Die goldene Königin
Ungeheuerlichkeit bezahlen. Der Mann soll sterben oder sich auf der Anklagebank wiederfinden. Wer ist es?«
»Ein mächtiger und reicher Mann mit Namen Frescobaldi Hieronymus.«
»Ich kenne ihn. Er ist Florentiner, ein geldgieriger Dämon. Ich wüsste, wie wir ihn finden.«
»Aber du kannst deine Arbeit für Philippa nicht einfach verlassen!«
»Ich werde zwei oder drei Werke fertigstellen und sie dann fragen â¦Â«
Gewiss, die Angelegenheit erwies sich als heikel.
»Ich glaube, dass man Philippa vertrauen kann, wenn wir ihr die Geschichte erzählen«, fuhr sie fort und sah Alix an, in deren Gesicht allmählich etwas Farbe zurückkehrte. »Sie ist eine anspruchsvolle und herrische Frau, aber sie wird mein Anliegen verstehen und mich einige Wochen freistellen, um dich zu begleiten.«
»Philippa ist eine freie und mutige Frau. Sie besitzt einen starken Charakter in dem verführerischen Körper einer Frau. Der König höchstpersönlich hat sie auf sein Lager gezogen. Sie wird uns verstehen. Ja! Du kannst es ihr sagen. Sie wird das Geheimnis für sich behalten, da bin ich mir sicher.«
Aber war Alix sich in diesem Punkt wirklich sicher? Musste sie Mathilde nicht vor jeglichem Gerede schützen, das ihrer Zukunft schaden konnte? Alix seufzte betrübt.
Properzia führte sie zur Steinbank.
»Komm, leg dich hin, du bist erschöpft. Deine Mädchen sehen und verstehen nicht, dass sie dir deine Energie rauben. Sie lassen dich nicht zur Ruhe kommen.«
Besorgt half sie Alix, sich vorsichtig zu setzen und hinzulegen. Behutsam nahm sie ihre Beine und legte sie auf die Bank.
»Ruhe dich einen Augenblick aus, und lass uns eine Weile schweigen. Du sollst dich entspannen und an nichts denken. Gott! Wie gut es tut, in deiner Nähe zu sein. Ich habe das Gefühl, wäre ich dir nicht begegnet, wäre mir vermutlich etwas zugestoÃen.«
Properzia beugte sich über Alix, aus deren Gesicht die Sorge ein wenig verschwunden war, und legte ihre Lippen auf ihre. Ein zarter frischer Kuss, zur Linderung, zur Beruhigung. Dann zog sie sich zurück und seufzte.
»Donnerwetter! Ich bin dabei, mich zu verlieben.«
»Und ich, Properzia, ich verdank dir âºmeine Renaissanceâ¹. Dank dir finde ich mühelos Anschluss an eine neue Epoche.«
»Nun, verbringen wir die Zeit in gröÃtmöglicher Harmonie. Auf dass âºunsere Renaissanceâ¹ die wahre, die richtige ist. Vergessen wir den Rest. Geben wir uns der Kreativität hin, und genieÃen, was sie uns Gutes tut.«
Properzia setzte sich neben Alix und fing an, ihre weichen Schenkel zu streicheln, die in seidenen Strümpfen steckten und zum Vorschein gekommen waren, als sie sich auf der Bank ausstreckte. Properzia lieà die Hand vorsichtig an einem ihrer Beine hinaufgleiten und hielt an ihrem Knie inne.
»Heute werde ich nicht an deiner Skulptur arbeiten, Alix. Ich habe viel mehr Lust, dich zu streicheln.«
Alix lächelte traurig, und als sie spürte, wie Properzias Hand ihren Schenkel hinaufglitt, verkündete sie scheinbar ruhig:
»Ich bin schwanger, Properzia.«
Alle Inspiration verflog, jegliche Freude erstarb. Properzia hielt den Atem an. Das war es also, was, abgesehen von der Sorge um Mathilde, ihre Freundin betrübte. Ein Kind, das ihr berufliches Leben störte. Gerade jetzt, wo sie all ihre Zeit, ihre Energie und ihre Kapazitäten brauchte, um die im Unterricht erworbenen Fähigkeiten anzuwenden.
»Ein Kind«, hörte sie sich antworten, obwohl sie viel lieber etwas anderes gesagt hätte, »ein Kind wird deine alten Tage erheitern, wenn Louis bald seine Kirchenlaufbahn beginnt.«
Gott! Was gab sie für Torheiten von sich, wo sie doch genau das Gegenteil dachte? Ein Kind brachte alles durcheinander und hinderte Alix daran, ihre letzten groÃen Träume als Weberin zu verwirklichen. Schwanger zu sein, das war gut für die junge Valentine, die noch ein ganzes Leben voller Hoffnung vor sich hatte. Aber Alix mit fast vierzig Jahren! Warum hatte dieser unvernünftige Mathias ihr ein zweites Kind gemacht? Konnte er sich nicht mit seinen zwei Söhnen begnügen?
Die Eifersucht machte Properzia bitter und verärgert, und während sie sich bemühte, die übliche Ruhe und Gelassenheit wiederzuerlangen, begegnete ihr Blick dem von Alix. Die junge Frau hatte seit Langem begriffen, dass Properzia die Intimität, die
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