Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Glut des Bösen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Huesmann
Vom Netzwerk:
das mit Vater zu tun?«
    Die Dämmerung schob sich aus dem Tal die Hänge hinauf. Die Straßenlampen zwischen den Weinbergen glühten im versiegenden Tageslicht wie verlöschende Streichholzköpfe.
    »Ich wollte eigentlich nur von ihm wissen, was er von damals noch in Erinnerung hat«, sagte Emma. »Deshalb habe ich ihn angerufen.«
    »Und?«, fragte Andrea, und Emma hörte die Anspannung in ihrer Stimme. »Du glaubst jetzt nicht wirklich, dass es damals was gab, womit Vater zu tun hatte?« Andrea schien zwischen Lachen und Ärger hin und her gerissen zu sein.
    »Wenn ich das ernsthaft annehmen würde, könnte ich keinen Artikel darüber schreiben«, erwiderte Emma. »Aber ist doch merkwürdig, damals gab es Ärger, weil es hieß, er hätte etwas mit dem Selbstmord des Mönchs zu tun. Und dann trennt sich Mutter von ihm. Vielleicht gab es ja wirklich etwas, was er getan hat?«
    »Das hast du ihm nicht ernsthaft vorgeworfen, oder?«, fragte Andrea entsetzt.
    »Ich habe nichts in die Richtung zu ihm gesagt«, erwiderte Emma gereizt. »Du denkst immer, ich will da was ausgraben, was es gar nicht gibt.«
    »Gott sei Dank«, murmelte Andrea. »Du warte mal einen Moment, da hinten ist es verdächtig ruhig, ich muss eben sehen, was die Kinder machen.«
    Ihre Schritte hallten. Emma sah ihre Schwester vor sich, wie sie mit dem Telefon in der Hand nach hinten zum Kinderzimmer ging. Sie glaubte zu hören, wie sich eine Tür leise öffnete und ebenso leise wieder schloss. Dann hörte sie wieder Andreas Stimme.
    »Sie spielen Mutter und Kind«, sagte ihre Schwester erleichtert. »Mal sehen, wann Erik sich weigert, mit Maike zusammen Puppen zu spielen.« Dann klang ihre Stimme entschlossen. »Also ich denke nicht, dass Vater mit dem Selbstmord was zu tun hat. Und ich bin davon überzeugt, dass die Geschichte nichts mit der Trennung zu tun hat. Basta.«
    Emma lächelte. Sie sah ihre Schwester vor sich, wie sie als kleines Kind die Arme verschränkte und trotzig »basta« rief, wenn sie eine Diskussion beenden wollte.
    »Aber trotzdem ist sie damals gegangen«, beharrte Emma. »Wenn nichts dran gewesen wäre, dann hätte sie doch bleiben können.«
    »Hör mal, Emma«, sagte Andrea, und nun war sie es, diegereizt klang. »Darüber haben wir schon so oft gesprochen. Da sind wir einfach anderer Meinung.«
    »Aber es muss doch einen Grund geben, dass sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt gegangen ist.«
    »Na also, dann sind wir endlich da angekommen, worum es dir die ganze Zeit geht«, sagte Andrea. »Du bist überzeugt davon, dass Vater schuld daran ist, dass sie uns verlassen hat. Das ist dein Beweggrund, nicht der Mord im Kloster.«
    »Ach, so ein Blödsinn.« Emma stand auf und musste sich bücken, um nicht an die Decke zu stoßen. Mit der freien Hand schob sie die Seitentür des Busses auf und machte einen Schritt nach draußen. Aufatmend streckte sie sich. »Das ist eine rein berufliche Recherche. Ich bin an der Geschichte dran, und es könnte sein, dass ich damit einen Volltreffer lande. Dass Vater Insider-Wissen hat, ist ein echter Heimvorteil, dadurch komme ich an Informationen, die meine Kollegen nicht haben.«
    »Mach dir doch nichts vor, du willst mit Vater was klären, darauf wartest du doch schon lange«, erwiderte Andrea. Sie klang wütend.
    »Jetzt reg dich doch nicht so auf«, sagte Emma beschwichtigend und rieb sich die Augen. Sie wollte sich jetzt nicht mit ihrer Schwester streiten.
    »Du, ich muss Schluss machen, die Kinder, da ist was passiert«, sagte Andrea hastig. Wie zur Bestätigung erklang unvermittelt lautes Geschrei.
    Das Gespräch wurde getrennt. Emma drückte die Ende-Taste ihres Handys. Sie atmete einige Mal tief durch, konzentrierte sich auf ihre Füße, machte einen Schritt nach vorne, noch einen, spürte die Steine unter ihren Fußsohlen und den Wind auf ihrer Haut. Ihr erhöhter Puls kam allmählich zur Ruhe. Sie war dankbar, dass sie noch die Kurvegekriegt hatten. Eine Auseinandersetzung würde nur alte Wunden aufreißen und nichts bringen.
    Emma kehrte zum Bus zurück und holte sich eine warme Jacke. Dann ging sie hinunter zu dem Spazierweg, auf dem sie noch vor kurzem mit Hertl unterwegs gewesen war. Mit Blick auf den Rhein, der längst in der Dunkelheit versunken war, schritt sie einige hundert Meter nach unten. Ihr Atem beruhigte sich, und auch ihre Gedanken wurden klarer. Sie blieb stehen. Ihr Blick ruhte auf dem gegenüberliegenden Bergkamm, der sich deutlich gegen den Abendhimmel abhob. Sie sah

Weitere Kostenlose Bücher