Die Glasglocke (German Edition)
ginge die Welt unter. Wii-ii-ii-ii-ii schrillte es durch blau flackerndes Licht, und bei jedem Blitz durchfuhr mich ein gewaltiger Ruck, bis ich glaubte, mir würden die Knochen brechen und das Mark würde mir herausgequetscht wie aus einer zerfasernden Pflanze.
Ich fragte mich, was ich Schreckliches getan hatte.
Ich saß in einem Korbstuhl und hielt ein kleines Cocktailglas mit Tomatensaft in der Hand. Die Uhr befand sich wieder an meinem Handgelenk, aber irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Dann sah ich, daß sie falsch herum gebunden war. Ich spürte auch, daß die Klammern in meinem Haar anders saßen als sonst.
»Wie fühlen Sie sich?«
Eine alte Stehlampe aus Metall tauchte im Geiste vor mir auf, eines der wenigen Überbleibsel aus dem Arbeitszimmer meines Vaters. Aus dem glockenförmigen Kupferschirm lief eine verschlissene tigergelbe Schnur an dem Metallständer herunter bis zu einer Steckdose in der Wand.
Eines Tages wollte ich diese Lampe von ihrem Platz beim Bett meiner Mutter neben meinen Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers stellen. Die Schnur war lang genug, deshalb zog ich den Stecker nicht heraus. Ich legte beide Hände um die Lampe und die ausfransende Schnur und packte zu.
Da sprang unter blauem Blitzen etwas aus der Lampe und schüttelte mich, bis mir die Zähne klapperten. Ich versuchte, die Hände loszureißen, aber sie klebten fest, und ich schrie, oder ein Schrei wurde aus meiner Kehle hervorgezerrt, denn ich merkte nicht, wie es geschah, ich hörte nur, wie er dann, gleich einem gewaltsam entleibten Geist, aufstieg und durch das Zimmer gellte.
Mit einem Ruck waren meine Hände wieder frei, und ich fiel nach hinten auf das Bett meiner Mutter. Ein kleines Loch, wie mit Bleistift geschwärzt, hatte sich mir in die rechte Hand gebrannt.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Ganz gut.«
Aber das stimmte nicht. Ich fühlte mich miserabel.
»Wie hieß doch gleich das College, auf das Sie gehen?«
Ich sagte es ihm.
»Ach ja!« Über Doktor Gordons Gesicht glitt ein fast tropisches Lächeln. »Die Army hatte dort im Krieg eine Frauenreserveeinheit stationiert, nicht wahr?«
Die Fingerknöchel meiner Mutter waren knochenbleich, als hätte sich während der Stunde, die sie gewartet hatte, die Haut darüber abgeschält. Sie sah an mir vorbei auf Doktor Gordon,und der mußte wohl genickt oder gelächelt haben, denn ihr Gesicht entspannte sich.
»Noch ein paar Schockbehandlungen, Mrs. Greenwood«, hörte ich Doktor Gordon sagen, »und Sie werden, denke ich, eine wunderbare Besserung feststellen.«
Das Mädchen saß noch immer auf dem Klavierstuhl, und die zerrissenen Notenblätter waren um ihre Füße verstreut, als läge da ein toter Vogel. Sie starrte mich an, und ich starrte zurück. Ihre Augen verengten sich. Sie streckte mir die Zunge heraus.
Meine Mutter folgte Doktor Gordon zur Tür. Ich blieb zurück, und als sie sich abgewendet hatten, drehte ich mich dem Mädchen zu und zeigte ihr mit gespreizten Fingern lange Ohren. Sie zog die Zunge ein, und ihr Gesicht versteinerte.
Ich trat hinaus in die Sonne.
Wie ein Panther lag Dodo Conways schwarzer Kombi im Fleckenmuster der Baumschatten auf der Lauer.
Diesen Kombi hatte ursprünglich eine wohlhabende Dame aus der besseren Gesellschaft bestellt, schwarz, ohne das kleinste Bißchen Chrom, und mit schwarzem Lederpolster, aber als er dann kam, fand sie ihn deprimierend. Er sei einem Leichenwagen zum Verwechseln ähnlich, fand sie, und alle anderen fanden das auch. Deshalb wollte ihn niemand kaufen, und zuletzt übernahmen ihn die Conways zu einem ermäßigten Preis und sparten auf diese Weise ein paar hundert Dollar.
Auf der vorderen Sitzbank zwischen Dodo und meiner Mutter kam ich mir wie betäubt und abgestumpft vor. Jedesmal, wenn ich mich zu konzentrieren versuchte, glitten meine Gedanken wie Eisläufer in einen großen leeren Raum hinaus und drehten dort verloren ihre Pirouetten.
»Mit diesem Doktor Gordon bin ich fertig«, sagte ich, nachdem wir Dodo und ihren schwarzen Wagen hinter dem Kiefernvorhang zurückgelassen hatten. »Du kannst ihn anrufen und ihm sagen, daß ich nächste Woche nicht komme.«
Meine Mutter lächelte. »Ich wußte doch, daß meine Kleine nicht so ist.«
Ich sah sie an. »Wie – so?«
»So wie diese schrecklichen Leute. Diese schrecklichen, toten Leute da in der Klinik.« Sie machte eine Pause. »Ich wußte, du würdest wieder in Ordnung sein wollen.«
STARLET NACH 68 STUNDEN KOMA TOT
Ich tastete in meiner
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