Die goldene Barke
und wollte seine Pistole aus dem Halfter reißen.
Tallow hob eine Hand. »Bitte, General, warum so drama
tisch? Die reine Zeitverschwendung. Sie kommen Ihrem Ziel
nicht näher, wenn Sie mich erschießen.«
»Was soll das heißen, Sir?«
»Das heißt, daß ich Ihnen helfen will.«
»Wie das? Sie sind Zhists rechte Hand!«
»Die rechte und die linke, mein lieber General«, verbesserte ihn Tallow. »Außer mir hat er keine. Und so weiß die Rechte recht gut, was die Linke tut. Glücklicherweise ahnt aber Zhist nichts von Ihren Umtrieben. Sie sind nicht in Gefahr. Und ich werde Sie nicht verraten. Die Gelegenheit dazu hatte ich. Wie wäre ich sonst heute abend hier?« »Mr. Tallow, was führen Sie im Schilde?«
»Dasselbe wie Sie, Sir, bis zu einem gewissen Grad. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Ihnen helfen will. Nur Zhist selbst könnte Ihnen noch mehr helfen als ich.« Tallow hatte Spaß an seiner eigentümlichen Betrunkenheit. Die Worte kullerten in beinahe spöttischem Ton aus seinem Mund.
»Sie sind hier, um uns zu helfen?« Die Miene des Generals
verriet schieren Unglauben.
»Genau, Sir.«
»Und warum? Ist das eine Falle? Ein Plan, um uns aus der Deckung zu locken? Weshalb sollten Sie uns helfen? Wir haben von Ihnen gehört, Mr. Tallow. Wir wissen, daß Sie geschickt sind. Sie halten sich abseits, aber es gibt manche, die meinen, Sie wären die treibende Kraft hinter Zhist.«
Tallow fand den Irrtum lustig und lachte wie ein Verrückter, sackte in sich zusammen, bis er schließlich mit dem Rücken an der Tür auf dem Boden saß. Das, was er gehört hatte, war verblüffend, und er hatte es zum ersten Mal gehört. Auf jeden Fall würde es nichts einbringen, den General zu korrigieren. Wenn der Mann der Ansicht war, Tallow regiere Rimsho, um so besser für die Pläne Tallows.
»Wie dem auch sein mag«, sagte Tallow und kicherte wieder los, unfähig, diese Regung zu unterdrücken, »ich will Ihnen helfen. Dabei ist mir egal, was Sie anstreben. Es muß nur Zhist verschwinden. Am liebsten wäre mir, er würde verbannt.« »Machen Sie es doch selbst. Warum fädeln Sie das Ganze nicht ein?«
»Ich brauche einen guten Vorwand. Ich bekomme das nicht
hin. Zu viele Militärs stehen auf seiner Seite. Ich brauche Sie,
meine Herren, und Sie brauchen mich.«
»Stimmt.«
»Stimmt genau. Ich liefere Ihnen den Vorwand, das Volk gegen Zhist aufzustacheln, und Sie erledigen den Rest. Sind Sie einverstanden?«
»Unter gewissen Bedingungen«, sagte der General vorsichtig, weil er sich auf Tallows Verhalten keinen Reim machen konnte.
Tallow bemerkte, wie ihn die alten Augen des Generals musterten, und fing wieder an zu lachen. Das Kichern war unbezähmbar, und er stand auf, um sich in den großen Sessel fallen zu lassen, aus dem sich der General erst kurz zuvor erhoben hatte.
»Unter welchen Bedingungen?« brachte er mühsam hervor, während er in dem Sessel versank.
»Wie sollen wir wissen, ob wir Ihnen vertrauen können?«
»Nun, Sie vertrauen mir nicht, Sie trauen mir nicht, General.
Und ich weiß auch nicht, warum Sie mir jetzt trauen sollten. Die Sache ist, ich brauche Ihre Hilfe und Sie meine.« »Diese Art zu denken gefällt mir, Mr. Tallow. Wenn Sie gesagt hätten, Sie seien ein Königstreuer, hätte ich Ihnen wahrscheinlich keinen Glauben geschenkt.«
»Ich hätte mir selbst keinen Glauben geschenkt, General. Auf jeden Fall wollte ich überhaupt nicht in die Revolution verwikkelt werden. Zhist hat mich gezwungen, gemeinsame Sache mit seinen Männern zu machen.«
»Ja, ich habe davon gehört. Aber warum sind Sie bei ihm geblieben?«
Tallow überlegte, daß die kleine Lüge, die er sich ausgedacht hatte, dem General gefallen könnte. Er sagte: »Meine … hm … Frau ist plötzlich aufgetaucht. Sie hat sich in Zhist verliebt. Ich bin geblieben, weil ich versuchen wollte, sie zurückzugewinnen. Vergebens. Wenn Zhist stirbt oder außer Landes gehen muß, kann ich sie vielleicht davon überzeugen, daß sie irrt, wenn sie glaubt, ihn zu lieben.«
»Aha«, sagte der General mit Kennermiene, »aha, die Eifersucht, was, Mr. Tallow? Jetzt begreife ich …«
Tallow warf ihm einen unbehaglichen Blick zu, der gespielt war. »Darüber reden wir aber nicht mehr, General«, murmelte er. »Können Sie die Menge aufstacheln?«
»Ich glaube schon, aber mir gefällt die Idee nicht.«
»Sie müssen sich die Methoden des Feindes zu eigen machen«, sagte Tallow eifrig. »Ich sorge dafür, daß Zhist bei gewissen Leuten unpopulär
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