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Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3

Titel: Die gläsernen Höhlen - Das Marsprojekt ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Sorgen, hier bei uns läuft alles bestens.«
    Er stellte seinen Teller zu den anderen in die winzige Spülmaschine und ging nach vorn, während seine Mutter nervös weiterredete: »Ich habe mit Mister Lang geredet und er hat mir erzählt, dass sich im Norden ein großer Sandsturm zusammenbraut.«
    Henry Lang war der Marsmeteorologe. Er wertete routinemäßig die Aufnahmen der beiden Satelliten aus, die den Mars umkreisten.
    Carl schwang sich auf den Fahrersessel und sah aus dem Fenster. »Ich kann dich beruhigen. Wir haben den klarsten Himmel, den man sich vorstellen kann.« Ein klarer Marshimmel, das hieß: so gut wie schwarz. Man sah sogar einige der helleren Sterne.
    »Sandstürme können wandern, Carl, das weißt du.«
    »Ja, weiß ich.« Er nickte Tim zu, der bereits aufgestanden war, den Steuerhebel aber noch festhielt, bis Carl richtig saß. »Ich pass schon auf.« Er packte den Griff. »Du, ich muss jetzt wirklich Schluss machen; ich sitze wieder am Steuer.«
    »Aber du passt auf dich auf?«
    »Klar doch.«
    Im Norden. Da bildeten sich zurzeit laufend Sandstürme und nach ein, zwei Tagen war regelmäßig nichts mehr von ihnen zu sehen.
    Der Kommandant der MARTIN LUTHER KING hatte sich für dieses Gespräch in seine Kabine zurückgezogen. Dort saß er einem Bildschirm gegenüber, von dem ihm das Gesicht seiner Kollegin auf der MAHATMA GANDHI entgegensah.
    »Ich kann es nicht begründen«, gestand Mahmoud Al Salahi. »Es ist nur ein Gefühl, dass sich auf dem Mars Dinge anbahnen, die … wie soll ich sagen? Große Dinge. Eventuell gefährliche Dinge.«
    »Aber deswegen einfach den Flugplan nicht einzuhalten wird unseren Personalakten nicht gut tun.«
    »Wenn ich nächste Woche trotz dieses unguten Gefühls zur Erde zurück starte und die Marssiedler danach eine Katastrophe trifft, wird das vor allem meinem Gewissen nicht gut tun«, erwiderte Salahi. »Und das ist mir letzten Endes wichtiger als alle Personalakten.«
    Die Frau mit den langen dunklen Locken seufzte. »Na ja, aber ein Gefühl … Das ist einfach kein besonders überzeugendes Argument. Wenn ich auf meine Gefühle gehört hätte, wäre ich heute nicht hier, weil ich damals vor meinem ersten Raumflug noch auf der Treppe ins Shuttle umgekehrt wäre.«
    Salahi schloss für einen Moment die Augen. Eine Erinnerung blitzte in ihm auf. Zu Hause in Bagdad, und wie er als Kind einmal seine friedlich auf der Straße spielende, kleine Schwester hochgehoben und trotz ihres Protestes davongetragen hatte, eine Minute bevor an genau der Stelle ein schweres Gerät aufgeschlagen war, eine Klimaanlage, die sich im fünften Stock des Hauses aus ihrer Verankerung gelöst hatte.
    »Karen«, sagte er, »da unten auf dem Mars geht etwas vor sich. Ein zweiter Tarnschirm wird entdeckt, ein dritter Turm taucht auf und das Material, aus dem die Türme bestehen, findet sich in unmittelbarer Nähe der Siedlung … Man hat uns beide ursprünglich losgeschickt, um diese Siedlung zu evakuieren. Während wir unterwegs waren, ist der Befehl widerrufen worden, aber trotzdem könnte genau das demnächst notwendig werden: die Siedlung zu evakuieren. Diesmal nicht, um der Erde Kosten zu sparen, sondern weil den Siedlern Gefahr droht.«
    Sie war immer noch skeptisch. »Wenn wir dieses Startfenster nicht nutzen, müssen wir fast ein Jahr warten, bis sich eine neue Hohmann-Bahn zurück zur Erde ergibt. Wir können die Siedler an Bord nehmen, ja, aber was machen wir dann mit ihnen? Die Lebensmittel reichen auf keinen Fall so lange. Mal ganz davon abgesehen, dass es inzwischen achtzig Personen mehr sind als ursprünglich geplant.«
    »Wir können zur Not eine andere, längere Rückkehrbahn einschlagen. Lebensmittel kann man rationieren. Schlafmittel haben wir in rauen Mengen. Und das Katapult auf dem Mond kann uns Versorgungskapseln schicken, wenn alle Stricke reißen. Eine Menge Dinge sind möglich – vorausgesetzt, wir bleiben hier. Und zwar beide.«
    Sie sah immer noch skeptisch drein, aber sie sagte: »Das muss ich überschlafen. Meiner Besatzung wird das nicht gefallen, das weiß ich jetzt schon.«
    Mahmoud Al Salahi nickte. »Das muss es auch nicht. Nicht alle Entscheidungen, die notwendig sind, müssen einem auch gefallen.«
    Sie fuhren am Fuß der Nordwand des Capri Chasma entlang. Rechts ging der Blick über eine unendlich scheinende, zernarbte und zertrümmerte Ebene, links endete er an dieser Felswand, die bis zum Himmel aufzuragen schien.
    Und es ging aufwärts, steil sogar.

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