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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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der Papst einem Kardinal gegeben hat, widersetzen. Du bringst Antonia hierher, sie soll sich hinter dem Wandteppich im Geheimgang verstecken. Dort hole ich sie bald ab.«
    »Was, wenn Luis vorher zurückkommt und wir uns im Palazzo Pretorio begegnen?«
    Sandro grinste. »Das wird nicht passieren. Luis wird, wenn es sein muss, die ganze Nacht am Fluss dem Plätschern des Wassers zuhören. Er wartet auf Hagen, der jedoch nicht kommen wird, denn er liegt gefesselt in seinem Quartier in der Casa Volterra, und dort werde ich ihm gleich einen Besuch abstatten.«
    »Du gehst zu Hagen?«
    »Ja, das ist sehr wichtig. Ich bleibe ungefähr zwei Stunden dort und komme dann hierher zurück.«
    »Sei bloß vorsichtig. Luis de Soto lässt dich überall suchen.«
    »Ich weiß. Wenn ich ihn nicht aufhalten kann, bin ich wahrscheinlich verloren.«
    Sandro ergriff Innocentos Hand. »Ich danke dir, Innocento. Du bist einer der Wenigen, die mich nicht bekämpft haben, die von Anfang an auf meiner Seite standen. Dass du mir jetzt hilfst, werde ich dir nie vergessen. Ich sage dir das, falls wir uns nicht mehr sehen sollten.«
    Innocento erwiderte Sandros Händedruck. »Freunde für immer, das weißt du doch. Viel Glück, Sandro.«
    Sandro streichelte Boccaccios Kopf, der davon kaum Notiz nahm, und machte sich auf den Weg – den letzten und schwersten Weg.
     
    Quoniam si voluisses sacrificium, dedissem utique; holocaustis non delectaberis. Sacrificium Deo spiritus contribulatus; cor contritum et humiliatum Deus non despicies.
    Denn Schlachtopfer können dir nicht gefallen; brächte ich Brandopfer dar, so hättest du daran keine Lust. Rechte Opfer sind ein gebrochener Geist, ein zerknirschtes und zerschlagenes Herz, o Gott, du verachtest sie nicht …
    Luis hatte angeordnet, dass die zweite Tortur, der sogenannte Wippgalgen, die Dauer eines Miserere währen sollte. Er betete es langsam und sehr betont, und lief dabei vor der Inquisitin auf und ab. Antonia Bender waren die Hände auf dem Rücken gefesselt worden, anschließend hatte man ihr ein weiteres Seil, das mit einer Hebevorrichtung verbunden war, um die Handgelenke gewickelt. Zwei Folterknechte betätigten das Zahnrad und zogen die Inquisitin langsam in die Höhe, bis ihre Hüfte ungefähr in Höhe von Luis’ Kopf war. Sie stöhnte, ächzte. Er betrachtete eine Weile ihren Schoß, berührte ihre Knie und die Oberschenkel. Natürlich war er nicht unempfänglich für weibliche Reize, vor allem, wenn sie so nah waren. Dazu dieses Ächzen! Doch er war nicht allein und musste Acht geben.
    »Man befestige ein Gewicht am Bein der Inquisitin.«
    »Das kleine, das mittlere oder das große?«, fragte einer der Knechte.
    »Wir beginnen gnadenvoll. Das mittlere also.«
    Während man den Eisenblock an ihren Füßen festband, fragte Luis sie ein drittes Mal, ob sie nicht wenigstens eines der Vergehen gestehen wolle.
    »Du hast doch das Fenster geschaffen, jenes, das dich und ihn zeigt, und zwar in einer verfänglichen Pose. Es wurde vergangene Nacht bei einer Durchsuchung in deinem Atelier gefunden.«
    »Ja«, stöhnte sie, das erste Wort, das sie nach der Wassertortur sprach. »Aber …«
    »Du gibst also zu, dass du versucht hast, ihn zu verführen?«
    »Nein.«
    »Diese Darstellung eines Engels, der ein Mädchen verführt, ist Ketzerei. Ich werde die Untersuchung auf Ketzerei ausweiten, wenn du nicht die Wahrheit sagst. Hast du versucht, ihn zu verführen?«
    »Ja.«
    »Du gibst also zu, einen Beauftragten Seiner Heiligkeit mit zauberischen Künsten behext zu haben?«
    »Das war … keine Zauberei. Ich … Wir … Ich habe nicht …«
    »Ich verstehe nicht, was du sagst.«
    »Ich … ich liebe …«
    »Wie?«
    Sie schwieg.
    Luis gab das Zeichen, das man das Gewicht loslassen solle, so dass es an den Gliedern der Inquisitin zog, und begann mit dem Beten des Miserere.
    Als er damit fast zu Ende war, wurde er gestört. Hauptmann Forli trat ein.
    »Ich hatte doch angeordnet, nicht gestört zu werden«, schimpfte Luis.
    »Vom württembergischen Gesandten«, sagte Forli und überreichte ihm einen Umschlag. »Er meinte, es sei außerordentlich dringend, und ich dachte …«
    »Schon gut«, fuhr Luis ihn an und zog sich in eine Ecke zurück, um den Brief ungestört lesen zu können.
    Hagen schrieb: Sandro ist uns auf die Schliche gekommen, unser Plan droht aufgedeckt zu werden. Wir müssen uns unbedingt sofort besprechen. Kommt auf keinen Fall in mein Quartier, das ist zu riskant. Wir treffen uns am

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