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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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sich von Gott loszusagen. Habe ich mich ebenfalls klar ausgedrückt?«
    Sie brachen gleichzeitig in Lachen aus, während Louis, glücklich über die Wendung der Ereignisse, sie zufrieden lächelnd beobachtete. Er begriff, dass seine Mutter die Tatsachen endlich in Gänze akzeptiert hatte. Blieb noch sein Vater, doch Louis wusste, wenn Alix zustimmte, würde es Mathias ebenfalls tun.
    Gewiss, sein Vater würde genauso reagieren wie seine Mutter. Konnten sie ihren Sohn in verständnisvollere und liebendere Hände geben als in die von André?
    In dieser Hinsicht machte sich Alix keine Sorgen. Sie überlegte, inwiefern ihre Beziehungen von Nutzen sein konnten, die sie stets gepflegt hatte. So kannte sie in Bourges Bischof Antoine Bohier, mit dessen Mutter sie befreundet gewesen war, und stand in Verbindung zum Onkel der Familie, dem Finanzmann Jacques de Beaune, nun Baron de Semblançay. Er stellte unter ihren Kontakten ein ziemliches Schwergewicht dar, zumal sein älterer Sohn, Martin, Propst von Tours war und der jüngere, Guillaume, Schatzmeister der Stadt.
    Domherr Mirepoix, ihr alter Freund, hatte ihr dank seiner einflussreichen Familie, überaus angesehene Kaufleute aus Lyon, schon häufig aus der Not geholfen. Er würde für die nötige Anfangsfinanzierung sorgen, damit Louis nicht in einer tristen Klosterzelle dahinvegetierte.
    Â»Ich werde wie Jean de Villiers«, versicherte das Kind voller Überzeugung und unterstrich seine Äußerung mit einem eigenwilligen Kopfnicken.
    Â»Dieses Vorhaben gefällt mir sehr, Louis«, entgegnete Alix zufrieden. »Mehr noch. Die Vorstellung beeindruckt mich.«
    Natürlich zählte Jean de Villiers ebenfalls zum Kreis dieser ehrwürdigen Persönlichkeiten. Dank seiner, der durch ihren ersten Ehemann zu ihrer Familie zählte, war Louis eine glänzende Karriere sicher. Ja! Auf ihn würde Alix eines Tages zurückgreifen, wenn sie ihn brauchte. Ihr Sohn erinnerte sich nicht ohne Grund an ihn.
    Jean de Villiers! Alix dachte viele Jahre zurück. Jean de Villiers, Onkel des Webers Jacques Cassex, war zunächst einfacher Mönch und Domherr in Saint-Grégoire-de-Tours gewesen, bevor er nach Rom ging, um einen florierenden Handel zwischen der Türkei und dem Vatikan aufzubauen. Zunächst im Dienst Louis XII ., war er später für den mächtigen und reichen Alexander Borgia tätig gewesen. Von jenem Tag an war Jean de Villiers unaufhaltsam aufgestiegen. Er wurde Bischof, dann Kardinal in Saint-Siège in Rom. Ach! Gewiss, wenn Louis nach ihm kam, wollte Alix unbedingt, dass er einem Orden beitrat.
    Sie drehte sich zu ihrem Sohn um, trat auf ihn zu und fuhr ihm durch die widerspenstigen Locken, die genauso rot leuchteten wie die seines Vaters. Jedes Mal empfand sie dabei eine intensive Freude und sagte sich, dass Louis noch ein kleiner verletzlicher Junge war, der seine Mutter brauchte.
    Und nun würde man ihn von ihr trennen!
    Â»Du wärst ein so guter Weber geworden«, murmelte sie und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
    Â»Ich weiß«, flüsterte der Junge.
    Und als der Blick des Kindes unwillkürlich zu einem der Millefleurs an den Wänden des Esszimmers glitt, sagte sie mit einer Stimme, die nun ein wenig verbittert klang:
    Â»Louis! Du sollst stets die schönen und großen Tapisserien lieben. Dein ganzes Leben lang musst du den Beruf, den wir seit Generationen ausüben, ehren und verteidigen. Die Kirche und der Hochwebstuhl haben stets eine harmonische Verbindung gepflegt. Es gibt so wundervolle religiöse Werke, die du im Laufe der Jahre kennenlernen wirst. Kirchen und Kathedralen besitzen sie im Überfluss. Und vergiss nicht, dass die neue Renaissance sie höher schätzt als jede andere Epoche zuvor. Unser König setzt sich seit Langem für sie ein. Werde Priester, aber verleugne nie unser Handwerk.«
    Als sie sah, dass Louis ihr ebenso ernsthaft wie interessiert zuhörte, fuhr sie fort:
    Â»Und sobald du eine einflussreiche Position innehast, wirst du uns Aufträge zukommen lassen. Das versteht sich von selbst. Vergiss nicht Die Jungfrauen des Vatikan , die unsere Werkstatt für die Prälaten gewebt haben. Und die Geburt Christi. Die Kreuzigungen, Mariä Verkündigung , die Jungfrauen mit dem Kind .«
    André lachte aus vollem Herzen.
    Â»Da erkenne ich doch Euren Geschäftssinn wieder, Alix. Den werdet Ihr nie

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