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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Carl sah im Rückspiegel, dass Wagen 2 etwas zurückfiel; egal. Sollten sie eben Gas geben.
    »Wir müssten dicht dran sein«, sagte Dr. Spencer zum vermutlich zwanzigsten Mal. Er saß auf dem Beifahrersitz, hatte die Karten auf dem Schoß und versuchte eine Ortsbestimmung von Hand. Für eine genaue Peilung hätten sie warten müssen, bis wieder einer der Satelliten am Himmel erschien, und sie hatten keinen Nerv zu warten.
    »Da, der Krater dort«, murmelte der Areologe. Er verglich die Karte und die Welt draußen. »Das könnte der hier sein, und dann wären wir … ganz in der Nähe. Wir müssten eigentlich jeden Moment …«
    Der Rover erreichte den oberen Rand der Steigung, neigte sich nach vorn und gab den Blick frei auf das, was vor ihnen lag.
    »Galaktisch!«, entfuhr es Carl und unwillkürlich bremste er abrupt ab.
    Vor ihnen, hunderte und hunderte von Metern breit und lang, erstreckte sich etwas, das aussah wie ein gewaltiges Labyrinth aus Mauerresten. Als hätte hier einmal ein Hochhaus gestanden, so groß wie ein Stadtteil, von dem nur noch Teile des Erdgeschosses übrig waren.
    Dr. Spencer griff mit bebenden Händen nach dem Sprechgerät. »Meine Dame, meine Herren«, sagte er mit einer Feierlichkeit, die unter anderen Umständen belustigend gewirkt hätte, »auch wenn wir noch die genaue Positionsbestimmung abwarten müssen, wage ich doch zu sagen, dass wir unser Ziel erreicht haben. Vor uns liegt das ›Mäusenest‹.«

25
    Kontamination
    Carl war hinter dem Steuer sitzen geblieben. Er hatte geglaubt, dass es jeden Moment weitergehen müsse, und wenn sie in das Gebiet der Ruinen hineinfuhren, wollte er derjenige sein, der das erste Fahrzeug steuerte.
    Aber es ging nicht weiter. Die Wissenschaftler saßen schon seit Stunden hinten zusammen und diskutierten, wobei Carl, der mit halbem Ohr lauschte, wieder einmal kaum die Hälfte verstand. Sobald einer der Satelliten in Reichweite kam, telefonierten sie mit der Siedlung, mit Professor Caphurna genauer gesagt, der mit entschiedener Stimme Anweisungen gab, in denen regelmäßig das Wort »Kontamination« vorkam. Carl hatte keine Ahnung, was damit gemeint sein konnte, und nahm sich zum wiederholten Mal vor, nach seiner Rückkehr das riesige Angebot an Kursen, Büchern und Lernprogrammen, das die verschiedenen Schulungszentren anboten, mit ganz neuen Augen zu betrachten.
    Solange kein Satellit erreichbar war, schrieben die Forscher lange Mails. Die mussten zwar auch warten, bis wieder eine Funkverbindung bestand, aber auf diese Weise konnten natürlich wesentlich mehr Informationen auf einmal übertragen werden als bei Telefonaten. Ab und zu kam jemand nach vorn, machte von der Kanzel aus ein paar Aufnahmen, lächelte ihm geistesabwesend zu und verschwand wieder. Irgendwie wirkten alle, als schwebten sie in einer Art siebtem Himmel, der allein Wissenschaftlern vorbehalten war.
    Carl verstand nicht, wie sie das fertig brachten. Da lag dieses atemberaubend große Ruinenfeld vor ihnen, ein rechteckiges Muster aus Licht und Schatten, das von der einstmaligen Anwesenheit intelligenter Lebewesen zeugte … Wie konnte man angesichts dessen warten? Wie konnte man, nachdem man über dreitausend Kilometer zurückgelegt hatte, um hierher zu gelangen, darauf verzichten, auch noch die letzten vier-, fünfhundert Meter zu gehen und diese Mauertrümmer endlich anzufassen?
    Während er sich die Baupläne ins Gedächtnis rief, die Mutter ab und zu abends am Küchentisch oder im Wohnzimmer studiert hatte, und er sich fragte, ob die Marssiedlung, würde man sie auf halber Höhe abdecken, wohl so ähnlich aussähe, kam Dr. Spencer nach vorn und ließ sich schwer in den Beifahrersessel fallen. Er wirkte erschöpft.
    Carl warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Sonne stand inzwischen tief im Westen und die Ruinen warfen lange, geheimnisvoll aussehende Schatten. »Das wird heute wohl nichts mehr, oder?«, fragte er.
    Der grauhaarige Mann schüttelte matt den Kopf. »Wir dürfen nicht überstürzt vorgehen. Nicht bei einem derart bedeutenden Fund.« Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht. »Bis morgen früh sollten wir Klarheit haben, wie die nächsten Schritte aussehen.«
    »Was ist denn daran so schwierig?«
    »Na ja, was ist daran so schwierig …?« Dr. Spencer starrte vor sich hin. »Im Grunde, dass das hier keine Areologie mehr ist. Sondern, was weiß ich, Archäologie. Exobiologie. Auf jeden Fall etwas, das nicht in mein Fachgebiet fällt.«
    Carl nickte. Sie schwiegen

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