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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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Moria?«
    »Fürchten?« fuhr Lykos auf. »Wenn du nicht mein Schwager wärst! Die Frau muß erst geboren werden, vor der ich mich fürchte! Und was Moria betrifft, so wird sie sich schwer hüten, Unfrieden zu stiften.«
    Hairox lachte, schenkte schon wieder Bier nach. »Ist ja gut, Schwager, ist ja gut! Mir brauchst du nichts vorzumachen. Ich bin schon länger mit einer Rösostochter verheiratet als du, ich weiß, daß sie Haare auf den Zähnen haben!«
    »Was soll das?« Lykos setzte den Becher ab. »Was redest du? Moria ist sanft und fügt sich in alles, wie es sich gehört!«
    »Tatsächlich? Das sollte mich wundern! Was Cythia betrifft, so ist sie so sanft wie eine Wildkatze und so fügsam wie ein ungebändigter Hengst.«
    Lykos glotzte den Schwager an. »Und das gibst du–das läßt du zu?«
    Dieser zuckte die Achseln. »Solange sie den Anstand wahrt und meine Ehre mehrt. Solange sie den Haushalt ordentlich führt. Solange sie meine Herrschaft nicht untergräbt. Was ich brauche, das hole ich mir bei anderen als bei ihr.
    Mach's genauso, laß es dir von deinem alten Schwager gesagt sein, junger Herr! Und wenn deine Moria jetzt schmollt und dich nicht mehr ranlassen will, dann mach dir nichts draus! Laß sie schmollen, bis sie schwarz wird, und tröste dich bei einer Nebenfrau!«
    Lykos schoß das Blut in den Kopf. »Wie kommst du darauf, daß sie ...« Er brach ab.
    Hairox trank und lachte. »Ich habe doch Augen!«
    So war das also. Man wußte es schon. Man sprach schon darüber. Man lachte über ihn!
    Wie hatte er es so weit kommen lassen können!
    Alles nur, weil er tief im Inneren – so verborgen, daß es ihm erst jetzt recht bewußt wurde – das Gefühl gehabt hatte, daß Moria im Recht sei, wenn sie gekränkt sei. Daß es nur beweise, wie sehr sie ihn liebe. Und daß er ihr Zeit lassen müsse.
    War es eine unzulässige Schwäche, so zu empfinden?
    Einmal schon hatte er gewähnt, mit Güte weiterzukommen als mit Härte. Und es hätte ihm beinahe die Herrschaft gekostet.
    Machte er jetzt mit Moria den gleichen Fehler wie damals mit Naki?
    Aber es war ja nicht so, daß Moria ihm den Gehorsam gekündigt hätte – dann wäre er schon eingeschritten! Doch sie hielt weiter vorbildlich Haus und Hof in Ordnung, bereitete hervorragende Gastmähler, bediente ihn wie gewohnt, führte jeden Auftrag aus.
    Doch sie sah ihn nicht mehr an, lächelte ihm nicht mehr zu.
    Und nachts drehte sie sich schweigend zur Wand, und wenn er sie berühren wollte, dann war sie kalt und starr oder stellte sich schlafend.
    Und Hairox wußte es!
    Diese Schande.
    »Na komm, trink dir Mut an, ehe du nach Hause reitest!« lachte Hairox und drückte Lykos den Becher in die Hand.
    Lykos schüttete das Bier in sich hinein, hielt den Becher hin, ließ nachschenken, trank weiter.
    »Du, du hast doch zu niemandem etwas davon ...«, begann er mit schwerer Zunge. Das Blut pochte in seinen Schläfen.
    »Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte Hairox unwirsch. »Übrigens – hast du nicht eine Nebenfrau?«
    Nakis Gesicht unter dem strähnigen Haar starr, der Blick leer.
    Sie saß auf der Bank und spann. Ruhelos zupften ihre Finger den Flachs, wirbelten die Spindel in rasender Fahrt, drillten den Faden.
    Eintönig wippte sie mit dem Oberkörper vor und zu-rück

    »Nein, ich hab' keine Nebenfrau!« schrie Lykos auf, langte nach dem Becher und leerte ihn.
    Ruhiger fügte er nach einer Weile hinzu: »Entschuldige, Hairox. Ich hatte eine Sklavin aus dem Alten Volk. Aber ein Dämon ist in sie gefahren. Inzwischen verstehe ich nicht mehr, was ich einmal an ihr gefunden habe. Warum ich so wild nach ihr war.
    Ich habe sie nicht mehr angerührt, und ich werde sie auch nicht mehr anrühren. Ich will nicht, daß ihr Dämon auch noch mich befällt!«
    »Tja, dann«, meinte Hairox und sprach nicht weiter. Sie tranken, lang und schweigend.
    »Weiber«, lallte Hairox schließlich und rülpste, »Weiber! Also, wenn dir heute nacht danach ist, du bist mein Schwager, bleib bei mir, du kannst eine meiner Mägde ...«
    »Das fehlte gerade noch!« brüllte Lykos und sprang auf. Er schwankte, griff Halt suchend um sich. Das Blut schien die Adern auf seiner Stirn sprengen zu wollen. »Ich reite jetzt heim!«
    »Recht so, Schwager! Zeig's ihr!« Hairox' trunkene Stimme war kaum mehr zu verstehen.
    Schwankend gingen sie über die Wiese zum Hof und riefen nach dem Pferdeknecht.
    Lykos ritt. Der kalte Wind ernüchterte ihn. Aber er kühlte nicht seinen Zorn. Es tat gut,

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