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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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zusammenzuhängen wie in einem Knäuel einzelner Fäden, deren Enden man sieht, ohne ihre Struktur zu begreifen.
    Oben angekommen, klopfte er an die Tür und wartete voller Unbehagen. Das flaue Gefühl in seiner Magengrube verstärkte sich mit jedem Atemzug.
    Carlotta war bei ihm. Er hatte sie, gleich nachdem er geweckt und über den Mord informiert worden war, aus dem Kerker geholt. Niemand hatte ihm widersprochen. Der Hauptmann hatte geschlafen, Luis war nicht da, und die Wachen folgten Sandros Befehlen bereitwillig.
    »Ich verdanke Euch mein Leben«, sagte Carlotta.
    »Noch ist es nicht überstanden.«
    »Ich weiß. Nun wird man Inés verhören.«
    »Deswegen sind wir hier. Wir müssen Inés und Euch verstecken. Unten wartet Aaron, ein Junge, der Euch an einen sicheren Ort bringen wird, irgendwo außerhalb der Stadt.«
    »Ich stehe in Eurer Schuld.«
    Er sah sie an, die Frau, die in einen weiten, schwarzen Umhang mit Kapuze gehüllt war. Weder seine Mutter noch sein Vater noch seine Schwestern, Freunde oder die Liebhaberinnen hatten ihm jemals zugestanden, etwas Bedeutendes für sie getan zu haben. Sie war die Erste, die ihm so etwas sagte.
    Sandro klopfte erneut. In dem Gang hinter ihm öffneten sich zwei Türen, und die Umrisse von zwei Köpfen erschienen, vermutlich um sich über den Lärm zu beschweren. Doch als sie erkannten, wer der nächtliche Ruhestörer war, schlossen sie eilig die Türen wieder. Man hatte Angst. Die Menschen spürten, dass sich eine dumpfe, schreckliche Gefahr über Trient legte, dass das Böse in der Stadt war und das Unerbittliche anlocken würde: die geistliche Gerichtsbarkeit. Diese beiden Gegensätze zogen sich magisch an, und das ging so weit, dass sie miteinander verschmolzen. Das Böse und die Geistlichkeit wurden eins. Dagegen gab es keinen Schutz, kein Mittel, kein Entfliehen, es gab nur die Türen, die man zumachen konnte. Und es gab Gott, zu dem man ohnmächtig betete, dass seine Diener an dieser Tür vorbeigehen würden.
    Carlotta las offenbar seine Gedanken. »Das ist also das, was die Geistlichkeit von der Erlösung, die uns vor eintausendfünfhundert Jahren versprochen wurde, übrig gelassen hat: Angst.«
    »Es wäre besser«, parierte er, »wenn Ihr Euch mit solcherlei Bemerkungen zurückhalten würdet. Sie geben ein prächtiges Motiv ab.«
    Carlotta schlug die Augen nieder. »Euch nehme ich ausdrücklich aus, Sandro Carissimi. Antonia hat behauptet, dass Ihr eine Art Held seid, und nun sehe ich, dass sie recht hat.«
    »Das hat sie nicht. Die letzten Helden sind vor zweitausend Jahren im Trojanischen Krieg gestorben.«
    Er dachte an Antonia, und im gleichen Moment dachte er an den Brief, den Innocento seiner Geliebten geschrieben hatte. Für einen Moment war er neidisch auf Innocento, neidisch auf die Möglichkeit, so zu fühlen – und diese Gefühle zuzulassen, sie sich nicht verbieten zu lassen.
    Man hörte Geräusche aus dem Atelier.
    Carlotta berührte ihn an der Wange. »Ihr seid ein feiner Mensch.«
    »Dann tut das Eure dafür, dass ich das nicht bereue«, sagte er, während innen der Riegel aufgeschoben wurde. Er bemerkte, dass er sie mit seinem letzten Satz überrascht hatte.
    Die Tür ging auf. Hieronymus umarmte Carlotta stürmisch, Antonia lächelte Sandro über die Liebenden hinweg an, nickte ihm zu. Zum ersten Mal seit ewigen Zeiten hatte er das Gefühl, etwas ganz und gar Richtiges zu tun, mit sich im Reinen zu sein.

Fünfter Teil

17
    13. Oktober 1551,
der dritte Tag des Konzils, nachts
     
    Sandros Andacht
    Ich liebe Antonia. Ich sage das nicht nur so, Herr, wie man manchmal ein schnelles »Ich liebe dich« sagt, wie ich es Beatrice und Beatrice es mir zugeflüstert hat, wenn wir nahe beieinander gewesen waren und uns etwas Schönes sagen wollten, etwas wenig Originelles. Der beste Beweis für meine Liebe ist, dass ich sie mir und dir und Carlotta eingestehe, Antonia jedoch nicht. Ich liebe sie. Ich weiß es, seit Matthias mir sagte, dass er mit ihr geschlafen hat. Ich weiß es, seit ich Innocentos Brief las und sah – unmittelbar fühlte -, dass es die Liebe noch immer gibt. Innocento und Gina, Hieronymus und Carlotta. Sie ist da, die Liebe, überall, in jedem von uns. Was kann man da machen, Herr? Ignorieren? Wie kann man etwas ignorieren, das einen ausfüllt? Bekämpfen? Gegen die Liebe zu kämpfen, bevor sie entsteht, ist legitim. Gegen die Liebe zu kämpfen, nachdem sie entstanden ist und atmet, ist eine Sünde. Du erwartest von mir, dass ich

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