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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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richtig mit.
    Trotzdem machten Harry und Dagmar weiter. Sie mussten es tun, solange der Henker noch abgelenkt oder mit sich selbst beschäftigt war. Ansonsten würden sie verlieren.
    Diesmal rutschte die Frau vom Grab weg. Es war besser, wenn sie aufstand, und beide bemühten sich darum, als etwas Unerwartetes passierte.
    Auf dem Grab drehte der Henker durch!
    Es begann mit einem wilden schrillen Schrei! Dann schüttelte er den Kopf. Er musste eine wahnsinnige Enttäuschung erlebt haben, dass er so reagierte.
    Und das war auch zu sehen!
    Der Henker schleuderte die Totenkrone zu Boden. Er warf sie einfach weg. Wie einen Gegenstand, den man nicht mehr haben wollte und hasste. Ja, er hasste die Krone.
    Sie lag vor seinen Füßen und schien sich an der Oberfläche des Grabes festgefressen zu haben.
    Dann tat er noch etwas, was Dagmar und Harry überraschte. Er reagierte wie ein Kind, dem man ein Spielzeug weggenommen hatte. Er trampelte auf der Totenkrone herum. Und er riss mit einer wilden Bewegung sein Beil hoch.
    Einen Moment später schlug er damit zu. Immer und immer wieder drosch er auf die Totenkrone ein. Er brüllte, er zerhackte sie wie ein Koch die Petersilie. Dann drehte er sich auf der Stelle. Sein verdammtes Beil fuhr waagerecht durch die Luft. Er schnitt einen Kreis, und zum Glück waren die drei Menschen weit genug weg.
    Damit hatte niemand rechnen können. Der Pesthenker war von allen Geistern verlassen. Er hatte genau das zerstört, was ihm so wichtig gewesen war.
    Dagmar befand sich auf der richtigen Spur. Sie stieß Harry kurz an und sagte: »Er hat es gemerkt, Harry. Er weiß Bescheid. Es ist ihm klar, dass es nicht die richtige Krone gewesen ist. Er hat es jetzt bemerkt.« Sie fing an zu lachen.
    Danach stand Harry nicht der Sinn. Er wusste, dass das Spiel noch nicht vorbei war. Noch befanden sie sich zu sehr in seiner unmittelbaren Nähe, um aufatmen zu können. Einer wie Vacek Dilek würde weitermachen, und sein Anfall hörte abrupt auf.
    Es wurde wieder still.
    Er schaute über das Grab hinweg.
    Er sah die drei Menschen!
    Zwei standen, die dritte Person kniete. Sie bemühte sich, auf die Beine zu kommen, doch die Schwäche war noch zu stark, denn sie sackte immer wieder zusammen.
    Ruckartig riss die schwarze Gestalt ihre tödliche Waffe hoch. Ein Bein hielt sie nach vorn gestellt, das andere hatte sie etwas zurückgezogen. Es war die ideale Schlaghaltung, und hinter den Schlitzen der Maske bewegten sich die Augen, als überlegte der Henker, wen er zuerst töten sollte.
    Dann ging er einen Schritt vor.
    Dagmar und Harry hätten längst fliehen können, aber es gab das Problem Carola Schiller. Sie konnten sie einfach nicht allein und ihrem Schicksal überlassen.
    »Hör auf... lass es sein...«
    Die Stimme! Himmel, wo kam die Stimme her? Jeder hatte sie gehört. Aber weder die beiden Frauen noch Harry hatten gesprochen. Es war eine andere Person gewesen. Nur war nicht herauszuhören gewesen, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte.
    »Lass es, hast du nicht gehört?«
    Wieder galten die Worte dem Pesthenker, der auch weiterhin seine Probleme damit hatte.
    »Wer sagt das?« Die Stimme schrillte wieder. »Wer sagt, dass ich es lassen soll?«
    »Ich sage es dir!«
    »Und wer bist du?«
    »Das solltest du wissen, Henker. Denn du hast mich besucht. Du stehst auf meinem Grab...«
    »Anette von Leuben...?«
    »Ja, ich...«
    Diese Antwort hatte nicht nur den Pesthenker überrascht, sondern auch die drei Zuhörer. Sie waren nicht in der Lage, etwas zu sagen, möglicherweise nicht zu denken, denn auf ihren Gesichtern breitete sich fassungsloses Staunen aus.
    Auch der Henker schwieg. Egal, in welch einer Gestalt er erschienen war, in seinem Fall erlebte auch er eine Überraschung, mit der er nie im Leben gerechnet hatte. Er war einfach sprachlos, aber er bewegte sich. Er drehte den Kopf mal nach rechts und dann wieder nach links, wo er nichts sah.
    Schließlich schaute er nach unten, und da war er wieder so weit fit, um eine Frage stellen zu können.
    »Du... du... liegst in der Erde. Du bist verfault. Du bist nur ein Skelett. Ich habe überlebt. Ich habe den Teufel als Freund, und ich werde mir meinen Lohn holen. Deine Krone, die ich...«
    »Ich trage sie noch. Sie liegt auf meinem Kopf.«
    »Auf einem verfaulten Schädel, durch dessen Reste Käfer und Würmer kriechen.«
    »Es macht mir nichts aus. Es ist nur ein Körper, Henker, nur ein Körper. Der vergeht, aber die Seele nicht. Sie bleibt

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