Die goldene Barke
vorsichtig, fünfzehn zu nennen, die zu den unzuverlässigsten Männern in der Armee gehörten, dazu fünf verläßliche und sehr beliebte Offiziere Zhists. Abschließend sagte er: »Deshalb habe ich mir zuletzt Sorgen gemacht. Ich hatte Gerüchte gehört, mehr aber nicht. Was die Königstreuen aber gestern abend sagten, bestätigte die Berichte.«
»Haben Sie eine Vorstellung, was wir tun sollen?« fragte Zhist erschüttert. »Von einigen der Männer, die Sie mir genannt haben, hätte ich das nie gedacht.«
»Ich auch nicht«, sagte Tallow in aller Aufrichtigkeit. »Aber die Tatsache bleibt.«
»Wir holen diese Offiziere besser her und hören uns an, was sie zu sagen haben. Kümmern Sie sich doch darum, Tallow. Der Krieg steht vor der Tür, und wir können uns nicht erlauben, Verräter frei herumlaufen zu lassen. Das wird für Unruhe unter den Männern und auch unter vielen Bürgern sorgen, aber wir können es nicht vermeiden.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Tallow und ließ Zhist mit seinen Karten allein.
Er begab sich in sein Büro und schrieb dort Dienstgrad und Namen der Männer auf, die er genannt hatte. Soviel er wußte, war jeder einzelne von ihnen unschuldig und hatte weder Verrat noch sonst etwas im Sinn. Tallow läutete, und eine Ordonnanz betrat den Raum. Tallow faltete das Papier zusammen, steckte es in einen Umschlag, versiegelte ihn und gab ihn der Ordonnanz.
»Bringen Sie das dem Kommandanten Partoc«, sagte er. »Und Sie geben es nur ihm und keinem anderem.«
Kommandant Partoc war der Befehlshaber der Militärpolizei. »Ja, Sir.« Die Ordonnanz salutierte und ging.
Tallow lehnte sich im Stuhl zurück. Er fühlte nichts, nicht einmal Befriedigung. Aber ein Teil seines Planes war schon in die Tat umgesetzt. Er sah nicht ein, warum der Rest nicht auch funktionieren sollte. Er mußte jetzt ein paar Stunden warten. Tallow wartete geduldig.
Knapp zwei Stunden, nachdem er die Order an Kommandant Partoc geschickt hatte, kehrte die Ordonnanz zurück. Der Soldat grüßte und überreichte Tallow eine versiegelte Meldung. Tallow entließ die Ordonnanz mit einer Handbewegung und öffnete das Schreiben.
In ihm stand, daß die zwanzig Männer verhaftet worden seien und daß zwei Widerstand geleistet hätten. Ohne Umschweife hieß es weiter, daß sich in der Truppe Unruhe breitgemacht hätte. Der Brief war von Partoc unterzeichnet.
Tallow läutete, und die Ordonnanz trat wieder ein. »Ich lasse Kommandant Partoc zu mir bitten«, sagte er.
Eine Viertelstunde später stand Kommandant Partoc vor Tallow. Tallow sagte: »Diese Offiziere, die Sie verhaftet haben … Oberst Zhist möchte, daß sie erschossen werden.« »Der Truppe wird das nicht gefallen.«
»Lassen Sie sie erschießen, Kommandant. Mir gefällt das auch nicht, aber Befehl ist Befehl.«
»Nun gut, Sir.« Der Kommandant grüßte und verließ das Büro mit hartem, bleichem Gesicht.
Eine Stunde verstrich, und der Kommandant kam zurück. Zwanzig Männer waren an der Wand gestorben. Tallow nickte. »Gut«, sagte er. »Sehr gute Arbeit, Kommandant. Ich werde es Oberst Zhist berichten. Sie brauchten Mut, diesen Befehl auszuführen.« »Jawohl, Sir.«
Eine weitere Stunde verging, und die Ordonnanz meldete sich wieder bei Tallow. »Sir, die halbe Armee steht wegen der heutigen Hinrichtungen vor der Meuterei.«
»Ach ja«, sagte Tallow, versiegelte wieder einen Umschlag und gab ihn der Ordonnanz. »Bringen Sie das Mr. Slorm im ›Schwarzen Wirt‹. Kennen Sie das Gasthaus?« »Ja, Sir.«
Die Ordonnanz verschwand, und Tallow lehnte sich zurück und wartete. Diesmal wartete er vier Stunden, und dann, als ihn Zhist eben holen ließ, hörte er draußen auf den Straßen den Mob.
Zhist war wütend und voller Sorge. Er ging in seinem riesigen Büro mit großen Schritten auf und ab. Als Tallow eintrat, drehte er sich unvermittelt um und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Haben Sie den Befehl gegeben, daß diese Männer zu erschießen sind?« fragte er vorwurfsvoll.
»Ja, Oberst, das habe ich«, erwiderte Tallow hart. Er war sich jetzt sicher, daß Zhist verloren war. »Ich dachte, das wäre das beste. Es war eine schnelle und saubere Maßnahme.« »Eine verdammt schnelle, verdammt saubere, und jetzt erhebt die halbe Stadt die Waffen gegen mich. Sie haben größeren Schaden angerichtet, als ihn die zwanzig Männer zusammen hätten anrichten können.«
»Tut mir leid, Oberst. Ich tat das, was für mich das Beste war.«
»Das Beste? Wegen dieses
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