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Die Glasglocke (German Edition)

Die Glasglocke (German Edition)

Titel: Die Glasglocke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Plath
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Mondlicht freudlos daliegendes Kopfkissen.« Mit diesen Büchern verdiente Philomena Guinea, die mir später erzählte, sie sei auf dem College sehr schlecht gewesen, Millionen und Abermillionen Dollar.
    Mrs. Guinea beantwortete meinen Brief und lud mich zum Essen in ihr Haus ein. Dort sah ich meine erste Fingerschale.
    Auf dem Wasser schwammen ein paar Kirschblüten. Ich hielt das ganze für eine Art von klarer japanischer Dessertsuppe und löffelte sie mitsamt den frischen kleinen Blüten bis zum letzten Tropfen aus. Mrs. Guinea sagte nichts dazu, und erst viel später, als ich einer Debütantin, die ich aus dem College kannte, von dem Essen erzählte, wurde mir klar, was ich getan hatte.
    Als wir aus dem sonnenhaft erleuchteten Inneren der Redaktion von Ladies' Day traten, waren die Straßen grau und dampften unter dem Regen. Es war kein Regen von der netten Art, der einen sauberwäscht, sondern ein Regen, wie ich ihn mir in Brasilien vorstelle. Tropfen, groß wie Untertassen, fielen senkrecht aus dem Himmel und platschten mit einem Zischen auf die heißen, dunkel glänzenden Betongehsteige, über denen sich Dampfwolken kringelten.
    Meine stille Hoffnung, den Nachmittag allein im Central Park zu verbringen, zerplatzte in dem gläsernen Rührfix der Drehtür von Ladies' Day . Die spuckte mich hinaus in den warmen Regen und hinein in die dunkle, vibrierende Höhle eines Taxis, zuBetsy und Hilda und Emily Ann Offenbach, einem affektierten kleinen Mädchen mit einem roten Haarknoten, einem Ehemann und drei Kindern in Teaneck, New Jersey.
    Der Film war ziemlich dürftig. In den Hauptrollen spielten ein nettes blondes Mädchen, das aussah wie June Allyson, aber in Wirklichkeit jemand anderes war, und ein sehr sexy wirkendes schwarzhaariges Mädchen, das aussah wie Elizabeth Taylor, aber auch jemand anderes war, und außerdem zwei große, breitschultrige Holzköpfe mit Namen wie Rick und Gil.
    Es war eine Football-Romanze, und zwar in Technicolor.
    Ich hasse Technicolor. In Technicolorfilmen fühlen sich anscheinend immer alle verpflichtet, in jeder Szene irgendein neues, grelles Kostüm anzuziehen und darin herumzustehen wie Kleiderpuppen, während im Hintergrund nach allen Richtungen meilenweit sehr grüne Bäume oder sehr gelber Weizen oder sehr blauer Ozean wogen.
    Dieser Film nun spielte zum größten Teil auf Tribünen von Footballstadien, wo die beiden Mädchen in schicken Kostümen mit orangefarbenen Chrysanthemen, groß wie Kohlköpfe, an den Aufschlägen winkten und jubelten, oder in einem Tanzsaal, wo sie in Kleidern wie aus Vom Winde verweht mit ihren Partnern auf der Tanzfläche herumschoben und dann verschwanden, um sich in der Damentoilette Gemeinheiten an den Kopf zu werfen.
    Schließlich begriff ich, daß das nette Mädchen zuletzt den netten Footballhelden bekommen und das Mädchen, das so sexy aussah, leer ausgehen würde, weil der Mann namens Gil nur eine Geliebte wollte, keine Frau, und sich nun mit einem Ticket nach Europa aus dem Staub machte.
    An dieser Stelle wurde mir komisch. Ich ließ den Blick über die Reihen hingerissener kleiner Köpfe gleiten, alle mit dem gleichen Silberglanz vorn und dem gleichen schwarzen Schatten hinten, und sie kamen mir vor wie eine Herde Mondkälber.
    Plötzlich spürte ich, daß ich nahe daran war, zu kotzen. Ichwußte nicht, ob mir der alberne Film solche Magenschmerzen machte oder der viele Kaviar, den ich gegessen hatte.
    »Ich fahre ins Hotel zurück«, sagte ich durch das Halbdunkel zu Betsy.
    Betsy starrte mit regloser Konzentration auf die Leinwand. »Geht es dir nicht gut?« flüsterte sie, fast ohne die Lippen zu bewegen.
    »Nein«, sagte ich. »Mir ist kotzübel.«
    »Mir auch, ich komme mit.«
    Wir glitten aus unseren Sitzen und sagten die ganze Reihe lang Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung, während die Leute murrten und zischten und ihre Überschuhe und Regenschirme verrückten, um uns vorbeizulassen, und während ich so vielen auf die Füße trat, wie ich nur konnte, weil mich das von dem gewaltigen Verlangen zu kotzen ablenkte, das sich so schnell vor mir aufblähte, daß ich nicht mehr daran vorbeisehen konnte.
    Die letzten Tropfen eines lauwarmen Schauers rieselten noch herunter, als wir auf die Straße traten.
    Betsy sah zum Fürchten aus. Ihre Wangen hatten alle Frische verloren, grün und schwitzend schwebte ihr ausgezehrtes Gesicht vor mir. Wir ließen uns in eines dieser gelb karierten Taxis fallen, die immer am Straßenrand

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