Die gläserne Gruft
weitergekommen.«
Leider konnte ich nichts dagegen sagen.
Ich wollte mit ihm diskutieren, aber das erübrigte sich. Plötzlich waren die Kollegen da. Sie stürmten die Wohnung. Wäre ein SEK gekommen, die Männer hätten sich kaum anders verhalten.
»Auf den Boden! Hände hoch! Niemand bewegt sich!«
Die Stimmen gellten durch die Wohnung. Da wir ihnen nicht schnell genug reagierten, packten sie zu. Genau das hatten sie gelernt. Wir konnten ihnen nicht entkommen. Beide wurden wir zurückgerissen und fanden uns im Nu am Boden wieder, auf dem Bauch liegend, die Arme auf den Rücken gedreht.
Handschellen klickten zusammen. Man zerrte uns hoch und warf uns auf die Couch, hinter der der kopflose Körper lag.
Die Jungs mit den Helmen auf den Köpfen und in ihren Kampfanzügen sahen schon nach einer Spezialtruppe aus. Sie hatten auch längst den Toten entdeckt, doch sie gaben keinen Kommentar.
Die Couch stand so, dass wir in Richtung Tür schauen konnten. Durch sie betrat ein Mann die Wohnung, der recht klein aussah im Gegensatz zu den anderen Leuten. Er trug einen Mantel aus grünem Leder, was Harry zu einem Kopfschütteln und einer Bemerkung veranlasste.
»Der sieht aus wie früher jemand von der Stasi. Diese Typen liebe ich besonders.«
»Kann ich mir denken.«
Ein knochiges Gesicht, dünne Haut, rotblondes Haar, das nach hinten gekämmt war.
Zunächst schaute sich der Mann die Leiche an. Seinen Kommentar hörten wir hinter unserem Rücken.
»Scheiße!«
»Der Kopf scheint glatt abgeschlagen worden zu sein«, meldete jemand. »Das muss ein Fachmann gewesen sein.«
»Das wird sich herausstellen.« Wenig später baute sich der Typ vor uns auf. Als er uns anschaute, schimmerten seine Pupillen wie blanker Stahl.
Ob er uns für die Täter hielt, wusste ich nicht. Aber mich störte es, wenn ich Handschellen trug, und ich wollte ihm etwas sagen, doch der Mann erstickte meine Fragen schon im Keim.
»Hier rede ich!«
Harry nahm das nicht hin. »Sind Sie übergeschnappt? Wissen Sie, wen Sie vor sich haben?«
So schien noch niemand mit dem Blassen gesprochen zu haben, und er blieb auch nicht so blass, denn sein Gesicht lief rot an. Plötzlich trat ein Funkeln in seine Augen, und Harry Stahl nutzte die Gelegenheit aus.
»Wenn Sie in meine rechte Jacketttasche greifen, werden Sie merken, warum ich so reagiert habe.«
Der Mann nickte. Dass unsere Waffen auf dem Tisch lagen, ignorierte er. Mir war in der bewussten Szene gar nicht aufgefallen, dass man mir die Beretta abgenommen hatte.
Der Typ im Ledermantel holte einen Ausweis hervor, den er sehr genau betrachtete und dann auf den Tisch zu den Waffen legte. Ich wurde auch noch kontrolliert, doch mit meiner Legitimation kam er nicht zurecht. Scotland Yard sagte ihm wohl etwas, und deshalb wies er seine Leute an, uns die Fesseln abzunehmen.
Das geschah sehr schnell. Der Mann im Ledermantel stellte sich vor. Es war Hauptkommissar Klein, der auch über den ersten Mord Bescheid wusste, wie er uns erklärte.
»Und jetzt hat es einen zweiten gegeben!«, fasste er zusammen. »Wieso konnte das passieren?«
»Weil wir den Täter noch nicht haben«, erklärte Harry.
»Toll. Und dafür hat man Sie geschickt, wie? Um mir das zu sagen.«
»Unter anderem. Aber fangen Sie mal ein Phantom.«
»Ich bin dafür bekannt, dass ich meine Fälle löse.«
»Das sind wir auch, Meister. Aber manchmal können verdammte Probleme auftreten, die sich ein normaler Mensch kaum ausdenken kann. Das sollten Sie wissen.«
»Dann haben Sie ihn also gefunden?«
»Haben wir.«
»Okay, Herr Stahl, Sie kennen das Spiel ja. Wir brauchen Ihre Aussage.«
Dagegen hatten wir nichts, obwohl mich jede Zeitverzögerung ärgerte. Wir wollten der Spurensicherung auch nicht im Weg stehen und verließen nicht nur die Wohnung, sondern auch das Haus, um mit dem Hauptkommissar in seinen Wagen zu steigen.
Vor dem Haus war eine Absperrung errichtet worden. Ich achtete nicht auf die zahlreichen Gaffer, die sich eingefunden hatten, sondern dachte daran, dass man den verdammten Henker fangen musste, und das so schnell wie möglich.
Es würde schwer sein, sehr schwer sogar...
***
Es war zwar dunkel, aber nicht so dunkel, als dass die beiden Frauen nichts gesehen hätten, als sie in die bewusste Straße hineinfuhren. Das Blaulicht war einfach nicht zu übersehen, und Dagmar Hansen warf der Fahrerin einen schnellen Blick zu.
»Ich weiß, was Sie fragen wollen.«
»Und?«
»Ja, das müsste die Adresse
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