Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
Fernschreiben ist an mich adressiert“, bemerkte Herr Wunderlich. „Sie sind aus dem Schneider.“
„Trotzdem“, widersprach Herr Kalender. „Es wäre nicht zu verantworten, wenn sie uns durch die Lappen gehen.“
„Sie kämen nicht weit“, warf der ehemalige Kriminalkommissar ein. „Wir kennen jetzt ihre Namen, ihre Firma, die Autonummer -“ Er faltete das Fernschreiben zusammen und ließ es in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. „Wenn Sie sie dazu bringen, daß sie ein Geständnis ablegen, ist das Risiko gerechtfertigt“, meinte er noch. „Wir müssen es ganz einfach probieren, Herr Kalender. Ist mit den Taxis alles klar?“
„Wie besprochen“, antwortete der Polizeimeister. „Meine Beamten tragen heute abend Zivil“, fügte er noch hinzu. „Und ich auch, wie Sie sehen. Ich dachte -“ Jetzt deckte eine Applauswelle die übrigen Worte von Herrn Kalender zu.
Über der Manege war Ronny gerade zum ersten Mal allein durch die Luft geflogen, hatte sich überschlagen, war in den Händen des Fängers gelandet und schwang jetzt wieder nach einer blitzschnellen Pirouette auf sein Brett zurück.
Karlchen Kubatz hüpfte auf seinem Stuhl herum und hatte vor lauter Begeisterung einen so knallroten Kopf, als hätte er gerade selbst einen Salto geschlagen.
„Ronny!“ riefen die Jungen und Mädchen, klatschten in die Hände und trampelten mit den Füßen.
Sie beruhigten sich erst wieder, als der Lautsprecher zum dritten Mal um Ruhe bat.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren, Jungen und Mädchen, Sie sehen jetzt eine Sensation. Es gibt wohl auf der ganzen Welt keinen Artisten, der bereits mit vierzehn Jahren diese Leistung vollbringt.“
Die Zirkusbesucher applaudierten wieder. Und mitten in diesen neuerlichen Beifall hinein rief die Lautsprecherstimme: „Sie sehen jetzt Ronny mit seinem dreifachen Salto am fliegenden Trapez.“
Noch einmal klatschte das Publikum erwartungsvoll in die Hände. Aber als die Musik dann wieder einmal einen dreifachen Tusch spielte, beruhigte man sich. Anschließend wirbelten nur noch die Trommeln.
Und jetzt war es im Zelt mäuschenstill.
Ronny war inzwischen über seiner Plattform auf eine Stützverstrebung geklettert, um für seinen Flug einen höheren Absprung zu haben. Er hob kurz den rechten Arm in die Luft und stand einen Augenblick lang in seinem silbrigen Trikot schlank und aufrecht im Licht der Scheinwerferbündel. Als er jetzt nach dem Trapez griff, mußte er sich bücken.
Er wartete, bis der Fänger zu schwingen begann, und dann sprang er ab.
Bereits sein erster Flug ging jetzt weit über das obere Eisengestänge hinaus und hoch bis ins Zeltdach. Seine Arme waren ausgestreckt, und sein Körper steigerte den Schwung immer mehr. Der schwarzhaarige Fänger hing bereits mit den Knien in seiner Stange. Dabei ließ er seinen jungen Partner nicht aus den Augen und beschleunigte jetzt gleichfalls seinen Flug. Als beide dasselbe Tempo erreicht hatten, wurde der Trommelwirbel immer lauter, und dann streckte der Fänger seine Hände in die Luft. Gleichzeitig verstummten die Trommeln.
Man hörte jetzt nur noch das Quietschen der Metallringe und die vibrierende Spannung in den Drahtseilen. Ganz hinten bei den Käfigen brüllte ein Panther.
Noch einmal schwang Ronny in die Zirkuskuppel hinein, und dann löste er sich von dem Trapez. Schon im selben Augenblick drehte er blitzschnell seinen Körper zum ersten Salto durch die Luft, dann zum zweiten und zum dritten. Als sein Flug in den Händen des Fängers endete, setzten zuerst die Trommeln wieder ein und gleich darauf die ganze Musik.
„Das war Ronny mit dem dreifachen Salto am fliegenden Trapez“, verkündete die Lautsprecherstimme.
Aber sie war gar nicht mehr zu hören. Der Beifall knallte jetzt wie eine Explosion zum Trapez hinauf, die Mädchen und Jungen waren total aus dem Häuschen, und sie gaben natürlich auch noch keine Ruhe, als die Rialtos hintereinander ins Netz fielen und sich wie von einem Trampolin wieder zu ihren Trapezen zurückwerfen ließen, erneut durch die Luft flogen und dann erst mit einem Überschlag vom Netz in die Manege sprangen.
Karlchen Kubatz saß völlig erschlagen, aber mit leuchtenden Augen zwischen den jubelnden und tobenden Besuchern auf seinem Stuhl. Erst als die Flying Rialtos für ihren Abgang schon dicht vor dem Vorhang waren, hatte er sich gefangen, sprang wieder auf und klatschte wie verrückt in die Hände.
Die Rialtos liefen noch einmal in die Manegenmitte
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