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Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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oder etwas anderes erwarten. Jetzt entledigte er sich des Magiergewandes, wenn er bei mir war, und trug nur das einfache blaue Tuch um die Hüften.
    Trotz aller Fortschritte gab er jedoch nicht zu, daß in ihm die Magie der Elemente schlummerte. Vielleicht erkannte er sie auch einfach nicht, und ich vermutete, daß er noch mehr Zeit brauchen würde, bevor man ihn dazu bringen konnte, daß er sie wahrnahm und dann vielleicht akzeptierte.
    Ich fragte mich, wieviel Zeit wir noch hatten.
    Viel besorgniserregender war die Tatsache, daß seine Faszination über die Pyramide und der durch sie zu erwartenden Macht nicht nachließ. Er war freundlich und unbekümmert in meiner Gegenwart und lachte mit mir, vielleicht gestattete er sich die liebevolle Erinnerung an seine Mutter und betrauerte den tragischen Verlust seines Vaters, aber nichts davon würde sein Verhältnis zu der Pyramide oder ihren abartigen Bedürfnissen beeinflussen.
    Ich glaube nicht, daß es jemanden gab außer mir, der um die tiefgehenden Veränderungen in Boaz wußte. Außerhalb der Sicherheit seiner Residenz blieb er der furchteinflößende, berechnende, überlegene Magier. Es war sicherer so.
    Und so trat er nach wie vor der Pyramide gegenüber, und sogar Isphet, die einmal am Tag kam, hatte keine Ahnung, welche Veränderungen meine Begegnung mit dem Tod in dem Magier hervorgerufen hatten.
     
     
    Ich war jung und erholte mich relativ schnell. Acht Tage der Erholung im Bett entsprachen den acht Tagen, die ich in der Zelle wie ein Tier eingesperrt gewesen war, dann stand ich wieder auf. Ich war schwach, aber ich hatte keinen sichtbaren körperlichen Schaden davongetragen. Selbst mein Schoß war noch das harte Geschwür, das er gewesen war. Ich hatte gehofft, daß die viele Flüssigkeit, die Boaz und Isphet mir aufgezwungen hatten und die im Schwimmbecken verbrachten Stunden ihn möglicherweise aufgeweicht hätten. Aber anscheinend war das nicht der Fall.
    Nun, Boaz hatte sich nicht so sehr verändert, daß er mir gestattet hätte, die Eins zu teilen, also seufzte ich und strich alle Gedanken an Kinder aus meinem Bewußtsein. Das hier war sowieso nicht der richtige Ort, und ich war noch immer eine Sklavin.
    In der neunten Nacht, wir saßen am Fenster und blickten in den Garten hinaus, bat ich Boaz, mir noch einmal das Buch seines Vaters zu zeigen. »Möchtest du, daß ich dir daraus vorlese? Dort stehen noch viele andere Geschichten, und ich würde sie gern kennenlernen.«
    Er dachte eine Weile darüber nach. Alte Gewohnheiten sind schwer zu überwinden. Aber schließlich holte er den Kasten und legte ihn mir auf den Schoß.
    »Ist das nicht zu schwer für dich? Ich kann einen Tisch holen…«
    »Er ist nicht zu schwer. Danke.«
    Ich untersuchte den Kasten eingehend. Er war wirklich ganz außerordentlich. Der Handwerker mußte ein wahrer Künstler gewesen sein. Der ursprüngliche rubinrote Glanz des Holzes war mittlerweile nachgedunkelt. Aber man hatte viel Sorgfalt auf ihn verwandt, ihn regelmäßig eingewachst, und er war in gutem Zustand. Ich fuhr mit den Fingern über die Scharniere und das Schloß. Sie bestanden aus einer Bronzelegierung und flüsterten einander schläfrig zu. Sie waren so alt, daß sie außer an ihrem eigenen trägen vor sich hin Träumen an nichts anderem Interesse hatten.
    Ich öffnete den Kasten, und Boaz nahm ihn mir ab, während ich das Buch heraushob.
    »Es ist so schön, Boaz.«
    »Ja.«
    »Du hast es die ganzen Jahre behalten und stets mit dir mitgeführt?«
    »Nein. Ich habe eine Residenz in Setkoth, nicht das Haus, das du kennengelernt hast, und für gewöhnlich liegt es dort in einem verschlossenen Schrank. Es lag jahrelang unberührt an diesem Ort. Aber nachdem ich die Frösche sah, die du an jenem Nachmittag geschliffen hast… sie haben mein Gedächtnis wachgerüttelt… und als ich die Vorbereitungen traf, hierherzukommen, habe ich es mitgebracht, auch wenn ich es nicht lesen konnte.«
    »Aber du hast gedacht, ich könnte es vielleicht.«
    »Ja. Irgendwo in meinem Hinterkopf schlummerte das Wissen, daß du und dein Vater hier seid, und daß vielleicht einer von euch mir die Geschichte noch einmal vorlesen könnte.« Ich lächelte. »Einer von uns?«
    »Du.« Er konnte mein Lächeln erwidern. »Lies mir vor.« Und ich tat es. Ich las wieder das Lied der Frösche, und als ich in der Mitte der Geschichte angekommen war, stand Boaz auf und holte den Froschkelch vom Regal. Er setzte sich wieder und drehte ihn unablässig

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