Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel

Titel: Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
nachholen.“
    „Ich glaube, daß ich meine Vorstellung vom Streß der armen Schüler gelegentlich korrigieren muß“, stellte Herr Kubatz fest und feixte in den Rückspiegel.
    „Das ist ein weites Feld...“ bemerkte Karlchen tiefsinnig und fügte hinzu: „Mein Schlaf ist seit einiger Zeit ohnehin nicht der beste. Seit neuestem träume ich fast jede Nacht.“
    „Und darf man sich nach dem Inhalt deiner Träume erkundigen?“ wollte der Chefredakteur wissen. „Ich frage aus väterlicher Anteilnahme und nicht aus Neugier. Träume verraten, was sich in unserem Unterbewußtsein abspielt. Laß mal hören.“
    „Dein Sohn ist immer ein strahlender Held, wenn er träumt.“ Jetzt war es Karlchen, der feixte. „Diesbezüglich sind meine Träume Zwillinge. Sie sind sich zum Verwechseln ähnlich. Nur die Umgebung ändert sich und die Zeit.“
    „Sehr interessant“, bemerkte Herr Kubatz. Er bog jetzt von der Herderstraße zum Rathausplatz ein.
    „Gestern nacht, zum Beispiel, war ich ein preußischer Grenadier, schlage mit meinem Säbel Scharen von Feinden in die Flucht, werde verwundet, kämpfe weiter, rette die ganze Armee, werde prompt zum General befördert, Friedrich der Große steigt von seinem Schimmel, hängt mir einen Orden um und sagt ergriffen: ,Ich danke dir, mein junger Freund’, dann sprengt er wieder mit einer Herde von Adjutanten davon...“
    „Fabelhaft“, meinte Herr Kubatz. „Mein Karlchen als General!“ Er blinkte wieder dreimal mit dem Fernlicht, weil sie jetzt in die Amselstraße hineinfuhren. „Darüber sprechen wir noch.“
    Vor dem Eingang zur Pension Flora warteten Herr Hildesheimer und der Fotograf. Er war etwa zwanzig Jahre alt, trug ein blaues Hemd, enge Cordhosen und hatte einen Metallkoffer bei sich. „Daß man mich mitten in einem Film aus dem Kino holt, ist wenigstens mal was Neues“, meinte er und griente. „Wenn’s nicht zu lange dauert, krieg’ ich ja vielleicht den Schluß noch mit.“
    Eine Viertelstunde später servierte Frau Breitschuh den Zeitungsleuten Bier in ihrem Privatsalon. Die Blumen auf den zugezogenen Gardinen waren etwas zu bunt und etwas zu groß. Den Kakadu hatte die Pensionsinhaberin längst mit einem großen weißen Tuch zugedeckt. Er schien zu schlafen. Herr Bissegger saß direkt neben einer Stehlampe, nippte gelegentlich an einem Glas Mineralwasser und war als Mittelpunkt der Versammlung von den anderen geradezu eingekreist.
    „Und das Ganze hat dann damit angefangen, daß Sie sich beim Fernsehen gemeldet haben?“ fragte der Chefredakteur, als vor dem Haus gerade eine Straßenbahn vorbeifuhr.
    „Dazu hätte ich nie den Mut gehabt“, entgegnete der Referendar und blickte in die fremden Gesichter, die so plötzlich um ihn herumsaßen. „Meine Mutter hat die Bewerbung abgeschickt, und zwar ohne mich zu fragen, aber unter meinem Namen. An einem Morgen, als sie abends zuvor den ,Großen Preis’ in der Flimmerkiste gesehen hatte. Beim Frühstück sagte sie auf einmal: ,So viel wie die Kandidaten von gestern abend weißt du noch mit dem kleinen Finger. Und in Ägyptologie macht dir so schnell keiner was vor. Da können sie dich auf den Kopf stellen. Heutzutage darf man nicht bescheiden sein. Man muß zeigen, was man kann und wer man ist.’ Und dann kam ein paar Wochen später die erste Nachricht von der Redaktion aus Mainz. Ich wurde nach Frankfurt zu einem Gespräch eingeladen, zwei Herren erwarteten mich in einer Hotelhalle. Sie seien so etwas Ähnliches wie Pfadfinder, mit der Aufgabe betraut, die vielen Einsendungen und Bewerber zu sieben, denn leider würden sich auch eine Menge Leute melden, die vorgäben, beispielsweise über Prinz Eugen oder über Fußball Bescheid zu wissen. Und wenn man sie dann fragen würde, hätten sie von Tuten und Blasen keine Ahnung. Vermutlich wollten sie nichts anderes erreichen, als einmal von Millionen Menschen gesehen zu werden, und würden schon damit zufrieden sein, wenn sie über die Mattscheibe lächeln und ihren Familien, ihrem Gesangverein oder ihrem Kegelklub zuwinken könnten. Im übrigen sei Ägyptologie natürlich ein fabelhaft ausgefallenes Fachgebiet und deshalb für die Millionen Zuschauer bestimmt auch hochinteressant. Schließlich hieße ihre Sendung ja auch ,heiteres Spiel für gescheite Leute.’ Das Publikum würde den ,Großen Preis’ nicht nur einschalten, um sich zu unterhalten, es würde auch dabei etwas lernen wollen.“
    „Und dann hat man Sie in die Zange genommen?“ fragte der

Weitere Kostenlose Bücher