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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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nur noch Soldaten des Königs.«
    »Der Herzogtitel hat nur noch historische Bedeutung«, ergänzte Josion. »Der König stützt seine Macht heute nicht mehr auf Edelleute, Feldherren und Soldaten, sondern auf Bankiers, Kaufleute und Großbauern. Deshalb ist diese Gegend auch so wohlhabend. Jeder vierte Hof mit den dazugehörigen Feldern und Weiden gehört unserem Großvater Reyan.«
    »Die Lehnsleute bewirtschaften die Höfe und fahren die Ernte ein«, fuhr Damián fort. »Einen Teil des Ertrags übergeben sie dem Kämmerer des Herzogtums, der wiederum in Zeiten der Not oder in schlechten Erntejahren Lebensmittel an die Armen verteilt. Dieses Prinzip funktioniert seit Jahrzehnten sehr gut, und mittlerweile haben es viele andere Lehnsherren übernommen.«
    »Das bezweifle ich nicht«, sagte Maara unwirsch. »Aber ihr müsst auch nicht ständig eure Grenzen verteidigen. In Wallatt wäre das nicht so einfach!«
    Die Lorelier lächelten verständnisvoll. Sofort bereute Maara ihre heftigen Worte. Auch wenn Wallatt nicht das friedlichste Königreich der bekannten Welt war, liebte sie ihre Heimat, aber die drei jungen Männer konnten schließlich nichts dafür, dass Thalitten und Solener immer wieder die wallattischen Dörfer in Grenznähe überfielen. Damián hatte die Geschichte sicher nicht erzählt, um sie zu beleidigen.
    Im nächsten Moment rief sie sich zur Ordnung: Sie musste sich auf ihre Wut konzentrieren. Die Gesellschaft der Lorelier hatte eine seltsame Wirkung auf sie. Sie musste aufpassen, dass sie sich nicht von ihren Gefühlen einlullen
ließ – sonst würde sie noch anfangen, die anderen zu mögen. Und das würde ihr bei der Erfüllung ihrer Aufgabe nur im Weg sein.
    Mit jedem Schritt, den die Pferde machten, tauchte Josion tiefer in die Vergangenheit ein. Er hätte nicht gedacht, dass ihm dieser Landstrich, den er seit vier Jahren nicht besucht hatte, noch so vertraut sein würde. Je näher sie der Burg kamen, desto schlimmer wurde es. An jeder Wegkreuzung stiegen Bilder aus seiner Kindheit und Jugend in ihm auf. In dieser Eiche am Wegesrand hatte er einst ein Baumhaus gebaut, auf jener Lichtung hatte er häufig mit seinen Eltern gepicknickt, und in dem Gebüsch dort drüben hatte er sich eines Nachts vor seiner Mutter versteckt, als sie ihn wieder einmal im Kampf mit dem Dolch unterwiesen hatte.
    Diese Erinnerung machte alle Nostalgie zunichte. Gewiss hatte er als Junge vieles erlebt, worum ihn andere beneideten. Seine Eltern hatten ihn geliebt, und es hatte ihm an nichts gefehlt. Doch eins hatten sie ihm genommen, etwas sehr Wichtiges: eine unbekümmerte Kindheit. Obwohl er mittlerweile erwachsen war, würde er ihnen das nie verzeihen.
    Diese Gedanken machten ihn traurig, aber er versuchte, die Bitterkeit zu verdrängen und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. So vieles hing von ihm und seiner Überzeugungskraft ab. Würden die anderen ihm glauben? Würden sie ihm vertrauen? Wenn er bedachte, mit wie viel Argwohn sie ihm seit ihrer ersten Begegnung begegnet waren, standen seine Aussichten schlecht. Er grübelte
darüber nach, welche Worte er wählen, welche Argumente er vorbringen sollte. Wie konnte er ihnen überhaupt von der ganzen Sache erzählen, ohne dass sie ihn für wahnsinnig hielten?
    Warum musste alles nur so kompliziert sein? Josion wusste nicht einmal, mit welchem Teil der Geschichte er anfangen sollte. Er selbst hatte jahrelang Zeit gehabt, sich an das Unvorstellbare zu gewöhnen, hatte gelernt, das Unglaubliche als wahr zu erkennen. Wie würden die anderen reagieren? Mittlerweile kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie vollkommen ahnungslos waren. Also würde er der Bote sein, der Überbringer der grauenvollen Nachricht.
    Unwillkürlich zügelte er sein Pferd und ließ es langsamer laufen. Die Burg der von Kercyan war nicht mehr weit entfernt, und mit einem Mal fühlte er sich seiner Aufgabe nicht gewachsen. Bei der Vorstellung, den Ort zu betreten, an dem er als Kind gelacht und geweint hatte, war ihm alles andere als wohl. Auch hatte er Angst, dort eine schreckliche Entdeckung zu machen. Er glaubte zwar nicht, dass Nolan und Zejabel bereits von ihrer Reise zurückgekehrt waren, aber er wurde den Gedanken nicht los, dass er auf der Burg ihre Leichen vorfinden würde.
    Den anderen fiel auf, dass Josion immer langsamer ritt.
    »Befürchtest du einen Hinterhalt?«, fragte Damián. »Wir kommen kaum noch voran.«
    »So ist es«, antwortete Josion, froh, dass sie den wahren

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