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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schöner, wenn wir die Autos erst noch lange herbeiholen müssen, wenn etwas passiert.«
    Das sah er genau richtig.
    Ich betrat als Erster die Halle. Keiner von uns konnte besonders fröhlich sein. Jeder spürte den Druck und auch den Ärger darüber, dass er nichts unternehmen konnte. Uns waren die Hände gebunden. Der verdammte Henker aus der gläsernen Gruft hatte einen Vorsprung, und den würde er freiwillig nicht aufgeben. Er wollte seinen Lohn, um den man ihn geprellt hatte. Und er hatte bewiesen, dass er auch weiterhin bereit war, Untaten zu begehen, und genau das mussten wir verhindern, wenn es möglich war.
    Wir trafen an der Bar zusammen. Carola Schiller kam etwas später. Sie schritt langsam durch die Halle und hielt ihr Handy gegen das rechte Ohr gedrückt. Schließlich steckte sie es weg und blieb neben uns stehen. Dabei sah sie nicht eben glücklich aus.
    »Probleme?«, fragte Dagmar.
    »Ja, die gehen uns alle an«, lautete die leise Erwiderung. »Ich habe versucht, Harald Pflug zu erreichen. Leider meldet er sich nicht, und das macht mir schon Sorgen.«
    »Es war also nicht abgesprochen?«, fragte ich.
    »So ist es.«
    »Dann sollten wir zu ihm fahren«, schlug Harry vor. »Ich war ja nicht bei euch, aber für mich ist schon seltsam, dass er nicht abhebt und...«
    Genau da hörten wir eine sanfte Walzermelodie aus Klingeltönen. In den Augen der Archäologin blitzte es auf. Wir schwiegen und ließen Carola telefonieren.
    Wer anrief, hörten wir nicht. Wir sahen es nur am Blitzen ihrer Augen, dass es eigentlich nur Harald Pflug sein konnte, und vernahmen schließlich auch, dass sie seinen Namen erleichtert aussprach.
    Wenig später war von einer Erleichterung nichts mehr zu spüren. Da trat sie einen Schritt zurück und suchte an der Bar Halt. »Rede weiter«, flüsterte sie, »bitte...«
    Das tat der Mann auch. Carola Schiller sprach kaum etwas. Hin und wieder nickte sie und sagte zum Schluss: »Also über die Außentreppe. Das ist sicher.«
    Sie erhielt eine Antwort und schaltete ab.
    »Der Professor?«, fragte Harry.
    »Ja, das war er. Und er hat etwas herausgefunden. Aber er hat auch eine höllische Angst.«
    »Der Henker?«
    Die Archäologin nickte nur...
    Unmöglich! Unmöglich!
    Der Begriff wiederholte sich mehrere Male im Kopf des Mannes. Er wurde ihn nicht los, denn Harald Pflug wusste leider zu genau, dass das Unmögliche möglich geworden war.
    Es gab den Henker, und es gab auch die Totenkrone, die er suchte. Sie war keine Fiktion. Harald Pflug hatte sie gefunden. Zwar hielt er sie nicht in der Hand, aber er wusste, wo sie aufbewahrt wurde und dass der Henker in der Lage war, sie ebenfalls zu finden.
    Er musste wirklich mit dem Teufel im Bunde stehen, der ihm auch jeden Weg freischaufelte, damit er an sein Ziel gelangte. Er wäre jetzt froh gewesen, hätte er noch die beiden Frauen in seiner Nähe gewusst, aber sie waren gegangen und warteten auf seinen Anruf.
    Darüber dachte er noch nach. Es war brisant, was er herausgefunden hatte. Er wusste auch nicht, ob es wirklich gut war, dass das Versteck der Totenkrone bekannt wurde. Man hatte sie ja nicht grundlos weggeschafft, um sie vor den Blicken anderer Menschen zu schützen. Jede Totenkrone war etwas Besonderes, aber diejenige, die man ihm versprochen hatte, gehörte zu den schönsten und prächtigsten Kronen überhaupt. Er konnte jetzt verstehen, dass man sie nicht aus der Hand gegeben hatte, denn sie sollte geheime Kräfte besitzen, die nur für würdige Menschen gedacht waren. Wer sie trug, der bekam den Blick, den anderen Blick. Der sah etwas, was andere Menschen nicht sahen, und das kam daher, weil sie mal einer Mystikerin und Seherin gehört hatte. Für sie war die Krone gemacht worden.
    Anette von Leuben hatte die Frau geheißen. Sie war eine Person des späten Mittelalters gewesen, sehr verehrt von Frauen in der Umgebung, denn sie hatte so etwas wie ein Kloster für sie gegründet. Man lebte dort zusammen, aber nicht wie die Nonnen, wer wollte, der konnte gehen. Ansonsten blieb man zusammen, redete über geistige und weltliche Dinge und interessierte sich für die Natur.
    Anette von Leuben gehörte nicht zu den großen Seherinnen, die in die Geschichte eingegangen waren. Sie war vielmehr eine bekannte lokale Größe gewesen. Viele Menschen hatten bei ihr Rat gesucht, wenn es ihnen schlecht gegangen war. In ihrem großen Haus hatte sie so etwas wie ein Lager für Kranke eingerichtet und sie auch behandelt. Das war auch zur Zeit der

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