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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Properzia hin und wieder ein wenig Zeit mit ihrer Freundin Alix verbrachte. Properzia hatte ihr allerdings nicht gesagt, dass sie eine Skulptur von Alix anfertigte, und zwar nicht nur mit Freude, sondern mit einer Begeisterung, die sie üblicherweise nicht empfand.
    Philippa hatte zugestimmt, dass Properzia Alix unterrichtete, damit ihre Werkstätten Produkte im reinen Renaissancestil herstellen konnten. Bei Philippa gab es nichts umsonst! Sie war eine mächtige, intelligente, herrische Frau, die allerdings über mehr Bildung und Kunstverständnis verfügte als Françoise Bohier auf Chenonceau. Philippa setzte in ihrem Haus ihre Vorstellungen und Wünsche durch und herrschte über ihr Geld.
    Properzia schätzte sie, weil sie ihr ganz konkret nutzte. Ihr blieb stets bewusst, dass sie einander brauchten, zumindest im Augenblick. Diese Frau war die Einzige, die Properzias Schulden begleichen und ihr wieder eine Existenzgrundlage verschaffen konnte. Während Alix ihr ein zärtliches Gefühl entgegenbrachte, das sie zweifellos teilte, erfüllte Philippa aufs Trefflichste die Rolle der Mäzenin, die nicht mit ihrem Geld geizte.
    Abwesend betrachtete Alix die Zeichnungen auf dem Tisch. Properzia fragte ihre Freundin nicht, was sie beunruhigte, sondern wartete lieber, dass Alix redete, wenn ihr danach zumute war. Doch sie ahnte, dass Mathilde nicht der einzige Grund zur Sorge war, auch wenn diese daran großen Anteil haben mochte.
    Â»Sieh nur!«, sagte Properzia und hob einen Zeichenkarton hoch. »Ich habe deine Entwürfe korrigiert. Die Muskulatur deiner Pferde ist perfekt. Man spürt ihre Energie und ihre Lebenskraft. Du könntest hervorragende Schlachten weben und den größten flämischen Webern Konkurrenz machen. Das wird deinen König begeistern.«
    Â»Meinen König!«, wiederholte Alix nüchtern und hob eine Braue. »Wenn du wüsstest, wie fern der König meinen Gedanken ist.«
    Â»Dahingegen«, fuhr Properzia fort, ohne auf die Bitterkeit ihrer Freundin einzugehen, »ist die Muskulatur deiner griechischen Götter weniger gelungen. Die Schultern müssen runder sein und die Schenkel kürzer. Sieh, hier.«
    Sie korrigierte mit Zeichenkohle den Strich einiger Zeichnungen.
    Â»Achte auf die Bewegung, die aus der Wirkung des Körpers entsteht. Sie ist Teil des Ganzen. Deine ganze Aufmerksamkeit muss der Haltung deiner Figur gelten. Konzentriere dich ganz auf diesen Punkt. Anschließend studiere die Zeichnung der Glieder, der Arme und Beine, die diese Haltung ausdrücken. Es geht nicht mehr darum, deine Figuren so starr darzustellen wie auf deinen Millefleurs. Deine Frauen werden rundlich, heben einen Fuß, strecken einen Arm aus, drehen den Oberkörper und wiegen die Hüften.«
    Â»Meine Bathseba ist nicht so.«
    Â»Dein David und Bathseba ist noch nicht ganz fertig. Du kannst noch ein paar Einzelheiten korrigieren. Ich habe Bathseba gesehen. Sie könnte sich durch eine gehobene Schulter, ein gebeugtes Knie oder einen gestreckten Fuß noch verändern.«
    Â»Ja, ich weiß, dass du recht hast. Aber Bathseba ist mir momentan sehr fern.«
    Â»Dann denk an deinen David . Nichts ist mehr, wie es war, Alix. Deine Figuren müssen lebendig werden.« Sie bemerkte den niedergeschlagenen Blick ihrer Freundin, fuhr jedoch fort: »Wie Hektor, Cäsar, Herkules oder Jason musst du ihn in seiner ganzen Männlichkeit und Pracht darstellen. Die Männer, von denen du umgeben bist und die deine Werke betrachten, müssen sich mit deinen Abbildungen identifizieren. Vergiss das nicht. Die Muskeln müssen unter den Fingern zucken, die sie streicheln. Die Hüften wiegen sich, die Schenkel beben, Hals und Schultern strecken oder beugen sich.« Sie hielt inne. »Alix! Hörst du mir zu?«
    Â»Und du, hast du Zeit, mir zuzuhören?«
    Properzia ging zu ihrer Freundin und fasste ihre Hände. Alix legte den Kopf an ihre Schulter und murmelte:
    Â»Ich werde mich aufmachen, um den Mann zu suchen, der Mathilde brutal vergewaltigt hat.«
    Properzia wusste nicht, was sie antworten sollte, und drückte Alix an sich. Mit diesem Ausbruch hatte sie ganz sicher nicht gerechnet. Alix spürte ihre Lippen auf ihrem Hals und genoss die tröstende Wärme. Dann strich Properzia ihr über den Rücken, die Taille und die Schenkel.
    Â»Ich werde dich begleiten. Wir lassen ihn zu zweit für diese

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