Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
Waldreichtum, der einmalig ist...“
„Und Ruhe vor allem“, schwärmte Manuel Kohl. „Ruhe und eine Luft wie Samt und Seide...“
„Danke, das genügt“, unterbrach der Quizmaster lachend, hob beide Hände und wandte sich an das Publikum. „Was wir soeben erlebt haben, war eine Sondersendung des Werbefernsehens.“
Das Publikum wieherte vor Vergnügen und applaudierte, als wäre es aus dem Häuschen.
In Bad Rittershude hatte Kurdirektor Berberich zuerst Mund und Ohren aufgesperrt, als höre und sehe er nicht richtig, dann hatte er sich an seinem Bier verschluckt, und jetzt schlug er sich auf die Schenkel, daß es nur so knallte. „Diese Burschen sind ja nicht zu bezahlen“, jubelte er und war total außer sich. „Man müßte jeden einzelnen in Gold wickeln!“ Er und seine Mitarbeiter tobten und klatschten immer noch in die Hände, als sich das Publikum im Berliner Studio längst wieder beruhigt hatte.
„Und jetzt wird’s ernst“, meinte der Quizmaster inzwischen. Dabei mußte er sich mit dem Handrücken noch eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischen. „Also, Herr Bissegger, es geht los mit der Frage Nummer eins.“
Die Zuschauer saßen wieder gespannt und mucksmäuschenstill auf ihren Stühlen.
„Selbstverständlich kommen wir bei Ihrem Thema Ägyptologie nicht daran vorbei, daß die weltberühmte Originalbüste der Königin Nofretete hier in Berlin zu besichtigen ist.“ Er blickte in seine Mappe, die er aufgeschlagen in den Händen hielt, und las vor. „Wann und wo ist diese Plastik ausgegraben worden, und wie hieß der König, dessen Gemahlin sie gewesen ist?“
Herr Bissegger gab alle Antworten, ohne überlegen zu müssen. Er sprach leise, und es schien ihm beinahe peinlich zu sein, wie prompt er die Lösung der Aufgabe bei der Hand hatte.
Mit seiner randlosen Brille und in seinem grauen einreihigen Flanellanzug, die Hände auf dem Rücken, wirkte er wie ein Musterschüler, der immer etwas mehr weiß, als man von ihm erwartet.
„Ein Glück, daß er die Idee mit dem Ägyptischen Museum hatte“, flüsterte Karlchen Kubatz aufgeregt.
Als sich die fünfte Frage schließlich um das Kalabsha -Tor drehte, konnten die Glorreichen Sieben nur müde grinsen, und für Herrn Bissegger war die erste Runde gelaufen.
Die Leute fanden den jungen Referendar sympathisch und klatschten herzlich Beifall, weil er seine Antworten so mühelos aus dem Ärmel geschüttelt hatte.
„In mir regt sich der Verdacht, lieber Herr Bissegger“, meinte der Quizmaster schmunzelnd, „ das Sie auf die Hilfestellung Ihrer Schüler gar nicht angewiesen sind und daß Ihre tüchtige Kurverwaltung diese sieben Knaben in unsere Sendung geschmuggelt hat.“
„Ich glaube nicht, daß unsere Thermalbäder eine solche Reklame nötig haben“, antwortete Herr Bissegger scheinheilig.
„Ja, hört denn das überhaupt nicht, auf!“ rief der Quizmaster lachend und schickte den Kandidaten möglichst schnell in die mittlere Glaskapsel. „ Toi , toi , toi , Sie haben tausend Mark aus dieser Runde!“ rief er noch hinter ihm her. „Aber laßt mich heute bitte nichts mehr von diesem Bad Dingsda hören, na, Sie wissen schon!“
Ab diesem Augenblick lief alles wie geschmiert.
Die rundliche Frau Berghahn wurde bei ihrem Auftritt als Champion der letzten Sendung mit Beifall überschüttet, als sie in die Dekoration geleitet wurde. Sie hatte den Schock mit ihrem Pilzkleid inzwischen überwunden, trug dasselbe dunkelblaue Kostüm, in dem sie das Publikum schon erlebt hatte, und konnte nach fünf richtigen Antworten gleichfalls mit tausend Mark auf ihrem Konto in die rechts stehende Kapsel klettern.
Zur Abwechslung zeigte sich jetzt eine allerseits bekannte Sängerin, wurde herzlich begrüßt, ein wenig ausgefragt, bekam Blumen und schließlich eine riesige Brille mit dunklen, undurchsichtigen Gläsern. Sie durfte aus der Losmaschine die ersten Postscheckabschnitte herausangeln, deren Absender jeweils hunderttausend Mark gewonnen hatten. Kreuz und quer durch Deutschland gab es jetzt bestimmt eine ganze Menge Leute, die in ihren Wohnungen vor Freude an die Decke sprangen.
Danach kam die große Wand mit den vielen farbigen Bildern an die Reihe. Die Kandidaten durften sich abwechselnd für eines dieser Bilder entscheiden, ohne zu wissen, welche Frage sie damit ausgelöst hatten. Jede richtige Antwort brachte zusätzliches Geld. Bei sogenannten Glücksfragen bis zu fünfhundert Mark. Es gab Joker, die hundert Mark einbrachten, ohne daß
Weitere Kostenlose Bücher