Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske

Titel: Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
weiterschreiben würden und er müßte unbeteiligt in seiner Bank sitzen und sich gleich von Anfang an langweilen. Das kommt ohnehin noch früh genug.“ Die 8 B grinste wieder, aber diesmal nur, weil sie Dr. Purzer nicht enttäuschen wollte.
    Der Studienrat blätterte inzwischen erneut in dem erbsengrünen Schnellhefter. „Das sind keine Schulzeugnisse“, meinte er dabei, „das ist ein Reisepaß.“ Er blickte belustigt zu Ronny hinüber. „Du sammelst ja Schulen wie andere Leute Briefmarken. Ist das überall so?“
    „Wenn ein Zirkus groß genug ist, wird ein Wohnwagen als Klassenzimmer eingerichtet“, erklärte Ronny. „Ein Lehrer ist immer dabei und gibt jeden Tag Unterricht. Manchmal sind es sogar zwei oder drei Lehrer. Aber mein Zirkus“, sprach er weiter, „der Zirkus Zamboni, so heißt er, ist kleiner, und abgesehen von ein paar Chinesenkindern bin ich der einzige Junge, der noch in die Schule muß.“
    „Verstehe“, meinte Dr. Purzer. „Und wie lange dauert dein Gastspiel bei uns?“
    „Ganz bestimmt, bis der Zirkus hierherkommt“, erwiderte Ronny. „Vielleicht auch länger, und dann reise ich ihm hinterher.“
    „Euer Zirkus kommt nach Bad Rittershude?“ fragte Karlchen Kubatz. „Dann kannst du uns ja deinen dreifachen Salto vorführen - “
    Die 8 B fing wieder zu brodeln an.
    „Ich bitte mir Ruhe aus“, bemerkte Dr. Purzer. „Vielleicht führt uns Ronny vorerst was anderes vor“, meinte er dann und schob dabei den erbsengrünen Schnellhefter auf die Seite. „Deine Zeugnisse sind
    ziemlich unterschiedlich, was ja kein Wunder ist. Ich muß mir also selbst ein klares Bild machen. Und da wir wenig Zeit haben und weil du ja möglichst viel erreichen willst, schlage ich vor, daß wir gleich damit anfangen. Die Stunde ist sowieso im Eimer.“
    Ronny stand aus seiner Bank auf und blickte aufmerksam zu Dr. Purzer hinüber.
    „Also nichts dagegen?“
    „Nichts dagegen“, meinte Ronny.
    „Schön“, erwiderte Dr. Purzer. „Wir haben gerade einen englischen Aufsatz unterbrochen. Das Thema steht an der Tafel.“
    „What do you know about London, las Ronny vor. „Kannst du mir vielleicht erzählen, was du da geschrieben hättest?“ Der Studienrat setzte sich wieder hinter sein Katheder und stützte die Ellenbogen auf.
    Die Klasse lehnte sich zurück und blickte neugierig zu dem dunkelhaarigen Jungen hinüber. Aber schon wenig später staunte sie Löcher in die Luft.
    Ronny plauderte nämlich über die britische Hauptstadt so, als würde er mindestens jeden Samstag rüberfliegen, um dort seine Großmutter zu besuchen. Er ließ die doppelstöckigen, knallroten Omnibusse im Linksverkehr um den Piccadilly Circus kurven, wanderte zum Hyde Park hinüber, blieb eine Weile an der Speaker’s Corner stehen, weil gerade ein neuer Redner auf eine mitgebrachte Seifenkiste kletterte. Daraufhin beeilte er sich etwas, weil er vor dem Buckingham Palace die Wachablösung nicht versäumen wollte. So nebenbei nannte er noch die Einwohnerzahl und den durchschnittlichen Wasserstand der Themse. Das alles in einem beinahe fehlerfreien Englisch.
    Studienrat Purzer hatte inzwischen beim Zuhören mit seinen Händen und Fingerspitzen ein schmales Dreieck gebaut. „Nicht schlecht, Herr Specht“, meinte er zufrieden und blickte dann zu Karlchen Kubatz hinüber: „Ich sehe Gefahren auf dich zukommen, mein Freund.“
    „Konkurrenz belebt das Geschäft“, erwiderte Karlchen selbstsicher. Er war in Englisch bisher der unbestrittene Klassenbeste.
    „Wir waren länger als ein halbes Jahr drüben“, erklärte Ronny beinahe so, als müsse er sich entschuldigen. „Der ganze Zirkus ist auf einem Schiff mit allen Tieren über den Kanal geschwommen. Natürlich sind wir da auch in London gewesen. Und Englisch lernen wir schon als kleine Kinder, weil’s die internationale Artistensprache ist -“
    „Immerhin“, bemerkte Dr. Purzer. Dabei fiel sein Blick auf die Schuluhr, die man durchs Fenster sehen konnte. „Ach du grüne Neune“, sagte er. „Jetzt noch schnell die Hausaufgaben, bevor’s zu spät ist.“ Er schaute auf. „Was gibt’s, wenn ich fragen darf?“ Karlchen Kubatz hatte mit seinem rechten Arm durch die Luft gerudert und sprang jetzt auf. „Wir könnten doch die angefangene Klassenarbeit bis morgen fertigschreiben“, schlug er vor.
    „Weil dann die halbe Arbeit schon getan wäre“, meinte Dr. Purzer. „Das könnte euch so passen.“ Er schob seinen Stuhl beiseite und stand auf. „Aber es wird

Weitere Kostenlose Bücher