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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Valentine und Mathilde zu verlassen. Sie mussten zu ihren jeweiligen Gütern zurückkehren. Alix seufzte erleichtert auf, denn obwohl die Herren tadellos erzogen waren, missfiel es ihr ein wenig, welche Freiheiten ihre Töchter sich herausnahmen. Vor allem Mathilde, die ihre Schwester anstiftete und versuchte, sie von ihren freigeistigen Ansichten zu überzeugen.
    So war Alix nicht entgangen, dass Mathilde beim Aufstieg auf ihr Pferd ihren Kleidersaum gehoben hatte, um den beiden auserwählten Rittern ihre Waden zu präsentieren, und dass sie auf provokante Weise ihre Brust herausstreckte. Von daher plante Alix, mit Valentine zurückzureisen, die nicht ewig in Gesellschaft ihrer Schwester bleiben konnte. Aber François wusste diejenigen an sich zu binden, die ihm etwas bedeuteten, und wenn man eine königliche Rundreise einfach so verließ, lief man Gefahr, den König zu verstimmen.
    Claude fühlte sich ausreichend erholt, um sich in der wundervollen Umgebung von Château d’Ussé kurz zu zeigen. Der König wollte seine Gattin schonen und stattete ihr nur kurze Besuche in den Zimmern der Gasthäuser ab, die ihr den größtmöglichen Komfort boten, oder in ihrer Kutsche, wenn der Tross auf offener Strecke anhielt. Er gewährte ihr jedoch keine ganze Nacht. François versprach ihr, den ehelichen Beischlaf auszuüben, sobald sie ihr zweites Kind zur Welt gebracht habe.
    In Ussé war alles anders. Lucrèce d’Espinay spielte die Rolle der getreuen Prinzessin. Sie war eine entschlossene, energische, bezaubernd schöne Frau, was den stets gierigen Blicken des Königs nicht entging, und sie wusste mit unendlicher Großzügigkeit zu bewirten. Nichts war zu teuer oder zu luxuriös für den König und seinen Hof.
    Zum ersten Mal stand Alix und ihren Töchtern ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Château d’Ussé setzte sich mit seinem weißen Steinkleid, mit seinen Ecktürmen, seinen Nischen, seinen Giebeln, seinen Schloten und hohen bläulichen Dächern von dem dunklen Grün der Umgebung ab. Und erst die Zimmer!
    An jenem Morgen erwachte Valentine allein an der Seite ihrer Mutter. Mathilde war bereits früh aufgestanden, um einen Ausritt am Ufer des Cher zu unternehmen, was ihre Mutter ihr nicht zu verweigern gewagt hatte.
    Â»Ruh dich aus, mein Herz, und warte, bis Mathilde wiederkommt. Sie hat versprochen, gegen zwölf Uhr zurück zu sein.«
    Â»Musst du fort, Mama?«
    Â»Ich muss nach Chenonceau zurückkehren, um mir dort die Tapisserien mit den Wappen der Bohier anzusehen. Irgendetwas hat mich stutzig gemacht, und ich hatte nicht genug Zeit, sie mir im Einzelnen anzusehen. Aber ich muss es herausfinden, um die Wappen der Robertets zu beenden. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde rechtzeitig vor der Dunkelheit zurück sein.«
    Allein im Zimmer, fand Valentine keinen Schlaf mehr. Sie stand auf, ging hinunter und trat in den Vorhof des Schlosses. Die frische Morgenluft vertrieb die letzte Müdigkeit, und während sie auf ihre Schwester wartete, drehte sie eine Runde durch die Gärten.
    Plötzlich entdeckte Valentine in einem der kleinen Innenhöfe einen Maulesel. Er war an einen der Ringe gebunden, an denen man normalerweise die Weidenkörbe aufhängte, die Knechte und Dienstmädchen mit Brot, Früchten oder Gemüse füllten, um sie anschließend in die Küchen zu bringen.
    Â»Aber das ist ja Amandine!«, murmelte sie mit klopfendem Herzen.
    Vorsichtig ging sie auf das Tier zu und sagte sich, dass sie sich sicher täusche und das Maultier ihr einen wütenden Tritt mit seinen Hufen versetzen werde. Doch als sie näher kam, fing das Muli fröhlich an zu iahen, und als Valentine direkt vor ihm stand, leckte es ihr liebevoll die Hand.
    Â»Amandine, was machst du hier? Wer hat dich hergebracht?«
    Da sie leider keine Antwort auf ihre Frage erhielt, band sie das Maultier los und begab sich mit ihm in Richtung Stallungen. Überrascht sah sie auf einmal Jean de Daillon, der seinem Pferd Sattel und Geschirr anlegte.
    Â»Aber«, sagte sie erstaunt, »ich dachte, Ihr wärt abgereist, Sire Daillon.«
    Jener schien beschämt und errötete.
    Â»Es ist …«
    Â»Seid Ihr allein? Wo ist Euer Gefährte Louis de Longueville?«
    Â»Er ist …«
    Â»Oh!«, rief das junge Mädchen aus und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ist er etwa mit Mathilde

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