Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
häßlichen Gesicht da,
    und er sah einem zufriedenen Krokodil sehr ähnlich.
    Er schlief und träumte von einem Drachen mit hundert Augen, der sich unbarmherzig auf ihn zu bewegte. Er war mit einem grünen Schwert bewaffnet, das manchmal aufblitzte, weil in ihm ein Zauber schlummerte, der ihm Stärke und eine rätselhafte Größe verlieh. Der Drache stürzte sich auf ihn. Hinter ihm ragten riesige Bäume auf, deren oberste Zweige in einer dichten Schicht leuchtender, tiefblauer Wolken verschwanden. Die Bäume waren orangefarben und gelb, und der Drache war schwarz und hatte diamantene Augen. Er riß den Rachen weit auf, und die lange Zunge schoß hervor. Sie berührte Tallow, aber die Kraft des Schwerts durchströmte ihn und heilte die Wunde, die von der giftigen Zunge geschlagen worden war. Tallow hieb nach der Zunge, und das Ding platschte auf den Boden und ringelte sich ins Gebüsch hinein. Dann wurde Tallow im Traum vom Drachen verschlungen. Der Drache atmete ihn ein, hinein in den Rachen, hinunter in den Magen, in dem Fackeln mit schwarzen Flammen brannten. Das Schwert war Tallows schmerzender Hand entfallen, und er fuhr mit unglaublicher Geschwindigkeit tiefer in den Drachen hinein. Er flog so schnell dahin, daß alles um ihn herum verschwamm und vor ihm nur Dunkelheit gähnte. Er begann zu schreien und wachte auf.
    Zhist und Miranda beugten sich über ihn. Miranda schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, und Zhist runzelte die Stirn.
    Tallow war sich sicher, daß er nicht aufgewacht war. Er meinte, jetzt nur einen anderen Traum zu träumen. Er lag auf dem Rücken und wartete, ob etwas geschehen würde. Zhist brummte: »Damit hatte ich nicht gerechnet, Tallow. Ich glaube, die Dame hier kennt Sie.« Tallow setzte sich mit Mühe auf.
    »Ja«, sagte er und warf Miranda einen argwöhnischen Blick
    zu. »Wir kennen uns.«
    »Ich habe dich gefunden, Jephraim«, sagte Miranda leise. »Ich freue mich. Tut mir leid, wenn das, was geschah, meine Schuld war. War es die deine, so verzeihe ich dir.«
    »Danke.« Tallow verzog das Gesicht, als er auf die Beine kam. Sein Kopf tat ihm weh, und seine Hände zitterten. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Oberst Zhist erwähnte deinen Namen. Wir werden ihm hel
fen, seine Revolution zu gewinnen.«
»Wir?«
    »Cannfer und ich. Keine Sorge, Liebling, er weiß von unserer Beziehung. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht eifersüchtig sein.«
    »Schön«, sagte Tallow und überlegte, wie er aus dieser Situation herauskommen konnte. »Wie wollt ihr denn Oberst Zhist helfen?«
    »Ich werde Präsident Natcho verführen und ihn dadurch ablenken, während der Oberst die Stadt erobert.«
    Tallow entschloß sich, das Fragen sein zu lassen. »Ich verstehe«, meinte er nach einer Weile.
    »Kommen Sie, Jephraim«, sagte Zhist und machte eine knappe Bewegung. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir gehen in die Stadt zurück. Der Kampf beginnt heute abend, und wir möchten, daß Sie und Miranda in Rimsho anlegen und versuchen, an den Präsidenten heranzukommen. Schicken Sie ihm eine Botschaft, daß Sie ein Mädchen zu verkaufen haben. Unter Natchos Regime kommt es häufig zu solchem Handel.«
    Tallow konnte sich dem nicht verwehren. Er sagte: »Sehr wohl, Oberst. Wir machen uns jetzt auf den Weg, oder?« »Ja«, antwortete Zhist. »Enttäuschen Sie mich nicht.«
    »Keine Sorge, Oberst«, sagte Tallow, ließ den Motor an und half Miranda an Bord, ohne ihr in die Augen zu sehen. Weder Miranda noch Tallow gaben sich Mühe, ein Gespräch zu beginnen. Die Fahrt nach Rimsho wurde deshalb schweigend zurückgelegt. Eine halbe Stunde, nachdem sie Zhist verlassen hatten, erreichten sie die Stadt und legten an. Tallow rief einen Burschen herbei, der die Beine über dem öligen Wasser baumeln ließ und klebrige Zuckerwatte aß.
    »Verständige einen der Wächter des Präsidenten, daß ich eine Botschaft für Seine Exzellenz habe.«
    Der Bursche blinzelte und eilte fort. Er tauchte bald wieder auf und führte einen Soldaten in brauner Uniform zu Tallow. Der Soldat trat an Tallows Boot und grüßte höflich. »Sie haben eine Botschaft an Präsident Natcho?«
    »Stimmt«, sagte Tallow und gab sich von oben herab. »Ich habe einen persönlichen Brief für ihn.«
    »Ich werde ihn übergeben«, versicherte ihm der Soldat.
    Tallow reichte ihm den Umschlag. Der Soldat grüßte wieder und eilte durch die Menge davon.
    Tallow und Miranda mußten eine halbe Stunde warten, bis der Soldat zurückkehrte.
    »Der Präsident hat

Weitere Kostenlose Bücher