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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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eine Weile, während die Schatten noch länger wurden. Hinten in der Kabine murmelte Rajiv einen Bericht in die Spracherfassung eines tragbaren Terminals.
    »Was ist eigentlich ›Kontamination‹?«, fragte Carl schließlich.
    Dr. Spencer gab eine Art brummenden Seufzer von sich. »Das heißt wörtlich ›Verseuchung‹, bedeutet aber in unserem Fall etwas anderes.« Er deutete in Richtung auf das Areal der Ruinen. »Wenn wir dahinein gehen, werden wir vor allem anderen nach Spuren von Leben suchen. Bakterien, Viren, DNS – was auch immer. Und wenn wir solche Spuren finden, müssen wir sicher sein können, dass wir sie nicht selber eingeschleppt haben.«
    »Wie sollen wir da etwas einschleppen? Wir haben doch Raumanzüge an.«
    »Ja, schon. Aber die sind nicht steril. Wir bewahren sie hier im Wohnbereich auf; das heißt, wenn wir sie anziehen und hinausgehen, haften auf der Außenseite Millionen Keime aller Art. Und manche von denen sind durch Vakuum und Kälte nicht zu beeindrucken.«
    Von hinten war das Klappen der Kühlschranktür zu hören und das Klappern von Geschirr.
    »Leuchtet ein«, gab Carl zu. »Und was können wir dagegen machen?«
    »Wir müssen, wenn wir draußen sind, die Anzüge mit einem chemischen Sterilisator abwaschen, ehe wir uns den Ruinen nähern«, erklärte der Areologe müde. »Das Problem ist nur, dass wir von dem Mittel zu wenig dabeihaben. Es wird darauf hinauslaufen, dass morgen erst einmal nur zwei von uns bis zu den Ruinen gehen. Und je nachdem, was wir finden, müssen wir vielleicht zurückfahren bis zu einem Punkt, wo uns ein Flugboot mehr von dem Zeug bringen kann.« Er hob die Nase, schnupperte. »Mmh. Ich glaube, es ist Zeit fürs Abendessen.«
    Nach den nervenaufreibend kurzen Telefonaten mit dem Team von Dr. Spencer beschloss Jorge Immanuel Caphurna das Abendessen ausfallen zu lassen und gleich ins Labor zurückzukehren.
    Nach fast fünf Wochen ohne greifbares Ergebnis überstürzten sich die Dinge auf einmal, eine Entwicklung, die er auch nicht unbedingt schätzte. Er überlegte, ob er nicht doch noch einmal versuchen sollte Kommandant Salahi und vor allem Pigrato dazu zu überreden, ihn und sein Team mit dem Shuttle hinaus zur Expedition zu fliegen. Nur im äußersten Notfall, das war die Parole der beiden, aber es konnte sehr wohl sein, dass hier ein Notfall vorlag – nur eben ein wissenschaftlicher. Falls wirklich die Entdeckung des ersten Lebens nichtirdischen Ursprungs bevorstand, war das etwas, das äußerste Vorsicht erforderte und nahezu jeden Aufwand rechtfertigte. Und nach den Gesprächen mit Dr. Spencer und seinem Team hatte er heftige Zweifel, dass sie die Situation wirklich genau so wie besprochen handhaben würden. Natürlich, Dr. Spencer war ein erfahrener Mann, und den Mars kannte er zweifellos besser als jeder der neu von der Erde gekommenen Wissenschaftler. Aber er war eben nur ein Areologe, jemand, dessen Studium sich um Gesteinsformationen, Mineralien, Vulkanismus und dergleichen gedreht hatte. Man konnte nicht von ihm erwarten, dass er Sinn für die Problematiken der Suche nach extraterrestrischem Leben hatte.
    Seine Leute nickten ihm grüßend zu, als er das Labor betrat. Alles war noch unverändert, selbstverständlich, andernfalls hätten sie ihn ja unverzüglich benachrichtigt. Das blaue Glas – das war noch so ein Rätsel. Der Brocken lag groß und hässlich auf dem Untersuchungstisch und weigerte sich seine Geheimnisse preiszugeben.
    Es war ihnen gelungen, vom äußersten Rand mit enormer Anstrengung wenigstens ein paar kleinere Stücke abzuschlagen, aber deren Untersuchung hatte bislang wenig Erkenntnisse gebracht. Das Zeug schien mehr oder weniger aus allen chemischen Elementen zu bestehen, die es überhaupt gab. Unterhalb der Bruchstelle hatten sie in weiterer mühevoller Arbeit das von dem blauen Glas umschlossene Kabel so weit freigelegt, dass man einen Teil seiner Isolation abschaben und sich das Ganze unter dem Mikroskop näher ansehen konnte. Und dabei hatten sie etwas Erstaunliches entdeckt: Von dem blauen Glas gingen winzige Tentakel durch die Isolierschicht hindurch bis auf das blanke Metall des Stromleiters. Höchst mysteriös.
    Heute Mittag waren sie das Risiko eingegangen, wieder Strom durch das Kabel zu leiten, um zu verfolgen, was passierte. Das blaue Glas hatte mit ein paar Minuten Verzögerung angefangen leicht zu glimmen, was gespenstisch aussah: Zweifellos war es das gewesen, was sie draußen an der Südleitung beobachtet

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