Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
grünen Tabakfeldern vorbei, weißgekalkte, niedrige Häuser tauchten immer wieder neben der Straße auf, und dicht hinter Vecindario standen zwei Pferde mutterseelenallein mit hängenden Köpfen in der prallen Sonne.
Der spanische Taxifahrer summte eine Melodie vor sich hin und kaute an einem Zahnstocher.
„Dieses Bad Rittershude oder wie es heißt meinte Andy nach einer Weile und blickte dabei durchs Fenster hinaus. „Wir fahren einfach hin und haben keine Ahnung.“
„Was wir brauchen, gibt’s in jeder Stadt“, erwiderte Herr Knebusch und beförderte mit seiner Zeitung eine Mücke ins Jenseits. Sie hatte ihn schon eine ganze Weile geärgert.
„Aber es ist doch jedesmal wieder ein Risiko“, meinte der ehemalige Berufsboxer mit der schiefen Nase. „Ich meine, das Herauspieken mit unserer Stecknadel-“
„Im Gegenteil“, erklärte der rundliche Herr Knebusch. „So überlassen wir es immer wieder ganz dem Zufall, wo wir aufkreuzen.“ Er lächelte ein wenig selbstgefällig vor sich hin. „Kein System, was Schlimmeres kann der Polizei gar nicht passieren. Da beißt sie sich die Zähne aus.“ Er wischte sich mit dem Taschentuch Schweißperlen von der Stirn. „Abgesehen davon haben wir bisher mit unserer Stecknadel Glück gehabt.“
„Aeropuerto, Señores“, stellte der Taxifahrer fest und spuckte seinen abgekauten Zahnstocher in hohem Bogen durchs Fenster.
„Aha, wir sind da“, begriff Herr Knebusch. Sein Hemd klebte an der Sitzlehne. Er löste es ab, zahlte, stieg aus und nahm die Jacke über den Arm.
Andy holte inzwischen das Gepäck aus dem Kofferraum.
„Muchas gracias, Señores“, rief der Taxifahrer hinter den beiden her.
Die Flughafenhalle war gerammelt voll. Laufend wurden im Lautsprecher Maschinen angesagt, die entweder gerade landeten oder bald starten würden. Wer von den Touristen Zeit hatte, ließ sich an den Verkaufsständen noch irgendwelche kitschigen Andenken andrehen. Flamencotänzerinnen aus Kunststoff oder Stierkämpfer in Holz geschnitzt.
„Vergessen Sie nicht Ihre Fotos“, mahnte eine dicke Dame, die ausgezeichnet Deutsch sprach: „Als Sie hier angekommen sind, haben wir Sie alle beim Verlassen des Flugzeuges geknipst, was Ihnen vielleicht gar nicht auffiel. Diese Schnappschüsse sind für Sie jetzt eine ganz persönliche Erinnerung an den Urlaub auf Gran Canaria. Die Bilder sind nach den Daten Ihrer Ankunft sortiert. Bitte bedienen Sie sich.“
„Sie gestatten“, meinte der rundliche Herr Knebusch und drängelte sich durch die Menschen. Sie standen alle um einen Tisch herum, auf dem ganze Berge von Fotos lagen.
Das Babygesicht nannte den Tag seiner Landung auf der Insel und bekam gleich darauf einen ganzen Stapel Bilder zum Durchsehen. Er blätterte in ihnen herum, als hätte er ein Kartenspiel in der Hand.
„Stopp“, sagte Andy. Er stand neben dem Dicken mit den schütteren roten Haarsträhnen und hatte sich soeben auf einem der Fotos entdeckt. Das Bild zeigte ihn, wie er gerade vor seinem Begleiter über die Gangway aus dem Flugzeug kam.
„Und das ist meine Wenigkeit“, stellte Herr Knebusch gleich danach fest. Er nahm die beiden Fotos heraus, blätterte aber weiter, bis er auch noch alle übrigen Bilder gesehen hatte. „Das sind die einzigen Bilder von uns“, stellte er befriedigt fest. Er gab den Stapel zurück und bezahlte.
„Wirklich eine prima Erinnerung“, freute sich Andy. „Ich hab’ nämlich zu Hause ein Fotoalbum, mußt du wissen.“
„Junge, du bist ganz schön bescheuert“, knurrte das Babygesicht. „Deine Muskeln sind einsame Spitze, aber ein Hirn hast du leider nur wie ein Kanarienvogel. Bei unserem Job, Andy, begreif das, sind solche Fotos Sprengladungen, die jeden Augenblick explodieren können. Paß auf unser Gepäck auf.“
Dabei blickte sich Herr Knebusch bereits nach der nächsten Toilette um. Als er sie entdeckt hatte, stiefelte er los.
Dort schloß er sich ein, zerriß die beiden Fotos und ließ sie dann mit der freundlichen Unterstützung der spanischen Wasserspülung ein für allemal verschwinden.
Kaum fünf Minuten später forderte die DAN-AIR ihre Passagiere zum Einsteigen auf.
Der Himmel hatte sich bezogen, und es sah jetzt stark nach Regen aus, genau wie es der Wetterbericht vorausgesagt hatte. „Wir hauen im richtigen Moment ab“, meinte der rundliche Herr Knebusch, als er im Pulk der Passagiere neben Andy zu einer Boeing 727 übers Flugfeld schlenderte.
In Bad Rittershude verhielt es sich mit dem Wetter
Weitere Kostenlose Bücher