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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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hatte, einem gierigen, fordernden, dominanten Mund. Sie zwang sich, den ihren geschlossen zu halten, doch eine aggressive Zunge griff zusammen mit gierigen Zähnen ihre Lippen an, die unter der Attacke langsam wund wurden.
    Als sie die nackte Haut ihres Angreifers auf ihrer spürte, und er sich mit seinem harten Unterleib gegen ihren drängte, streckte sie die Hand nach seinem Gesicht aus, verwandelte ihre langen Nägel in Krallen und zog sie über die Wangen des Mannes.
    Endlich frei, schaffte sie es, sich aufzurichten. Der Lichtschein der kleinen Fackel ließ sie in dem Mann Guillaume de Bonnivet erkennen. Die Beinlinge um die Knöchel gerollt und mit offenem Hemd stand er halb nackt vor ihr und hielt sich mit beiden Händen die zerkratzte Wange. Dann stieß sie einen langen Schrei aus, und der junge Mann verschwand, ohne ein Wort zu sagen, wie eine Katze dorthin, woher er gekommen war.
    Es dauerte nur Sekunden, bis Blanche und Catherine je mit einer Lampe in der Hand herbeiliefen. Der Lichtschein fiel auf eine Falltür im Boden, die Guillaume nicht mehr hatte verschließen können, ohne dass Marguerites Dienerinnen ihn erkannt hätten.
    Â»Ich werde seine Laufbahn zerstören«, versicherte Marguerite mit Blick auf die Klappe.
    Dann berichtete sie von dem Vorfall.
    Â»Mein Gott, hat er Euch …«
    Â»Nein«, unterbrach Marguerite. »Er hat nicht genug Zeit gehabt. Bevor er seine Freveltat vollenden konnte, habe ich ihm das Gesicht zerkratzt.«
    Blanche war bleich, bewahrte jedoch die Ruhe, durch die sie sich in allen Situationen auszeichnete, zumal sie sah, dass Marguerite sich schnell wieder fasste.
    Â»Für diesen Affront wird er bezahlen«, schwor die junge Frau mit zusammengebissenen Zähnen.
    Â»Ich bitte Euch, Marguerite, tut nichts und sprecht nicht darüber. Männer kommen bei solchen Vorfällen immer besser weg als die Frauen, die sie dazu herausfordern.«
    Sie sah ihre Begleiterin mit ruhigem Blick an.
    Â»Wenn Ihr sagt, dass Ihr keinen Schaden erlitten habt, folgt meinem Rat. Ich bitte Euch.«
    Â»Aber François muss es wissen.«
    Â»François darf nichts erfahren«, widersprach Blanche.
    Â»François muss es wissen«, beharrte Marguerite stur.
    Außer sich und in Panik lief Catherine los, um warmes Wasser zu holen, als sei Marguerite soeben entjungfert worden.
    Â»Lass«, sagte sie zu dem Kammermädchen. »Ich habe doch gesagt, dass nichts geschehen ist. Es war nur ein unglücklicher Versuch.«
    Â»Ein Versuch, von dem Euer Bruder nichts erfahren darf«, wiederholte Blanche ebenso stur. »Wenn sich dieser Vorfall herumspricht, wird es heißen, Ihr hättet Bonnivet mit Eurer Anmut und Eurem Lächeln verführt.«
    Â»Blanche! So behandle ich alle Edelmänner, und alle wissen das.«
    Â»Nun, man wird Bonnivet zurückschicken, und Eure Mutter wäre sehr verärgert, Euren Bruder seines besten Freundes berauben zu müssen.«
    Zwangsläufig nickte Marguerite.
    Â»François hat noch nie einer Frau Gewalt angetan. Noch nie«, sagte sie entschieden.
    Â»Genau deshalb darf er von diesem Vorfall nichts erfahren. Er würde es diesem jungen Edelmann nicht verzeihen. Die Angelegenheit würde sich schnell zum Skandal entwickeln, und auf die eine oder andere Weise fielen die unerfreulichen Folgen auf Euch und die Familie d’Alençon zurück oder auf die der d’Angoulêmes.«
    Â»Aber, Blanche, ich will keinen Skandal verursachen! Ich will, dass mein Bruder weiß, dass sein Freund ein Rüpel ist. Das ist alles.«
    Aber Blanche schüttelte unnachgiebig den Kopf.
    Von dieser Geschichte erfuhr der König kein Wort. Marguerite hielt sich an den weisen Rat ihrer Gesellschafterin. Der Hof wunderte sich nur, dass Bonnivet nicht weiter an der Reise teilnahm. Der junge Edelmann konnte sich nicht ohne eine plausible Erklärung mit zerkratztem Gesicht zeigen. Er entschied sich für ein starkes Fieber, das ihn davon abhielte, sich dem Gefolge des Königs weiter anzuschließen.
    Zweifellos fürchtete er auch, Marguerite zu begegnen. Man bedauerte deshalb seine Abwesenheit, und sorglos und fröhlich begab sich der Hof nach Poitiers, wo der König mit großer Heiterkeit empfangen wurde.

15.
    Der Tross, mit dem Mathilde reiste, war auf das Nötigste beschränkt. Er bestand aus zwei Kutschen, die von vier Pferden gezogen wurden.
    Fildor, Mathildes treuer

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