Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)
die Augenwinkel zusammen, wie er es häufig machte, wenn er sich vorgenommen hatte, über die Schlechtigkeit der Menschen hinwegzusehen.
»Kommt rein und esst ein Stück Kuchen«, sagte er.
Doch Cleo blieb vor der Tür stehen.
»Doc, der Mann macht Fotos«, sagte sie.
Doc drehte sich um und schaute zu dem Fotografen unten am Ufer, der jetzt die Kamera gesenkt hatte.
»Ist das wahr, Holly?«, fragte Doc.
»Ich wusste nicht, dass er das vorhat. Tut mir Leid. Du kannst den Film haben, wenn du willst«, sagte Holly.
»Ich glaube, Sie sollten lieber gehen«, sagte Cleo.
»Wie bitte?«, sagte Holly.
»Das ist nicht der richtige Tag für eine Fotosession. Das sollte doch nicht schwer zu verstehen sein«, sagte Cleo.
»Spricht diese Person in deinem Namen, Tobin?«, sagte Holly.
»Hort auf mit dem Gerede. Warum tut ihr alle so, als ob ich nicht da wäre?«, sagte Maisey.
Wir drehten uns um und starrten sie an. Sie war ungeschminkt,und ihr Gesicht war so blass und blutleer, als wäre sie lange krank gewesen.
»Mir hat man etwas angetan, nicht euch. Mit welchem Recht wollt ihr eigentlich darüber entscheiden, was um mich geschieht? Ihr behandelt mich wie ein dummes Tier«, sagte sie.
In der anschließenden Stille konnten wir den Wind hören, der durch die Pappeln strich, und das Rauschen des Wassers um die Felsblöcke mitten im Fluss. Der Fotograf rieb sich den Nacken, als kratzte er an einem Insektenstich oder wollte einen Moment lang abwarten, weil ihm ein Hindernis die Sicht verbaute. Dann schraubte er das Teleobjektiv von seiner Kamera, stieg wieder in den Jeep, gähnte und wartete auf Holly Girard.
Als Holly Girard weg war, fuhr ich nach Bonner und rief den Sheriff an.
»Sie haben Lamar Ellison laufen lassen?«, sagte ich.
»Heute Morgen um acht Uhr. Unmittelbar nach dem Frühstück. Er hat gesagt, unsere Würstchen und Bratkartoffeln kann er sich nicht entgehen lassen«, erwiderte der Sheriff.
»Finden Sie das etwa komisch?«
»Lassen Sie Ihren gottverdammten Krampf bei jemand anders ab. Wenn’s nach mir ginge, hätte ich ihm den Kopf mit einer Baumziehkette abgezwickt.«
»Warum machen Sie’s dann nicht?«
»Weil ihn das Opfer nicht identifizieren konnte. Sie haben ihr ein Kissen aufs Gesicht gedrückt. Außerdem habe ich nicht die geringsten Beweise.«
»An ihrer Kleidung und auf dem Bettzeug waren DNS-Spuren. Im Krankenhaus hat man einen Abstrich gemacht«, sagte ich.
Danach herrschte Stille.
»Hallo?«, sagte ich.
»Ich habe alles ins Labor geschickt... Wir wissen nicht, was damit passiert ist«, sagte der Sheriff.
»Wie bitte?«
»Sie haben mich schon richtig verstanden. Ich komme raus und erkläre Dr. Voss die ganze Sache.«
Ich spürte, wie ich tief durchatmete, wie sich meine Hand um den Telefonhörer krampfte.
»Was diese Biker angeht, die Berdoo Jesters? Cleo Lonnigan sagt, sie haben möglicherweise etwas mit dem Mord an ihrem Sohn zu tun«, sagte ich.
»Das glaubt sie. Ich mag Cleo, Tatsache ist aber, dass ihr Mann für den Mob Geld gewaschen hat. Vielleicht will sie sich nicht eingestehen, woher ihr Vermögen stammt. Cleo ist möglicherweise abgründiger, als Sie meinen«, sagte der Sheriff und legte auf.
Ich rief ihn noch einmal an, tippte mit zitternder Hand seine Nummer ein.
»Sexgangster, die ungeschoren davonkommen, machen es noch mal. Sie gewinnen noch mehr Macht über ihr Opfer, indem sie es weiter quälen«, sagte ich.
»Nehmen Sie Dr. Voss und seine Tochter mit nach Texas. Überlassen Sie uns die Sache«, erwiderte er.
Von wegen, dachte ich.
Der erste Anruf kam am nächsten Tag. Zufällig war ich am Apparat. Im Hintergrund hörte ich Gelächter und ein aufheulendes Motorrad.
»Ist der Doktor dran?«, sagte der Anrufer.
»Wer spricht da?«
»Ich dachte mir, Sie wollen vielleicht wissen, dass die Süßeschon geknackt war. Also machen Sie kein größeres Ding draus, als es gewesen is«, sagte der Anrufer.
»Wie heißen Sie, Partner?«
»Ich wollte dem Pillendreher bloß sagen, dass seine Tochter ganz gut blasen kann. Ich hab schon Bessere gehabt, aber sie ist viel versprechend. Wenn ich mal wieder geil bin, nehm ich sie mir vielleicht noch mal vor. Einen schönen Tag noch.«
»Sie sind nicht allzu schlau.«
Die Verbindung wurde unterbrochen.
Ich ging ins Wohnzimmer. Doc stand am Kamin und ölte ein paar Schnürstiefel ein.
»Wer war das?«, fragte er.
»Einer von den Motorradjungs.«
Er rieb eine weitere Schicht Öl in einen Stiefel, drehte ihn dann um und
Weitere Kostenlose Bücher