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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Sie können Ihre Gefolgschaft als fahrendes Volk verkleidet in die Stadt einschleusen?« fragte Tallow entsetzt. »Aber wie wollen Sie Ihre Waffen verstecken?« »Wir nehmen nur Pistolen mit«, teilte ihm Zhist mit. »Wir werden uns die Gewehre, die wir brauchen, von Soldaten der Armee Natchos besorgen.« Er klopfte Tallow auf die Schulter. »Tallow, mein Freund«, sagte er. »Das ist die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe. Das Schicksal ist heute auf unserer Seite. Wir werden in der Lage sein, das Volk auf unsere Seite zu ziehen. Alle haben Natchos Herrschaft satt. Das Volksfest bringt ihnen natürlich eine Ablenkung, die aber nicht ausreicht, sie die Unterdrückung vieler Jahre vergessen zu lassen. Wir werden darauf sehen, unschuldige Leben zu retten, indem wir die, die nicht kämpfen können, auffordern werden, in den Häusern zu bleiben, bis der Friede wiederhergestellt ist.« »Was soll ich tun?« fragte Tallow und hatte schon Angst vor
    der Antwort.
    »Sie bleiben beim Boot und sehen zu, was sich in der Gegend hier tun läßt. Wenn die Stadt eingenommen ist, lasse ich Sie holen. Sie haben vielleicht nicht viel Ahnung vom Kämpfen, Tallow, aber Sie haben einen guten Kopf, und dazu noch etwas, das ich einmal selbst auch besaß und bis zu einem gewissen Grad verloren habe. Ich hoffe sehr, daß sich in der Zivilverwaltung ein Posten für Sie findet, wenn wir alles neu aufbauen. Das heißt natürlich, nur wenn Sie mögen. Wir werden rasch arbeiten müssen, da Hyriom schon jetzt bewaffnet an unseren Grenzen lauert und auf einen Bürgerkrieg bei uns und eine dadurch geschwächte Nation hofft.«
    Tallow atmete erleichtert auf. »Dann warte ich hier also.« Er lächelte. »Viel Glück.«
    »Danke«, sagte Zhist und führte seine Männer zurück in den Wald.

    Vierzehntes Kapitel

    iranda war überrascht, als sie das geschäftige Trei
               ben und den Tumult in der Stadt sah. Der Kapitän des Schiffes hatte sie gewarnt, sie werde die Stadt M langweilig und freudlos finden. Rimsho schien aber im Gegenteil eine Stadt zu sein, die vor Leben barst. Leierkästen spien ihre blecherne Musik aus, Händler priesen ihre Waren an, Budenbesitzer brüllten, um Aufmerksamkeit zu erregen. »Das ist also Rimsho«, sagte Miranda zu ihrem Begleiter, dem jungen Matrosen Cannfer. »Seit ihr das letzte Mal hier angelegt habt, muß es sich sehr verändert haben.«
    »Allerdings, Schatz. Ich hätte nie gedacht, daß so etwas geschehen könnte. Der alte Dreckskerl, der die Stadt beherrschte, muß entweder tot oder abgesetzt sein.« Cannfer blickte den dicht bevölkerten Kai entlang. »Nein!« rief er überrascht aus. »Dort ist sein Bild, groß an die Mauer geklebt. Siehst du es?« Er zeigte hin.
    Miranda sah das Konterfei eines gutaussehenden, grauhaarigen, militärisch wirkenden Mannes. »Sexy«, sagte sie. Cannfer grinste. »Ich werde eifersüchtig«, sagte er. »Ehe ich mich’s versehe, wirst du schon hinter dem her sein.«
    Miranda erwiderte ernst: »Erinnere dich an das, was ich dir gesagt habe.« Sie runzelte die Stirn. »Denk dran, sei nie eifersüchtig. Eines Tages könnte ich meinen Geliebten Jephraim wiederfinden.«
    Cannfer blickte zu Boden. »Ich werde es nicht vergessen.«
    Miranda nahm ihn bei der Hand. »Komm.« Sie lächelte. »Machen wir bei dem Treiben mit.«
    Zhist verbarg sich im Schatten einer rot und schwarz gestrichenen Bude und sah Miranda und Cannfer vom Schiff steigen. Er reckte den Hals, um zu sehen, ob noch andere an Land gingen, aber die junge Frau und der Matrose blieben die einzigen, die es taten.
    Zhist hatte gehofft, daß die gesamte Mannschaft des Schiffes an Land gehen würde, dann hätten nämlich er und ein paar seiner Leute sich an Bord schleichen und alle Waffen stehlen können, die sie gefunden hätten. Obwohl er enttäuscht war, betrachtete er Miranda und ihren Begleiter mit Interesse. Da er immer begierig auf Informationen war, beschloß er, sich so bald wie möglich mit ihnen zu unterhalten. Sie mischten sich unter die Festgäste, und er schlüpfte aus seinem Versteck und folgte ihnen.
      Tallow war zwar erleichtert, daß er den Gefahren in der Stadt entzogen war, empfand beim Warten jedoch bald Langeweile. In seiner Kabine fand sich ein Fläschchen Rum. Die Qualen der Langeweile minderten sich rasch, und dann verschwanden eigentlich alle Gedankenzusammenhänge. Tallow trank das Fläschchen leer und sank glücklich zu Boden. Er lag mit dem Lächeln eines Engels in seinem

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