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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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weiß. Deshalb wollte ich ihr ein außergewöhnliches Werk anbieten und den Gewinn gerecht mit ihr teilen.«
    Mathilde wich zurück und hielt fest die Zügel von Fildor in der Hand. Der Mann rückte von vorn nach.
    Â»Von welchem außergewöhnlichen Werk sprecht Ihr?«
    Â»Von einer ebenso prächtigen wie kleinen Tapisserie. Es handelt sich um ein einmaliges Werk. Die Quadriga , sie stammt aus der Türkei und wurde im achten Jahrhundert aus unvergleichlich kostbaren Seidenfäden gewebt und bestickt. Sie zeigt vier Pferde bei einem außergewöhnlichen Rennen.«
    Â»Es ist in der Tat schade, dass wir so schnell abgereist sind. Befindet sich das Wunderwerk noch immer in Eurem Besitz?«
    Â»Nein! Es gehört jetzt einem Finanzier aus Florenz. Ich habe es ihm verkauft.«
    Â»Einem Finanzier aus Florenz!«
    Mathildes Blut geriet in Wallung. Ein Bankier aus Florenz! Valentine und sie wussten so wenig von ihrem Vater. Alix sprach nicht über ihn. Sie wussten noch nicht einmal, wer dieser Mann gewesen war und was er genau getan hatte. Was wussten sie schon, abgesehen davon, dass er in Brügge und Florenz gewohnt hatte und vor ihrer Geburt in einem mörderischen Krieg von Louis XII. bei Bologna gestorben war?
    Ihre Antwort erstaunte den dicken Mann.
    Â»Ja, ein Finanzmann aus Florenz. Das scheint Euch zu überraschen.«
    Â»Ja oder eigentlich nein!«, stotterte Mathilde, der es plötzlich unangenehm war, sich in einer angreifbaren Position zu befinden, nachdem sie sich bislang so souverän verhalten hatte. »Vielleicht liegt es daran, weil ich nach Florenz reise.«
    Â»Ach!«, sagte Sire Riccio und kniff seine kleinen schwarzen Augen noch stärker zusammen. »Befindet Ihr Euch in Begleitung Eurer Mutter?«
    Â»Nein, ich reise mit Freunden und besuche in Florenz meine Tante Clémence, die seit zwanzig Jahren in der Nähe des Hippodroms wohnt.«
    Der Mann nickte mit dem Kopf, und da ihm der Hals praktisch fehlte, schaukelten seine Schultern nach vorn.
    Â»Ich kenne eine Frau, die so heißt und die in jener Gegend wohnt. Sie ist tatsächlich Französin. Ihre Familie stammt aus Dijon.«
    Â»Das ist sie!«, rief Mathilde. »Ja, das ist sie. Ihre Mutter heißt Isabelle de la Baume und ist die Halbschwester des ersten Mannes meiner Mutter, der während der schrecklichen Pest verschieden ist.«
    Â»Nun, Demoiselle, ich glaube, dass wir von derselben Person sprechen. Ich habe häufig erfolgreiche Geschäfte mit ihr gemacht. Außerdem sehe ich sie derzeit häufiger, da sie meinen Freund Don Peralta geheiratet hat, ebenfalls ein Kaufmann aus Genua. Nun, meint Ihr nicht, dass uns das verbindet?«
    Â»In der Tat.«
    Aber Mathilde war überzeugt, dass ihre Tante Clémence ihr nicht so viel über ihren Vater verraten würde, wie sie es sich wünschte. Was sollte sie ihr anderes sagen als das, was sie bereits wusste? Dass Alessandro van de Veere ihre Mutter geliebt hatte und sie seine Gefühle erwiderte? Dass Alix ihm vor seinem Tod mitgeteilt hatte, dass sie schwanger war und dass er sich darüber glücklich gezeigt hatte?
    Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr gelangte sie zu dem Schluss, dass sie diesen Florentiner Bankier noch vor dem Besuch bei der ihr unbekannten Tante treffen sollte. Sicher konnte er ihr mehr über ihren Vater erzählen. Ach Himmel! Sie sah bereits vor sich, wie sie sich mit Valentine an den Händen hielt, sie sich tief in die Augen sahen und sie ihr alles erzählte, was sie herausgefunden hatte.
    Â»Wer ist dieser Bankier aus Florenz, Sire Riccio?«
    Â»Möchtet Ihr ihn kennenlernen?«
    Â»Nicht unbedingt ihn, sondern das Werk, von dem Ihr gesprochen habt«, erklärte sie listig. »Ich bin die Tochter einer Weberin, und es wäre mir eine Freude, dieses kleine Wunderwerk zu sehen.«
    Das junge Mädchen bemerkte schnell, dass ihn das überhaupt nicht interessierte.
    Â»Er heißt Frescobaldi Hieronymus.«
    Mathilde fing an zu lachen.
    Â»Ein Name, den man nicht so leicht vergisst.«
    Â»Das Problem ist, dass er sich weder in Lyon noch in Florenz befindet.«
    Â»Ach. Und wo kann man ihn antreffen?«
    Â»Zurzeit hält er sich in Avignon auf.«
    Mathilde lächelte ihn an.
    Â»Nun, gut, Sire Roccio, vielleicht sehen wir uns in Florenz in Gesellschaft meiner Tante.«
    Â»Glaubt mir, das würde mich freuen.«
    Zweifellos

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