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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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hört man!« Dann fügte sie höflich hinzu: »Ich bin Wai und wohne in dem Dorf gleich dort drüben!«
    Sie schwiegen. Wai wusch, Haibe sah ihr zu.
    Das Baby wurde unruhig. Wai nahm es aus der Schlinge und setzte es neben sich. Sofort krabbelte es zum Wasser und platschte mit den Händchen hinein.
    »Ein Mädchen?« fragte Haibe. »Dein erstes Kind?«
    Wai nickte. »Ja, ein Mädchen.«
    »Wie schön!« sagte Haibe. Sie sahen sich an und lächelten.
    »Ich hatte auch als erstes Kind eine Tochter«, begann Haibe.
    »Hatte?« fragte die junge Frau und sah auf.
    Etwas war in diesem offenen Blick, das Haibe jede Vorsicht vergessen ließ. »Die Wolfskrieger haben sie entführt«, sagte sie, »sie und alle anderen Mädchen und Frauen unseres Dorfes. Sie haben unser Dorf überfallen und zerstört. Und die Männer und Jungen haben sie ermordet. Meine drei Söhne, zwei meiner Brüder, meinen Mann.«
    Wai stieß einen Schreckenslaut aus. Das Baby drehte den Kopf zur Mutter und krabbelte zu ihr.
    »Wie furchtbar«, flüsterte Wai. »Ich weiß gar nicht, was ich dazu ...« Sie drückte ihr Baby fest an sich.
    »Ich suche nach meiner Tochter und den anderen«, fuhr Haibe nach langer Pause fort. »Ich muß wissen, ob sie leben. Und was ihnen geschehen ist.«
    Die junge Frau nickte. »Das verstehe ich. Aber wie willst du sie finden?«
    »Ich weiß es nicht. Ich frage überall, wo ich hinkomme. Ich habe geglaubt, die Frauen würden an den Höfen der Söhne des Himmels sein. Aber ich habe noch keinen Hinweis auf sie gefunden. Weißt du etwas, was mir weiterhelfen könnte?«
    Wai schüttelte den Kopf. »Nein. Am Hof von Rösos und Krugor ist keine fremde Frau und auch kein fremdes Mädchen, das wüßte ich. Woanders bin ich noch nie gewesen. Aber wir können meinen Bruder fragen, der kommt weiter herum als ich. Und er interessiert sich für alles, was an den Herrenhöfen geschieht!«
    »Würdest du das tun?« bat Haibe.
    »Natürlich!« Wai erhob sich, steckte ihr Kind wieder in die Schlinge und griff nach dem Wäschekorb. »Komm mit in unser Haus! Du mußt hungrig und müde sein. Meine Mutter wird dich gerne für die Nacht aufnehmen!«
    »Ich danke dir!«
    Nebeneinander gingen sie auf dem Wiesenpfad dem kleinen I )orf entgegen.
    »Wann ist das geschehen, das mit deiner Tochter und deinen Söhnen und ...?« fragte Wai zögernd.
    »Im letzten Sommer.«
    Wai nickte. »Ich habe davon gehört.«
    Haibe griff nach ihrem Arm. »Was hast du gehört? Von Frauen, die geraubt worden sind?«
    »Nein. Aber von einem Kriegszug der Wolfskrieger nach Westen. Erfolgreich sei er gewesen, hieß es. Der Mann, mit dem Moria verheiratet wurde, soll ihn angeführt haben.«
    »Moria?« fragte Haibe.
    »Ach – die Tochter von Rösos, unserem Herrn. Als Kinder waren wir Freundinnen. Aber ich habe schon lange nicht mehr mit ihr gesprochen. Tut mir leid, ich kann dir wirklich nichts über diesen Kriegszug erzählen.«
    Wai versank nachdenkend in Schweigen.
    Sie langten am Dorf an. Wai führte Haibe ins erste Gehöft und rief schon unter der Tür in das dämmrige Haus: »Mutter, ich bringe Haibe mit, eine Frau aus dem Westen, der ich Gastfreundschaft versprochen habe!«
    »Mutter ist im Gemüsegarten!« tönte eine Männerstimme über den Hof, und ein junger Mann kam heran, ein Beil in der Hand. Er musterte Haibe neugierig und verneigte sich grüßend vor ihr.
    »Das ist Otru, mein Bruder«, stellte Wai mit einer Kopfbewegung vor und fragte gleich: »Otru, hast du etwas gehört über Mädchen und Frauen aus dem Westen, die im letzten Jahr hierher verschleppt worden sind?«
    Er schüttelte den Kopf, sah mit aufkeimender Wachsamkeit zwischen Wai und Haibe hin und her.
    Wai stieß enttäuscht die Luft aus. »Das hier ist Haibe aus dem Westen. Sie sucht nach ihrer Tochter. Ihr Dorf ist im letzten Sommer zerstört worden und ihre Söhne und Brüder und ihr Mann ermordet und ihre Tochter und die anderen Frauen und Mädchen geraubt!«
    »Das tut mir leid«, sagte Otru. »Weiß man, wer es war?«
    »Die Wolfskrieger natürlich, diese blutrünstigen Bestien«, erregte sich Wai. »Alle Übel dieser Welt wünsche ich ihnen an den Hals – für alle Zeit!«
    Die Augen Otrus verengten sich. »Bist du von Sinnen?! Hüte deine Zunge!« sagte er harsch. »Hast du vergessen, daß es dein eigener Bruder ist, den du da verfluchst?
    Im übrigen – was verstehst du von Kriegen und Eroberungen! Red du über die Geschäfte der Frauen und nicht über die der Männer!«
    Wai trat

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