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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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ausgeritten?«
    Â»Ja.«
    Â»Lieber Jesus«, murmelte sie. »Warum hat sie Mamas Abwesenheit genutzt, um zu entwischen? Was Euer Freund da getan hat, ist nicht recht.«
    Â»Es tut mir leid. Ich konnte ihn nicht davon abhalten.«
    Valentine stieß einen herzzerreißenden Seufzer aus.
    Â»Es ist nicht Eure Schuld. Aber, Sire Daillon, weshalb seid Ihr zurückgekommen?«
    Der junge Mann zögerte, errötete noch tiefer und stammelte:
    Â»Als ich mich allein wiederfand, habe ich mir gesagt, dass ich Euch vielleicht bei den Ställen begegne. Ich habe mich nicht getäuscht.«
    Â»Amandine, mein Maultier, hat mich hergeführt«, erklärte sie. »Ich weiß nicht, auf welchen mysteriösen Wegen es hergekommen ist. Vielleicht kann meine Mutter es mir erklären. Bis dahin stelle ich es auf den Platz der Pferde. Meine Mutter hat Jason genommen, und Mathilde ist mit Césarine unterwegs.«
    Plötzlich bemerkte sie das Leuchten in den Augen des jungen Mannes. Er trat dicht vor sie und ergriff ihre Hand.
    Â»Valentine, ich möchte Euch so gern küssen. Gestattet Ihr?«
    Â»Aber nein, Sire Daillon! Das ist unmöglich!«
    Er zog sie mit einer Kraft an sich, die sie ihm nicht zugetraut hätte, und hielt sie in den Armen. Doch sie wandte den Kopf zur Seite, um ja nicht sein Gesicht zu berühren.
    Â»Ein Kuss!«, flehte er. »Nur ein Kuss!«
    Plötzlich stürzte sich etwas auf ihn, riss ihn nach hinten, versetzte ihm einen Schlag in den Bauch und warf ihn auf den Boden.
    Â»Nicolas!«
    Valentine spürte eine Ohrfeige auf ihrer Wange, und Tränen schossen ihr in die Augen.
    Â»Nicolas!«, schluchzte sie. »Dieser Edelmann hat mir … hat mir gesagt, dass Mathilde mit Sire de Longueville weggeritten ist.«
    Â»Was deine Schwester macht, interessiert mich nicht. Aber du, du betrügst mich nicht!«
    Â»Aber Nicolas! Ich habe dich nicht betrogen.«
    Noch nie hatte sie »ihren« Nicolas so wütend gesehen. Mit bleichem Gesicht und verkrampften Händen zerrte er sie und Amandine hinter sich her.
    Â»Oh Nicolas! Wohin bringst du mich?«
    Â»Das wirst du schon sehen.«
    Zufällig stießen sie auf Leo, den die Abwesenheit der Pferde zur Untätigkeit verurteilte. Er war überrascht, Nicolas zu sehen, und brachte sein Erstaunen durch einen ungewöhnlichen Ausruf zum Ausdruck. Dann bemerkte er den jungen Daillon, der noch immer lang auf dem Boden lag, stieß ein »Aua!« hervor und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    Â»Das warst doch nicht etwa du, oder?«, fragte er und drehte sich zu dem jungen Mann um.
    Â»Doch, das war ich. Hilf ihm auf, wenn du willst, und sag Alix, dass wir nach Tours zurückkehren. Die Anwesenheit von Valentine ist hier nicht mehr vonnöten. Wir kommen mit Amandine zurecht.«
    Â»Aber …«
    Â»Ich bitte dich, Leo, kein Aber. Und wenn Alix sich sorgt, sag ihr, dass ich groß genug bin, um mich von nun an um meine Verlobte zu kümmern.«
    Alles ging so schnell, dass Valentine nicht wusste, ob sie fröhlich oder traurig sein sollte. Die Ohrfeige hatte kaum geschmerzt, aber die Geste hatte sie verletzt. Was war in Nicolas gefahren, dass er seiner Enttäuschung und Wut auf derart brutale Weise Ausdruck verlieh? Sollten die fünfzehn Jahre, die sie Seite an Seite gelebt hatten, ohne sich je zu verlassen, in denen sie geredet, sich beraten, sich alles erklärt hatten, in schrecklicher Verachtung enden?
    Als sie hinter Nicolas auf Amandine saß, begriff sie, dass sie ebenso wütend gewesen wäre, hätte sie Nicolas in den Armen eines anderen Mädchens überrascht.
    Amandine trabte ruhig vor sich hin.
    Â»Nicolas!«
    Â»Ja.«
    Â»Bist du noch böse?«
    Â»Ja.«
    Valentine seufzte und legte ihre Arme um Nicolas. Gott! Was würde sie ohne ihn tun? Er war immer bei ihr gewesen, auch als sie als kleines Mädchen von ihrer Zwillingsschwester getrennt war und beinahe den Verstand verloren hatte. Nicolas war zugleich ihr Schatten und ihre Sonne.
    Sie ritten am Ufer des Cher entlang, auf der anderen Seite als die, die Mathilde gewählt hatte. Dann entfernte sich Nicolas von der Hauptstraße und fand einen Seitenweg, dem sie eine Weile folgten. Als er ein Wäldchen entdeckte, in dem einige Meter Holz am Rand gestapelt waren, hielt er an, stieg ab und band Amandine fest.
    Â»Komm«, sagte er. »Komm.«
    Sie warf sich in seine Arme und

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