Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
unser Mann weiter. Betrachten wir den Herrn Schutzpatron also von hinten.
Er schlich um den Buddha herum wie um ein Museumsstück und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Im Rücken der Figur war deutlich ein Mechanismus zu erkennen, ganz dünne Fugen, die sich vermutlich öffnen ließen, und kaum sichtbare Scharniere. Zwischen Verzierungen versteckt saß ein Knopf mit winzigen Einkerbungen in gleichmäßigen Abständen.
Der Mann mit dem falschen Kinnbart spurtete jetzt schon zum zweitenmal in den Salon und kam mit einem Brieföffner zurück. Er legte den bronzenen Buddha ohne jeden Respekt auf den Bauch und versuchte, das Schloß in seinem Rücken aufzubrechen. Der Verschluß schien erstklassige Handwerksarbeit zu sein, er widerstand allen seinen Bemühungen. Das Dutzendgesicht zählte innerlich die Sekunden und fing an zu schwitzen.
Allmählich kochte es in ihm bereits wieder derartig, daß ihn seine Wut von neuem durcheinanderschüttelte. Jetzt war ihm alles egal. Er stemmte den Buddha in die Luft und schleuderte ihn mit aller Gewalt auf den dicken Teppich. Und im selben Moment, als er auf dem Boden aufschlug, klappten in seinem Rücken zwei Deckel auseinander, und Geldbündel wurden sichtbar.
Der Mann, der aussah, wie aus Marzipan gemacht, stürzte sich mit beiden Händen gierig auf seine Beute. Es waren nur große Scheine. Während er sie in den Innentaschen seines taubenblauen Anzugs verschwinden ließ, stellte er flüchtig fest, daß auch Dollars und andere Währungen darunter waren.
Der Mann, der zur Zeit Andreas Bertram hieß, jubelte innerlich. Aber gleichzeitig war er wieder einmal so kalt wie eine Hundeschnauze. Jetzt steckte er sich in Windeseile auch noch das goldene Zigarettenetui und die Armbanduhr in die Hosentaschen. Und als er bereits die Türklinke in der Hand hatte fiel sein Blick auf zwei Pelzmäntel, die nebeneinander in der Garderobe hingen. Breitschwanz aus indischen Lämmern und rot gefärbt, registrierte er blitzschnell. Davon ist jeder ein kleines Vermögen wert, schoß es ihm durch den Kopf. Er zögerte nicht, nahm die federleichten und seidengefütterten Luxusmäntel von den Kleiderbügeln, warf sie über seinen linken Arm und öffnete die Tür. Er trat so gelassen in den Korridor, als würde er seine eigene Suite verlassen.
Während er die Tür abschloß, blickte er vorsichtig zuerst nach links und dann nach rechts, um zu erkunden, ob irgendeinem zufälligen Beobachter etwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre. Von dem ältlichen Zimmermädchen war im Augenblick nichts zu entdecken. Lediglich sein Karren stand etwa zwölf Meter entfernt dicht an der Wand. Es war inzwischen höchstens fünf Zimmer näher herangekommen.
Er hatte es also geschafft.
Mit federnden Schritten spazierte er erleichtert über den Korridor. Allerdings schlug er nicht die Richtung zum Hauptlift ein. Er wandte sich der gegenüberliegenden Seite zu, wo er den kleineren, aber direkten Fahrstuhl zum Swimming-pool benutzen wollte. Von dort konnte man über eine schmale Treppe den Parkplatz erreichen, ohne die riesige Empfangshalle mit den vielen Menschen durchqueren zu müssen. Es hatte eben doch seine Vorteile, wenn man sich in einem Hotel auskannte wie in seinen eigenen vier Wänden.
Während er sah, daß die Lichter des Lifts zuerst nach oben kletterten, dann kurz stehenblieben und anschließend auf seinen Knopfdruck hin von den oberen
Stockwerken wieder herunterkamen, streifte er gleichmütig seine dünnen Lederhandschuhe ab und ließ sie verschwinden, was er mit den karmesinroten Pelzmänteln leider nicht tun konnte.
Obgleich man den Einbruch frühestens in einer Viertelstunde entdecken würde, vermutlich weil dann das ältliche Zimmermädchen Alarm schlug, brannte ihm allmählich doch der Boden unter den Füßen.
Er mußte damit rechnen, daß sich die Hoteldirektion dann umgehend mit der Kriminalpolizei in Verbindung setzte. Die wiederum würde sofort bei der Zentrale in Wiesbaden Auskünfte über bekannte Hoteldiebe einholen, die derzeit auf freiem Fuß waren. Aber selbst wenn man über ihn stolpern sollte, weil er erst kürzlich aus dem Knast entlassen worden war, würde man sich zumindest vorerst die Zähne ausbeißen. Er hatte ja den Namen gewechselt, und seine früheren Fahndungsfotos in den Karteien hatten inzwischen überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit ihm. Sie konnten sie also getrost bei der Rezeption, beim Hotelportier oder sonstwo herumzeigen.
Es wurde ihm richtig warm ums Herz ob
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