Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glaszauberin pyramiden1

Die Glaszauberin pyramiden1

Titel: Die Glaszauberin pyramiden1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
Vom Netzwerk:
Tirzah? Dann muß ich dir die falsche Abhandlung zum Übersetzen gegeben haben.«
    Ich sah ihn an, aber seine Augen waren ausdruckslos, und sein Gesicht völlig humorlos. Ich richtete den Blick wieder auf den Schreibtisch.
    »Du darfst dich auf die Veranda setzen oder im Garten herumgehen, bis Holdat das Essen bringt.«
    »Ich danke Euch, Exzellenz.«
    Als ich Holdat mit seinem Tablett herankommen sah, verließ ich die Veranda, und diesmal lächelte er als erster. Aber mir entging nicht, daß es von seinem Gesicht verschwunden war, bevor er eintrat.
    Die Mahlzeit verlief schweigend. Boaz bediente mich, und das gab mir den Mut, den ich für mein Vorhaben brauchte. Es würde keinen guten Zeitpunkt geben, nur eine Zeit, die schlechter als gewöhnlich war, und diese hier war nicht schlechter.
    Nachdem Holdat die Reste der Mahlzeit abgeräumt hatte, gab mir Boaz mit einer Geste zu verstehen, mich auf einen der Stühle am Fenster zu setzen. Auf dem Weg dorthin holte ich ein Bündel aus einer im Dunkel liegenden Stelle zwischen den Papyrus-Rollen auf den Regalbrettern, die die Wand einnahmen.
    Er sah es und erstarrte.
    Ich fiel vor ihm auf die Knie und neigte den Kopf. »Exzellenz, vergebt mir meine Anmaßung.«
    »Du solltest es besser wissen, Tirzah.«
    Aber seine Stimme klang eher angespannt als wütend, und ich schaute auf. »Exzellenz. Ich weiß, daß ich Euch bei vielen Gelegenheiten verärgert habe, bei denen Ihr mir nur beibringen wolltet, was richtig ist, und dafür erbitte ich Eure Verzeihung. Exzellenz, ich habe so viel von Euch gelernt, daß es mir schwer fällt, meine Dankbarkeit auszudrücken. Mir fehlen die Worte dafür, aber vielleicht wird das hier etwas von dem wiedergeben, was ich empfinde.«
    Und ich hielt ihm das Bündel hin.
    Ich glaube, er nahm es nur, weil meine Hände zitterten, als ich es ausstreckte, und er konnte sehen, wie in meinen Augen die Furcht loderte.
    Ich hatte Angst, denn was ich ihm da gab, war eine derartige Anmaßung, daß er möglicherweise einen solchen Wutanfall bekam, daß er mich tötete.
    Mein Herz hämmerte wie wild, als er langsam das Tuch aufschlug; dann fiel es zu Boden und er drehte den Froschkelch in den Händen.
    Er schaute nach unten, und ich konnte seinen Blick nicht deuten, also schaute ich den Kelch an. Er sang zu mir, und ich fragte mich, ob auch Boaz ihn hören konnte. Ich konnte die Frösche sich beinahe bewegen sehen; ich konnte die Soulenai beinahe den Atem anhalten hören.
    Boaz wog ihn nun in einer Hand, dann hielt er ihn hoch, so daß das bernsteinfarbene Glas im Licht funkelte.
    Er würde ihn auf dem Boden zerschmettern!
    »Ich habe den anderen fallen gelassen«, sagte er ruhig.
    »Ja, Exzellenz.«
    »Und ich habe jedes Recht, das mit dem hier auch zu tun.«
    »Ja, Exzellenz. Sklaven besitzen nichts.«
    Er quälte mich noch einen Moment lang, dann senkte er seine Hand mit dem Kelch schließlich, und ich stieß – wie die Soulenai – die angehaltene Luft aus. Wieder drehte er ihn in den Händen, betrachtete ihn intensiv. »Warum Frösche, Tirzah? Diese Tiere sind wirklich zu garstig, um damit einen Kelch zu verzieren.«
    »Ihr Lied ist tröstlich, Exzellenz. Es ist der erste Laut, den man beim Aufwachen höre, und der letzte, den ich beim Einschlafen höre.«
    »Aber jetzt wird es meine Stimme sein, mit der du einschlafen und aufwachen wirst, Tirzah!«
    »Ja, Exzellenz. Ich bitte um…«
    »Ach, sei still«, sagte er, »und nimm dieses häßliche Stück Glas und stell es zurück ins Regal, wo ich es nicht sehen muß.«
    »Ja, Exzellenz. Danke, Exzellenz.«
     
     
    Und so verging ein Monat. Boaz öffnete sich mir nie mehr so weit wie in der Nacht, in der er mich aus dem Buch der Soulenai hatte vorlesen lassen, aber er verwandelte sich auch nicht wieder in den hassenswerten Mann, der an jenem Morgen mein Inneres auseinandergerissen hatte. Ich glaube, ich hatte mir ein gewisses Vertrauen verdient, denn er hatte niemals Grund zur Annahme, ich würde diesen Augenblick schrecklicher Schwäche, dessen Zeugin ich geworden war, ausnutzen. Dennoch konnte er tagelang kalt und abweisend sein. Dann arbeitete ich stumm an der Übersetzung, die er mir gegeben hatte, und ich lernte seine Gewohnheiten kennen, so daß ich jedes seiner Bedürfnisse vorherahnen konnte. Langsam pflegte er dann aufzutauen, bis es nur noch das übliche Desinteresse und die gelegentliche Zurechtweisung gab.
    Wie ich mir schon gedacht hatte, wurde ich nie in die Abstellkammer verbannt (die sich

Weitere Kostenlose Bücher