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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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murmelte sie.
    »Ich bin auch hungrig«, erklärte er und stand auf.
    »In der Stadt gibt es viele Tavernen, die gutes Essen haben«, sagte Norni. »Ich habe Geld genug, um uns beiden eine Mahlzeit zu kaufen, wenn es dich nicht beleidigt, Herr.«
    Fortune schlug an seinen Gürtel, daß der gestohlene Geldbeutel ermutigend klimperte. »Mach dich fertig«, sagte er und wandte sich dem Ausgang zu. »Ich bin gleich wieder da.«
    Als Fortune den Hügel hinaufstieg, hinter dem der Zeittransporter versteckt war, wurde Webley unruhig. »Du führst sie direkt hin! Was willst du machen, wenn sie mißtrauisch wird und dir folgt?«
    »Sie wird nicht mißtrauisch«, sagte Fortune lachend. »Trotz aller übernatürlichen Kräfte, die sie mir zutraut, weiß sie doch, daß ihr Rächer essen muß, also ein Verdauungssystem hat. Vor zehn Minuten erwartet sie mich nicht zurück, und sie wird mir nicht nachgehen.«
    Inzwischen hatten sie die Kuppe hinter sich. Fortune zog seine linke Sandale aus, betätigte den ferngesteuerten Phasenschalter. Der Empfänger an Bord des unsichtbaren Transporters fing das Signal auf, brachte das Fahrzeug in Phase mit dem »Jetzt« und ließ es plötzlich aus dem Nichts sichtbar werden.
    Fortune ging an Bord, füllte einen halben Liter Xanthe ab und stellte ihn seinem Partner hin, der sich von seinen Schultern löste und auf den Tisch sprang. »Trink aus, Web, während ich sehe, ob ich ein geeignetes Geschenk für den König finden kann.«
    Zehn Minuten später kehrten sie zur Höhle zurück. Norni hatte das Feuer erstickt und die Asche im Freien verstreut, so daß keine Spuren von ihrer Anwesenheit blieben. Sie hatte sich einen eigenen leichten Umhang übergeworfen. Er sah sie bewundernd an. »Du bist eine erfrischende Abwechslung von der alten Hexe, die ich gestern gerettet habe. Niemand wird dich wiedererkennen.«
    Sie lächelte und ging neben ihm durchs hohe Gras zur Straße. »Die alte Norni bleibt hier zurück«, sagte sie. »In den nächsten Monaten wird es zu gefährlich sein, sie zu gebrauchen. Ich werde sie vermissen.«
    »Erzähl mir von der jungen Norni«, schlug er vor.
    Anscheinend hatte sie schon darüber nachgedacht, denn sie wußte sofort, wo sie anzufangen hatte. Als er ihre drei ersten Worte hörte, erkannte Fortune, daß er sich auf die volle Behandlung eingelassen hatte. »Vor langer Zeit …«
     
    *
     
    Vor langer Zeit lebte in einem kleinen Küstendorf im Norden von Nodiesopis ein junges Mädchen, das sich seinen Lebensunterhalt als Serviererin in einer Schenke verdiente. Seit mehreren Tagen hatten die Dorfbewohner Barrikaden errichtet, ihre Wertgegenstände versteckt und ihre Frauen und Kinder in die nahen Berge geschickt, denn Reisende hatten gemeldet, daß eine Armee aus dem Norden heranziehe. Nur der Schankwirt war unbesorgt. Er wußte, daß hungrige Soldaten zwar Bauernhöfe plünderten und Vieh abschlachteten, für ihr Bier aber im allgemeinen bezahlten. Das Serviermädchen hegte den Verdacht, daß er den Umsturz des alten Regimes begrüßen würde, obwohl er es nie offen zugab.
    Die anrückende Armee schlug außerhalb des Dorfes ihr Lager auf, und noch am selben Nachmittag marschierte eine Streitmacht von zwanzig Kriegern vom Strand herauf ins Dorf und steuerte furchtlos die Schenke an.
    Spannung lag in der Luft. Die kampffähigen Dorfbewohner griffen nach Messern, Beilen, Knüppeln und Fischspeeren und versammelten sich vor der Schenke.
    Der junge Befehlshaber, der den Vortrupp angeführt hatte, kam an die Tür, stemmte beide Hände in die Hüften und musterte arrogant die aufgebrachten Dörfler. Ein Schwert hing an seiner Seite, doch er machte keine Anstalten, es zu gebrauchen.
    Nachdem er sie eine Weile betrachtet hatte und keiner etwas sagen wollte, rief er aus: »Ein wackerer Haufen! Lauter mutige Burschen! Ich würde euch gern bei mir haben – aber legt eure Waffen weg, denn ich habe keinen Streit mit euch. Ich bin hinter dem alten Oranas her.«
    »Du willst einen Helden wie Oranas stürzen?« grollte ein Mann, der wenigstens doppelt so alt war wie der junge Krieger. »Er wird dich in Stücke hauen.«
    »Ah, Großvater! Du kanntest ihn in der Blüte seiner Jugend! Ich muß bekennen, daß ich in jenen Tagen zu beschäftigt war, die Milch meiner Mutter zu trinken, und mich nicht viel um Helden kümmern konnte. Aber ich will seine Größe nicht leugnen, Großvater, wenn du sein Alter nicht leugnest!«
    Jemand lachte, und die Spannung war gebrochen. Ein anderer sagte:

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