«, meldete sich Dagmar, die einige Erfahrungen mehr besaß. »Ich gehe davon aus, dass sein Gott der Teufel gewesen ist. Ihm hat er gedient, und ich denke, dass jeder Mensch, den er tötete, zugleich ein Opfer für den Teufel war, für den Seelensammler.«
    Die beiden Wissenschaftler schwiegen. Sie schauten sich an, und es war ihnen anzusehen, dass sie Probleme hatten, dies zu glauben. Dagmar nicht. Sie sprach davon, dass eine gläserne Gruft aufgebrochen wurde, um den Henker wieder freizulassen.
    »Aber wir haben doch

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