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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dort ausgegraben«, sagte Carola und schüttelte den Kopf.
    »Stimmt. Aber haben Sie auch die Gruft gefunden?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dieser Ermordete hat das Klirren gehört. Daran sollten Sie sich erinnern, Carola. Und es wurden Scherben gefunden, die von einem alten Glas stammen. So bekommt alles einen Sinn.«
    »Ja, ja, Dagmar. Das bestreite ich auch nicht. Das sind ja Tatsachen, die man nachlesen kann. Ich habe nur Probleme mit dem Motiv des Henkers.«
    »Weshalb?«
    Sie winkte mit beiden Händen ab. »Das liegt auf der Hand. Die Sache mit dem Teufel. Mit den Seelen für ihn. Außerdem ist er lange tot. Das steht fest.«
    »Ja, er ist tot.«
    »Eben.«
    »Aber er kehrte zurück.«
    Carola Schiller verzog die Lippen. »Sie haben zwar überzeugend gesprochen«, sagte sie leicht stöhnend, »aber ich kann das nicht nachvollziehen. Ein Toter, der zurückkehrt? Nein, das will nicht in meinen Kopf. Das ist nicht zu vermitteln.«
    »Aber es stimmt. Es kann nicht anders sein. Wir müssen einfach davon ausgehen. Da hat man dem Henker etwas versprochen, und das wurde auch eingehalten.«
    Carola staunte noch immer. »Und Sie meinen, dass er so etwas wie ein ewiges Leben bekommen hat?«
    »Ja, so ähnlich. Das Glas hat ihm nichts ausgemacht. Die Gruft wurde aufgebrochen.«
    Professor Pflug hatte sich bisher zurückgehalten und nur zugehört. Jetzt mischte er sich wieder ein.
    »Könnte es nicht sein, dass jemand erschienen ist, der, ebenso wie wir, die Geschichte des Pesthenkers gelesen hat und davon so stark fasziniert war, dass er nun versucht, ihn nachzuahmen? Dass er jetzt der Henker ist? Dass er sich so gekleidet hat wie er und ebenfalls Angst und Panik verbreiten will?«
    Dagmar nickte. »Das könnte auch sein. Nur tendiere ich mehr zur anderen Lösung. Überlegen sie mal. Der Mann hat getötet und ist spurlos verschwunden. Er hat auch keine Spuren hinterlassen. Er war weg, wie aufgelöst und...«
    »Das kann ein Mensch auch.«
    »Stimmt, Carola«, gab Dagmar zu. »Trotzdem müssen wir die andere Möglichkeit auch im Auge behalten.« Sie wandte sich direkt an den Professor. »Ich möchte noch mal auf die Totenkrone zu sprechen kommen, Herr Pflug.«
    »Bitte.«
    »Was hatte es damit auf sich? Warum ist dieser Henker so scharf darauf gewesen?«
    Der Historiker hob die Schultern. »Das ist ein zwiespältiges Feld, will ich mal sagen. Totenkronen wurden den Mädchen, Jungen, Frauen und Männern mit ins Grab gegeben, die unverheiratet waren. Diese Sonderbehandlung ist nicht unbedingt von der Kirche unterstützt worden. Aber es gab noch die Fürsorge der Toten im Jenseits. Deshalb wollte man eine Totenhochzeit zelebrieren.«
    »Wie das?«
    »Nach christlicher und auch schon vorchristlicher Auffassung war die Ehe für jeden Menschen notwendig – von Ausnahmen abgesehen wie bei Priestern und Nonnen. Wurde die im Leben versäumt, holte man sie im Tod eben nach.«
    »Ein ungewöhnlicher und seltsamer Brauch«, murmelte Dagmar.
    »Den es aber gab.«
    »Ja, ja, das bezweifle ich nicht. Aber wie sahen diese Totenkronen denn aus? Waren sie aus Dornen und...«
    »Nein, nein, nein.« Der Professor lachte. »Da befinden Sie sich auf dem Holzweg. Diese Totenkronen waren etwas Besonderes. Schmuckstücke eines Juweliers. Bestückt mit Perlen und edlen Juwelen. Mit Diamanten und anderen kostbaren Steinen. Manche bestanden aus Gold, andere wieder aus Silber. Da musste man auch damals tief in die Tasche greifen. Totenkronen konnten sich nur begüterte Familien leisten. So haben nicht nur die Eltern der Verstorbenen bezahlt, wenn sie noch lebten, sondern auch die Verwandtschaft. Reiche Menschen gab es schließlich zu allen Zeiten.«
    »Da haben Sie wohl Recht«, meinte Carola Schiller und schüttelte den Kopf. »Darauf wäre ich nie gekommen. Und eine solche Totenkrone hat sich der Henker damals als Lohn ausbedungen.«
    »Ja, so steht es geschrieben. Aber man hat ihn um seinen Lohn betrogen. Man dachte nicht daran, ihm ein so wertvolles Stück zu hinterlassen und tötete ihn auf eine ganz spezielle Art und Weise.« Der Professor strich wieder über sein Haar. »Wenn wir davon ausgehen, dass jemand diese Geschichte kennt oder der Henker tatsächlich zurückgekehrt ist, was ich nicht glauben kann, dann müssen wir die Totenkrone von damals finden. Wenn wir sie haben, werden wir auch den Henker stellen können. So und nicht anders sehe ich die Situation.«
    Dagmar spürte die Spannung in sich hochsteigen. »Wissen Sie denn, wo man die

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