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Die Glasglocke (German Edition)

Die Glasglocke (German Edition)

Titel: Die Glasglocke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Plath
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meinen Knöcheln.
    Vor einem solchen Tod zuckte mein Fleisch in Feigheit zurück.
    Ich nahm die Handtasche und machte mich auf den Weg über die kalten Steine zurück nach der Stelle, wo meine Schuhe im violetten Licht gewacht hatten.

Dreizehn
    »Selbstverständlich hat ihn seine Mutter umgebracht.«
    Ich betrachtete den Mund des Jungen, mit dem mich Jody hatte zusammenbringen wollen. Seine Lippen waren dick und rosa, und in der Seide des weißblonden Haars kuschelte ein Kindergesicht. Er hieß Cal, was wohl eine Abkürzung für irgend etwas sein mußte, aber mir fiel nicht ein, für was, es sei denn California.
    »Woher willst du wissen, daß sie ihn umgebracht hat?« fragte ich.
    Cal war angeblich sehr intelligent, und Jody hatte mir am Telefon gesagt, er sei niedlich und ich würde ihn mögen. Ich fragte mich, ob ich ihn auch gemocht hätte, wenn ich noch ich selbst gewesen wäre.
    Es ließ sich nicht beantworten.
    »Also, zuerst sagt sie, nein, nein, nein, und dann sagt sie ja.«
    »Aber dann sagt sie wieder, nein, nein.«
    Cal und ich lagen nebeneinander auf einem orange-grün gestreiften Badetuch an einem schmutzigen Strand jenseits der Sümpfe vor Lynn. Jody und Mark, der Junge, mit dem sie liiert war, waren schwimmen gegangen. Cal wollte nicht schwimmen, er wollte reden, und nun debattierten wir über dieses Stück, in dem ein junger Mann feststellt, daß er eine Gehirnkrankheit hat, weil sein Vater sich mit unsauberen Frauenherumgetrieben hat, und zuletzt versagt ihm sein Hirn, das mit der Zeit immer weicher geworden ist, völlig den Dienst, und seine Mutter überlegt sich, ob sie ihn umbringen soll oder nicht.
    Ich hatte den Verdacht, daß meine Mutter Jody angerufen und gebeten hatte, mich einzuladen, damit ich nicht den ganzen Tag hinter heruntergezogenen Rollos in meinem Zimmer saß. Zuerst wollte ich nicht gehen, weil ich glaubte, Jody würde die Veränderung an mir bemerken, und überhaupt würde jeder, der nicht gerade blind war, erkennen, daß ich kein Hirn im Kopf hatte.
    Aber während der ganzen Fahrt nach Norden und dann nach Osten hatte Jody nur Witze gerissen und gelacht und geplappert, und es schien ihr nichts auszumachen, daß ich nur »Ach!« oder »Mensch!« oder »Tatsächlich?« sagte.
    Wir rösteten Hotdogs auf dem Grillplatz am Strand, und indem ich Jody, Mark und Cal genau zusah, gelang es mir, meinen Hotdog richtig über die Glut zu halten, so daß er nicht anbrannte und nicht ins Feuer fiel, wie ich es befürchtet hatte. Als niemand hinsah, vergrub ich ihn im Sand.
    Nachdem wir gegessen hatten, liefen Jody und Mark Hand in Hand zum Wasser hinunter, ich legte mich wieder hin und starrte in den Himmel, während Cal immerzu über dieses Stück redete.
    Es war mir nur deshalb in Erinnerung geblieben, weil darin ein Verrückter vorkam, und alles, was ich je über Verrückte gelesen hatte, behielt ich, während ich alles andere vergaß.
    »Aber auf das Ja kommt es an«, sagte Cal. »Auf dieses Ja kommt sie am Schluß zurück.«
    Ich hob den Kopf und blinzelte auf den strahlend blauen Teller des Meeres vor mir – einen strahlend blauen Teller mit schmutzigem Rand. Ungefähr eine Meile vor der steinigen Landzunge ragte ein großer, runder Felsen aus dem Wasser, der aussah wie die obere Hälfte eines Eis.
    »Womit wollte sie ihn eigentlich umbringen? Ich hab's vergessen.«
    Ich hatte es nicht vergessen. Ich erinnerte mich sogar sehr gut daran, aber ich wollte hören, was Cal sagen würde.
    »Mit Morphiumpulver.«
    »Glaubst du, es gibt Morphiumpulver auch in Amerika?«
    Cal überlegte einen Moment. Dann sagt er: »Ich schätze, nein. Es hört sich furchtbar altmodisch an.«
    Ich drehte mich auf den Bauch und blinzelte nun in die andere Richtung, nach Lynn. Glasiger Dunst kräuselte über den Grillstellen und der heißen Straße, und wie durch einen Vorhang aus klarem Wasser konnte ich eine verwischte Silhouette aus Gastanks, Fabrikschornsteinen, Kränen und Brücken erkennen.
    Ein schreckliches Durcheinander.
    Ich drehte mich wieder auf den Rücken und gab meiner Stimme einen beiläufigen Tonfall. »Wenn du dich umbringen wolltest – wie würdest du es machen?«
    Cal schien erfreut. »Darüber habe ich oft nachgedacht. Ich würde mir mit einem Schießeisen das Gehirn rauspusten.«
    Ich war enttäuscht. Einem Mann sah das ähnlich, eine Schußwaffe zu nehmen. Aber wie sollte ich je eine Schußwaffe in die Finger bekommen? Und selbst wenn – ich hatte keine Ahnung, auf welchen Teil von mir

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