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Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
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zusammen.
    »Ich dachte, bei den Schwulen ist unverbindlicher Sex die Regel und nicht die Ausnahme.«
    »Schwule haben ebenso häufig monogame Beziehungen wie Heterosexuelle«, erwiderte Paul. »Aber Singles und Männer in offenen Beziehungen nutzen ganz gern die ein oder andere Gelegenheit zu einem One-Night-Stand. Grieser scheint mir allerdings dafür nicht der Typ zu sein.«
    »Sondern?«
    Paul zögerte einen Moment. »Ich habe das Gefühl, er will mehr.«
    Er griff nach der Mineralwasserflasche und schenkte sich nach.
    »Du magst ihn und willst ihm nicht weh tun«, stellte Emma fest. »Aber was spricht dagegen, sich heute Abend mit ihm zu treffen und ihm zu sagen, dass du nicht mehr von ihm willst?«
    Paul starrte auf sein Handy.
    »Nichts«, erwiderte er.
     
    Beim Klang der Stimme wandte sich Schwester Lioba um und blickte geistesabwesend zur Tür. Schwester Beatrix war auf der Schwelle stehen geblieben und schien auf eine Antwort zu warten.
    »Bitte?«, fragte Schwester Lioba zerstreut. Sie sah wieder hinaus auf den Klosterhof, wo zwei neutral aussehende Polizeifahrzeuge standen, vollgepackt bis unters Dach mit technischen Geräten und Materialien.
    »Oberkommissarin Baum ist gekommen und lässt fragen, ob Sie ein paar Minuten Zeit haben, ehrwürdige Mutter«, wiederholte Schwester Beatrix geduldig.
    Schwester Lioba wandte sich vom Fenster ab und steuerte auf ihren Schreibtisch zu. Sie nickte Schwester Beatrix zu und blieb neben dem mit schwarzem Leder bezogenen Schreibtischstuhl stehen.
    Schwester Beatrix ließ die Tür hinter sich offen stehen. Zwei Minuten später trat die Polizistin ein. Sie war deutlich kleiner als Schwester Lioba, vielleicht ein Meter sechzig groß, mit einem dichten Netz an Sommersprossen auf den Wangen und kurzgeschnittenen krausen Locken in kräftigem Rot. Sie wirkte im Gegensatz zu einigen ihrer Kollegennicht von ihrer Umgebung eingeschüchtert. Zielstrebig ging sie auf die Äbtissin zu, gab ihr die Hand, stellte sich vor und nahm ohne Aufforderung auf dem Besucherstuhl Platz.
    Schwester Lioba setzte sich ebenfalls.
    »Wir wissen nun, wo der Mord stattgefunden hat«, begann Sabine Baum. »Die Gastschwester hat uns erklärt, dass der Raum früher als Waschküche des Klosters diente. Seit dem Umbau des Nebengebäudes zum Gästehaus hat der Raum anscheinend keine Funktion mehr.«
    Schwester Lioba erinnerte sich an einen weiß gekachelten Raum, in dem außer einem schweren Holztisch nur ein Regal stand. Außerdem gab es noch ein Waschbecken in der Ecke neben dem vergitterten Fenster. Dann fiel ihr ein, dass der Waschkeller im Zuge des Umbaus ausgeräumt worden war. Eigentlich hatten sie dort eine Art Trockenraum für die Gäste einrichten wollen, aber bisher waren sie noch nicht dazu gekommen.
    »Der Raum war leer«, erwiderte Schwester Lioba vage.
    Baum nickte. »Ein Waschbecken und ein Schlauch, mehr haben wir nicht gefunden.«
    »Warum sind Sie so sicher, dass dort der Mord verübt worden ist?«
    »Der Raum wurde sauber ausgespritzt. Auf den ersten Blick ist also nichts Ungewöhnliches zu sehen. Aber wir können alte Blutspuren sichtbar machen. Unsere Techniker sind sicher, dass Miriam Schürmann dort auf dem Boden ganz langsam verblutet ist.«
    Schwester Lioba zuckte zusammen.
    »Wer hat Zugang zu diesem Kellerraum?«, fragte die Oberkommissarin.
    »Alle«, antwortete Schwester Lioba mit belegter Stimme. Sie räusperte sich. »Der Raum war nie abgeschlossen. Esstand ja ohnehin nichts darin. Wer im Gästehaus war, konnte auch in den Waschkeller.« Sie fröstelte.
    »Und wer im Gästehaus war, konnte auch in den Klosterhof und damit in die Abteikirche«, stellte Baum fest.
    »Nein«, erwiderte Schwester Lioba. »Nach den Vigilien schließen wir alle Türen zum Klosterhof. Nachts kann man vom Gästehaus auf die Straße gelangen, aber nicht in den Klosterhof.«
    »Vigilien sind das Nachtgebet?«, vergewisserte sich die junge Beamtin.
    Schwester Lioba nickte. »Wir feiern sie jeden Abend bis gegen 20.45 Uhr in der Abteikirche. Anschließend verschließen wir alle zum Kloster führenden Türen und ziehen uns in unsere eigenen Räume zurück.«
    »Hauptkommissar Grieser sagte mir, dass es nur zwei Generalschlüssel gibt, den Sie und Ihre Stellvertreterin bei sich tragen. Der Ersatzschlüssel im Safe war offenbar unberührt.«
    Schwester Lioba nickte.
    »Was glauben Sie«, fragte die junge Polizistin und warf ihr einen raschen Blick zu, »wie die Leiche von Miriam Schürmann aus dem

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