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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wird. Sie stacheln die Menge auf. Der Rest wird sich ergeben. Verstehen Sie?« »Ganz und gar.«
    »Schön«, sagte Tallow und lachte wieder los, weil sich der General so ernst gab. »Schön, meine Freunde.« Er stand auf und verbeugte sich vor den verwirrten Zivilisten und den Offizieren der Armee. Einige von ihnen antworteten ebenfalls mit einer Verbeugung. Tallow hüpfte erfreut aus dem Zimmer. »Ich werde über Mr. Slorm mit Ihnen in Verbindung bleiben, General!« rief er zurück, als er durch den Flur und die Stufen hinunterging.
    Auf seinem Weg nach draußen hörte er das Geschnatter der Gäste. Er winkte zum Abschied und sprang zur Tür.
    Ihm fiel ein, wie weit der Weg zum ›Schwarzen Wirt‹ gewesen war, und er beschieß, seine Macht auf die Probe zu stellen. »Kann mich jemand fahren?« rief er plötzlich.
    Zahlreiche Stimmen riefen im Chor, daß man ihn nach Hause bringen wolle. Er wählte den Besitzer der lautesten Stimme, stieß die Tür auf und trat in die Nacht hinaus, während der Mann ihm folgte.
    Der Mann war groß und schwer und trug den teuren Mantel eines Bankiers. Er sprach die ganze Zeit, und Tallow verstand genug von dem Geschwätz, um hin und wieder höflich zu nicken. Die Kutsche wurde von zwei Pferden gezogen. Der Bankier versuchte offenbar, Tallow für ein Projekt zu interessieren, das ihm und Tallow genug Geld einbringen, aber für das Land nicht ganz so nützlich sein würde. Als Tallow den Sinn des Gesprächs erfaßt hatte, machte er ein zutiefst empörtes Gesicht, murmelte Worte wie »Verrat« und »erschießen lassen«, was den Mann für eine Weile erschrocken verstummen ließ. Er fing gerade an, Tallow zu bitten, das Angebot zu vergessen, als die Kutsche vor dem Palast anhielt. Tallow stieg aus, dankte dem Bankier, maß ihn mit stählernem Blick und schlüpfte durch einen Hintereingang in den Palast.
    Am nächsten Morgen erwachte Tallow mit dumpfem Kopfweh, fand sich wieder grüblerisch und nach innen gekehrt und brachte es fertig, aufzustehen und in seine Dienstuniform zu schlüpfen, ohne die bleiche, verspannte Miranda zu stören. Er hatte nachts noch einen Plan entworfen und wußte jetzt, wie er Largek und seinen Freunden helfen konnte, wie er die Umstände herbeiführen konnte, die, wenn sein Plan Erfolg hatte, ihm die Freiheit bringen würden. Er mußte ihn nur rasch
    in die Tat umsetzen.
    Zhist war wie gewöhnlich schon in seinem Büro tätig, wo er Karten anstarrte und sich Sorgen machte.
    »Guten Morgen«, sagte Tallow und ahmte die Fröhlichkeit des vergangenen Abends nach. »Wie geht es Ihnen?« Zhist war einigermaßen überrascht und antwortete: »Guten Morgen, Tallow. Es geht Ihnen besser?« »Ja, Oberst.«
    »Das freut mich. Die letzten paar Tage bin ich aus Ihnen nicht schlau geworden.«
    »Entschuldigen Sie, aber ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Das dachte ich mir. Wo waren Sie übrigens gestern abend?« Tallow hoffte, daß ihm Zhist nicht mißtrauen werde, und sagte die Wahrheit. »Im ›Schwarzen Wirt‹. Ich hatte von Verschwörern, von Königstreuen gehört. Ich ging der Information nach und fand heraus, daß die ›Königstreuen‹ drei oder vier harmlose alte Männer sind. Es wird keine Schwierigkeiten geben. Sie zu verhaften wäre für uns nur mit unliebsamem Aufsehen verbunden. Die Freunde von denen würden etwas dagegen haben, und das Ganze wäre nur Wasser auf die Propagandamühlen der Monarchisten.« »Stimmt«, nickte Zhist.
    »Ich habe jedoch etwas viel Schwerwiegenderes entdeckt«, fuhr Tallow fort. »Ich habe entdeckt, daß ungefähr zwanzig Ihrer Offiziere zum Feind überlaufen wollen.«
    Zhist sah ihn einen Augenblick lang erstaunt an, dann fragte er ruhig, mit einem Beiklang von Härte in der Stimme: »Wie haben Sie das herausbekommen?«
    »Ich hab’s von den Königstreuen selbst. Ich tat so, als wäre ich auch auf ihrer Seite, und sie nannten mir die Namen der Offiziere, von denen sie sich Unterstützung erhoffen. Natürlich wären sie noch schlechter dran, wenn Hyriom den Krieg gewinnen würde, denn sie würden ihren König nie wieder auf dem Thron sehen. Die armen alten Narren begreifen das nicht. Ich glaube, die Neuigkeiten erfordern harte Maßnahmen, und zwar sofort.«
    »Sie haben recht. Aber sind Sie sicher, daß die Information stimmt?«
    »Ja. Ich habe sie überprüft. Sie werden überrascht sein, wenn
Sie erfahren, um wen es sich da handelt.«
»Um wen?« fragte Zhist düster.
    Tallow zählte eine Reihe von Namen auf, und er war so

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